Wer die Wahl hat, der hat die Qual und so ist es auch bei dem passenden Grundrisse fürs Camping. Vom mit einfachen Mitteln ausgebauten Pkw, bis zum Luxusliner im Wert über einem Einfamilienhaus, gibt eigentlich alles auf dem Markt. Natürlich ist der Fahrzeugtyp oder auch Grundriss nicht immer identisch und bei den Herstellern gibt es am Ende auch noch große Unterschiede in der Verarbeitung und wintertauglich sind auch noch lange nicht alle großen Wohnmobile, aber die gängigsten Fahrzeugtypen stelle ich euch hier kurz zur Übersicht vor.
Campingbus (Van)
Multivans wie VW T6, Ford Transit, Mercedes Vito o.ä. sind ein sehr beliebter Kompromiss. Volle Alltagstauglichkeit dank geringer Maße und einer parkhaustauglichen Höhe, machen diese Fahrzeuge so beliebt. Diverse Hersteller bieten fertige Module an, mit welchen das Fahrzeug in wenigen Minuten als Camper einsatzbereit ist.
Wegen des geringen Platzangebotes ist ein festes Bett kaum möglich, wenn man an einem (noch so kleinen) Tisch essen möchte. Hier könnte das Aufstelldach ein sinnvolle Wahl sein, welches aber nur bedingt Wintertauglich ist. Frischwasser gibt es in der Regel nur aus einem Kanister (20L) und eine Toilette ist höchstens als Porta Potti ohne jede Privatsphäre zu realisieren. In der Regel ist man mit einem Campingbus somit die Infrastruktur von Campingplätzen angewiesen.
- Geeignet für 2 bis 4 Personen
Vorteile
+ Alltagstauglichkeit (Parkhaus / Stadt)
+ Unauffälliges Erscheinungsbild
+ Amortisierung der Kosten durch Nutzung als Alltagsfahrzeug
Nachteile
– Geringer Stauraum bzw. Kapazitäten
– Kein eigenes Bad
– Wenig Komfort und Privatsphäre
– Eingeschränkt Wintertauglich
Kastenwagen
Deutlich unter dem Preis etwa eines fertigen VW California, bekommt man bereits komplett ausgebaute Kastenwagen, welche in den meisten Fällen den Fiat Ducato als Basisfahrzeug verwenden. Neben Bett, Küchenzeile und Sitzgruppe, stellen diese auch Toilette und Dusche in einem separaten Raum bereit. Die Kapazitäten von Frisch und Abwasser reichen je nach Verbrauch für mehrere Tage und genügend Stauraum findet sich nicht nur in den diversen Hängeschränken.
Nicht mehr ganz so alltagstauglich wie ein Van, aber immer noch kompakter und wendiger als ein „normales“ Wohnmobil, sind Kastenwagen und seit Jahren auf dem Vormarsch. Auch optisch fallen die Fahrzeuge nicht so auf, wie die „großen“ weißen. Bei 2 Personen ist alles kein Problem, bei 3 oder gar 4 Erwachsenen wird es aber schon recht eng.
- Geeignet für 2 bis 4 Personen
Vorteile
+ Geringer Anschaffungspreis
+ Relativ kompakte Maße
+ Gewisse Autarkie möglich
+ Bad, Küche, Dinette, Stehhöhe
Nachteile
– Wenig Platz für mehr als 2 Personen
– Geringe bauformbedingte Innenbreite
– Oftmals ein Kompromiss
– Nur teilweise Wintertauglich
Alkoven
Wenn man an Familien im Wohnmobil denkt, dann denkt man meistens an den Alkoven. Die Knubbelnase ist bei Familien sehr beliebt, weil Sie ein festes Bett für Kinder oder Erwachsene bieten. Weitere Schlafplätze findet man dann im Heck oder nach Umbau der Sitzgruppe. Vier Sitz und Schlafplätze sind in der Regel Standard und mache Hersteller bewerben gar bis zu 6 Personen. Hierbei bringt aber spätestens die beliebte 3,5 Tonnenklasse Probleme bei der Zuladung.
Ansonsten bring der Grundriss viel Stauraum und ein gutes Platzangebot mit. Küche, Bad, Sitzgruppe und ausreichend Gangfreiheit, sind wie auch eine geräumige Heckgarage, bei humaner Länge, in den meisten Fällen die Argumente für die Fahrzeuge mit Alkoven. Wo Licht ist, da ist natürlich auch Schatten und so sind Familien bei 3,5 Tonnen schnell überladen. Der Alkoven ist auch nicht gerade aerodynamisch und somit ist mit einem höheren Spritverbrauch zu rechnen und die Sicht etwa bei Überhängen ist deutlich eingeschränkter.
- Geeignet für 4 bis 6 Personen
Vorteile
+ Der beliebte Familientyp
+ Ausreichend Stauraum
+ Große Heckgarage
+ Separater Bereich für die Kids
Nachteile
– Höherer Spritverbrauch
– Optisch nicht so ansprechend
– Unhandliche Höhe bei Überhängen
– Bei 3,5 Tonnen schnell überladen
Teilintegrierter
Wenn vorn ein original Fiat Ducato Fahrerhaus, mit 205 cm Breite, an einen breiteren Aufbau integriert wird, spricht man vom beliebtesten Grundriss unter den Wohnmobilen, dem Teilintegrierten. Für 2 Personen bietet dieser Grundriss genügend Platz und für weitere Reisende wird die Sitzgruppe als Bett umgebaut, oder es fährt ein Hubbett von der Decke herab. Bis auf das zusätzliche Platzangebot im Alkoven sind sich die beiden Aufbauten sehr ähnlich. Somit perfekt für 2 Personen, welche „gelegentlich“ eine dritte oder vierte Person mitnehmen. Ein Hubbett klingt auf den ersten Blick sehr praktisch, versperrt aber neben der Nutzung der Sitzgruppe, oftmals leider auch die Aufbautür.
Vom Doppelbett (Quer), über das Quensbett (Einsteig von links und rechts), bis zu Einzelbetten ist beim Teilintegrierten nahezu alles denkbar und dies oftmals unter 7 Metern Gesamtlänge. Trotz der recht kompakten Maße, bietet er vom Aufbau her mehr Platz als ein Kastenwagen. Nach vorn hin, also zum Fahrerhaus, zeigt aber auch er seine Schwächen, nämlich bei der Wärmeisolierung durch das originale Fahrerhaus eines Lieferwagens.
- Geeignet für 2 bis 4 Personen
Vorteile
+ Beliebter Fahrzeugtyp für Paare
+ Ausreichend Stauraum & Heckgarage
+ moderater Anschaffungspreis
+ Bessere Aerodynamik wie ein Alkoven
Nachteile
– Kein festes Bett für die 3-4 Person
– Hubbett versperrt oft den Weg
– Geringere Wärmeisolierung
Vollintegrierter
Im Gegensatz zu Teilintegrierten wird bei den Vollintegrierten auch das eigentliche Fahrerhaus aus einem Guss durch den Hersteller gebaut und bietet somit auf der gesamten Länge die gleiche Fahrzeugbreite. Das bietet insgesamt einen höheren Nutzwert auf gleicher Fahrzeuglänge. Ein Hubbett kann etwa direkt an der Scheibe des Aufbaus herabgelassen werden und versperrt somit weder die gesamte Sitzgruppe noch die Aufbautür. Bei Vollintegrierten ist in der Regel eine bessere Isolierung vorhanden und sie garantieren somit ein angenehmeres Wärmegefühl auch bei sehr tiefen Temperaturen.
Auch hier sind natürlich Doppelbett, Quensbett oder Einzelbetten machbar und auch eine separate Dusche, sowie Raumtrennungen sind beim Vollintegrierten häufig anzutreffen. Insgesamt bietet der Vollintegrierte ein ausgezeichnetes Raumgefühl und ein luxuriöses Interieur.
- Geeignet für 2 bis 4 Personen
Vorteile
+ Bestmöglicher Nutzwert
+ Viel Stauraum inkl. Heckgarage
+ Sehr gute Isolierung und Wintertauglichkeit
+ Separate Dusche möglich
Nachteile
– Höherer Anschaffungspreis
– Höherer Wartungskosten etwa die Scheibe
Liner
Wenn Fahrzeuglänge und Gesamtgewicht keine Rolle mehr spielen und der Geldbeutel auch die Investition eines rollenden Einfamilienhauses hergeben kann, ist man bei den sogenannten Linern angekommen. Obwohl 10-12 Meter keine Seltenheit sind, ist ein Liner in der Regel auf 2 Personen ausgelegt. Die sehr luxuriöse Ausstattung beinhaltet nicht selten ausfahrbare Erker (Slide-Outs), oder eine zusätzliche Pkw-Garage im Heck oder unter dem Fahrzeug.
Der ganze Luxus hat auf der Gesamtfläche natürlich nicht nur Vorteile. So ist nicht nur der Anschaffungspreis enorm, sondern auch die reinen Unterhaltskosten, weil wir hier von 7,5 Tonnen oder nicht selten mehr sprechen, sind wiederum 20-30 Liter auf 100 Kilometer eher Standard. Die Größe schränkt aber auch die Bewegungsfreiheit ein, weswegen oftmals ein PKW per Anhänger oder in der Heckgarage für die Mobilität vor Ort mitgenommen werden sollte.
- Geeignet für 2 bis 6 Personen
Vorteile
+ Bestmöglicher Nutzwert
+ Extrem viel Stau- und Nutzraum
+ Sehr gute Isolierung und Wintertauglichkeit
+ Separate Bereiche
Nachteile
– Sehr hoher Anschaffungspreis
– Sehr hohe Unterhaltskosten
– Geringe Abstellmöglichkeiten
– Teilweise wenig Stellplätze für Länge
Expeditionsfahrzeug
Wo „normale“ Wohnmobile wegen der Beschaffenheit des Untergrunds nicht hinkommen, fängt es mit den sogenannten Expeditionsfahrzeuge erst richtig an Spaß zu machen. Während auf normalen Straßen die grobstolligen Reifen eher im Nachteil sind, bietet diese im Gelände genau das, was man hier braucht. Neben den Reifen sind aber vor allem größere Bodenfreiheit, der Böschungswinkel und der Allradantrieb die entscheidenden Faktoren fürs eigentliche Weiterkommen.
Wer gerne abseits der normalen Straßen unterwegs ist und/oder abgelegenere Gebiete bereisen möchte, der kommt um ein Fahrzeug mit Bodenfreiheit und Allrad kaum herum. Neben den eben genannten Punkten sind solche Fahrzeuge auch perfekt für extreme Wetterbedingungen ausgerüstet. Wintertauglichkeit ebenso Standard, wie größere Tanks für Wasser, Abwasser, Diesel oder Gas, um eine bestmögliche Unabhängigkeit zu ansonsten notwendiger Infrastruktur zu bieten. Die Auswahl an Varianten ist auch riesig, vom 7 Meter Schlechtwegeallrad auf Mercedes Sprinter, bis zum MAN KAT 8 ist hier alles möglich. Auch preislich gibt es hier eigentlich keine Grenzen.
- Geeignet für 2 bis 4 Personen
Vorteile
+ Bestmöglicher Nutzwert
+ Geländetauglich
+ Viel Stau- und Nutzraum
+ Sehr gute Isolierung und Wintertauglichkeit
Nachteile
– Höherer Anschaffungspreis
– Je nach Größe hoher Spritverbrauch
– Höherer Reifenverschleiß