Ohne Gas, Wasser und Strom, geht im Wohnmobil nicht wirklich viel und auch beim Thema Stromversorgung gibt es, einiges zu beachten. Aber das ist am Ende auch alles kein Hexenwerk.
Inhaltsverzeichnis
- Wie lange hält die Batterie im Camper durch
- Energie sparen durch LED Technologie
- Den Energiebedarf ermitteln
- Mit einem Batteriecomputer alles im Blick
- Der beste Batterietyp ist Lithium
- Die richtige Kabellänge und passende Adapter
- Unabhängigkeit dank einer Solaranlage
In der Regel befindet sich in jedem neuen Camper von Werk aus eine AGM Aufbaubatterie mit um die 90 Amperestunden. Wie lange eine solche Batterie durchhält, das lässt sich pauschal einfach nicht beantworten, weil es von vielen Faktoren, und zwar hauptsächlich von der Anzahl der Verbraucher abhängt. Eine Nacht sollte man aber eigentlich ohne weitere Probleme schaffen, ohne an das Stromkabel (230V) angeschlossen zu sein. Aber reicht eine Batterie aus, oder muss eine Zweite her und am besten noch zusätzlich eine Solaranlage auf dem Dach? Bevor man munter drauflos bestellt, sollte man sich nicht nur über die eventuell unnötigen Kosten, sondern auch über das zusätzliche Gewicht Gedanken machen. Erste Maßnahme ist die Reduzierung des Stromverbrauchs und dieses, ohne auf etwas verzichten zu müssen.
In den modernen Fahrzeugen ist in der Regel bereits durchgehend LED Technologie im Einsatz. Aber selbst hier sollte man mal einen genauen Blick auf die einzelnen Birnen werfen, denn manche Hersteller sparen hier immer noch am falschen Ende. Vor allem für ältere Fahrzeuge lohnt sich das Umrüsten auf LED, weil hierdurch der Stromverbrauch drastisch reduziert werden kann. In den meisten Lampen kommen Birnen mit dem G4 Sockel* zum Einsatz und die haben bei der gleichen Leistung in der LED Version gerade einmal 1,5 Watt. In den Deckenstrahler werden häufig MR16 GU5.3 Birnen* verbaut und die LED Versionen verbrauchen anstatt der Halogenlampen mit satten 20 Watt nur 3 Watt.
Nachdem alle Verbraucher auf stromsparende Technologien umgestellt wurden, also etwa Halogen gegen LED getauscht wurde, kann man weitermachen. Wie viel Energie wird eigentlich benötigt? Dazu macht man sich eine Aufstellung aller Stromverbrauchenden Geräte und deren Leistungsaufnahmewerte. Jetzt werden die Werte mit den typischen Einschaltzeiten multipliziert. So erhält man eine gute Übersicht des eigenen Strombedarfs. Wer gerne im Winter unterwegs ist, sollten hier eine zusätzliche Bilanz für die kalte Jahreszeit erstellen, weil hier der Strombedarf nochmal wegen der durchgehend laufenden Heizung höher ist. In moderneren Fahrzeugen kann man den aktuellen Energiebedarf an einem Bedienpanel ablesen und für ältere Fahrzeuge lohnt sich die Nachrüstung eines Batteriecomputers.
Auch ist es empfehlenswert, sich darüber Gedanken zu machen, welche der hungrigen Verbraucher müssen denn mit auf Reisen und gibt es nicht gar eine 12V bzw. USB Alternative. Nehmen wir mal Netzteile für Kamera, Laptop usw. als Beispiel. Für ältere Geräte benötigt man stromhungrige 230V Netzteile, während modernere Geräte oftmals auch per USB bzw. per USB-C Kabel versorgt werden können.
Wer jederzeit wissen, wie es um die Kapazität seiner Batterie bestellt ist, dem hilft ein Batteriecomputer. Ein solcher Batteriecomputer besteht grundsätzlich aus zwei Komponenten. Einem sogenannten Shunt und dem Anzeigemodul bzw. dem Computer. An den Shunt werden die Batterien angeschlossen und dadurch werden alle Lade- und Entladeströme genau mitgezählt. Warum man seine Batterie(n) steht im Blick haben sollte, das habe ich ja bereits niedergeschrieben.
Anhand vorher angegebener Werte werden Batteriegröße, Selbstentladung, Batteriebelastung etc. auch berücksichtigt. Aus den gemessenen Werten und der Batteriegröße wird dann die genaue Restkapazität der Batterie errechnet. Das Ergebnis ist die korrekte Anzeige des Ladezustandes (der noch entnehmbaren Kapazität, Restladung) der Bordbatterie als Zahlenwert in Amperestunden („Ah“) und in Prozent („%“) sowie als übersichtlicher Füllstands-Balken, ähnlich einer Akkuanzeige vom Smartphone. Einen detaillierten Erfahrungsbericht findest du hier im Blog.
In den meisten Fahrzeugen findet man von Werk aus eine AGM Batterie mit etwa 90 Amperestunden. Alternativ gibt es in der gleichen Preisliga noch Blei-Gel Batterien. Die AGM-Batterien lassen sich schneller und mit stärkerem Strom als Blei-Gel-Batterien aufladen und können, falls notwendig, größere Strommengen (Wechselrichter für 230V) an die Verbraucher liefern. Die Gel-Batterien ermöglichen eine Stromentnahme über einen langen Zeitraum hinweg, wobei sie halt weniger in der Lage sind, in kurzer Zeit hohe Ströme abzugeben. Sie haben nahezu keinerlei Selbstentladung und sind unempfindlicher gegen eine Tiefentladung.
Wer seine Batterie vollständig entlädt , der sorgt für eine sogenannte Tiefentladung und diese verkürzen die Lebensdauer der Batterie drastisch. Damit man lange etwas von seiner Batterie hat, darf man sie nicht mehr als 50% entladen. Somit muss man dieses auch beim Ermitteln des Energiebedarfs berücksichtigen. Soll bedeuten, dass wenn man 90 Amperestunden (Ah) als ausreichend ermitteln haben sollte, benötigt man zwei Batterien mit jeweils 90 Amperestunden. Die gemeinsamen zur Verfügung stehenden 180 Amperestunden darf man ja nur bis zu 50 % entnehmen, um der Batterie nicht zu schaden und dann käme man auf die benötigten 90 Amperestunden, aber halt leider mit 2 Batterien anstatt der einen.
Zusätzlich sind neben der Tiefentladung noch die Zyklen zu beachten, welche die Lebensdauer der Batterie definieren. Ein Zyklus ist, wenn eine Batterie entladen und wieder aufladen wird. Wie viele Zyklen die Batterie verträgt, hängt zum einen vom Batterietyp (Flüssig, Gel, AGM, Lithium) ab und zweitens, wie tief die Batterie während eines Zyklus entladen wurde. Je mehr Energie aus der Batterie entnommen wurde, desto geringer ist ihre Lebensdauer. Ein frühes Nachladen kann sich hier sehr positiv bemerkbar machen und die Lebensdauer der Batterie drastisch erhöhen, was wiederum für eine Solaranlage spricht.
Die beste, aber leider auch teuerste Wahl sind Lithiumbatterien. Eine Tiefentladung macht Ihnen eigentlich nichts aus und sie ermöglichen deutlich längere Laufzeiten und im Gesamtgewicht sind sie viel leichter. Um eine vergleichbare Gesamtleistung zu bekommen, müsste man 2 AGM Batterien mit 90 Ah einer Lithium-Batterie mit 90 Ah gegenüberstellen. Das wären dann bei meinen zwei Phaesun Store Rich zusammen 46 Kilo, gegenüber einer Epsilon von Super B mit nur 12,5 Kilo also 33,5 Kilo Ersparnis. Auch sind sehr hohe Stromaufnahmen möglich, was die Ladezeiten deutlich reduziert. Leider ist der Anschaffungspreis um ein Vielfaches höher. Aber auch hier handelt es sich um eine aus meiner Sicht sehr lohnende Investition in die Zukunft. Warum wir dann selber noch keine Lithium Batterie im Einsatz haben und stattdessen mit den beiden schweren AGM Batterien durch die Gegen tingeln, könnt ihr hier nachlesen.
Auf Stell- und Campingplätzen läuft die Stromversorgung in den meisten Fällen über einen CEE-Stecker. Ich würde immer dazu raten anstatt einer Kabeltrommel, besser ein loses Kabel zu verwenden, da man die Kabeltrommel wegen Brandgefahr immer ganz abrollen muss. Nach 4 Jahren Camping kann ich sagen, dass 30 Meter zu 99 % ausreichen, um vom Camper zu Stromsäule zu gelangen. An ein solches CEE-Verlängerungskabel*, kann man am Ende auch ein kurzes Adapterkabel mit Schuko-Buchse* stecken. Mit der Kombination aus dem langen Kabel und dem Adapter fahren wir sehr gut und hatten nie Probleme.
Wir haben seit 2017 eine Solaranlage im Einsatz und diese würden wir nie wieder missen wollen. Wer gerne unabhängig reist und nicht oft auf einem Stell oder Campingplatz steht, der ist auf seine Aufbaubatterie angewiesen. Aber auch auf Stellplätzen sind nicht immer Stromsäulen oder genügend davon verfügbar. Ist die Batterie leer, geht nicht mehr wirklich viel im sonst komfortablen Reisemobil. Hier rede ich erst gar nicht von Kaffeemaschine, TV und sonstigen „Luxusgütern“, sondern von ganz einfachen Dingen wie der Wasserspülung fürs Klo oder der Lüftung für die Heizung.
Wir haben uns beim neuen LMC Explorer Comfort, mit Euro 6 Motor, gegen einen Ladebooster und dafür aber für mehr Solarenergie. In dem Fall sind es 3 Back-Contact-Zellen von Sunpower mit je 110 Wp und somit insgesamt 330 Watt Leistung in der Spitze. Es handelt sich hierbei um monokristalline Back-Contact Solarzellen (Rückseiten kontaktiert) mit dem derzeit höchsten Wirkungsgrad.
Neben den 3 Solarmodulen wurde ein passender Votronic MPP 360 Solarregler und ein Votronic Bluetooth-Connector S-BC verbaut. Letzterer ersetzt den klassischen Votronic LCD-Solar-Computer S durch den Votronic Energy Monitor in Form einer App. In den meisten Urlauben benötigen wir keinen Anschluss an eine Stromsäule, sondern kommen vollständig mit der eingespeisten Solarenergie aus, wobei es sich hier auch noch um 100 % Ökostrom handelt.
Die Solaranlage versorgt unseren Camper aber nicht nur im Urlaub mit Strom, sondern, auch dann, wenn er neben dem Haus auf seinen nächsten Einsatz wartet. Das hat den schönen Nebeneffekt, dass ein kontinuierliches Nachladen den Batterien sehr guttut. Also eine absolute Kaufempfehlung.