Manchmal braucht es nur eine Idee, ein paar freie Wochen und ein vollgetanktes Wohnmobil – und schon beginnt eine Zeit, die noch lange nachklingt. Unsere Reise führte uns in den hohen Norden, nach Finnland: ein Land mit endlosen Wäldern, mit über 100.000 tausend Seen und der berühmten Stille, bei der man fast seinen eigenen Pulsschlag hören kann, wenn da nicht manchmal das nervige Summen der Mücken und Bremsen wäre.
Fernab vom Massentourismus wollten wir in die finnische Natur eintauchen. Entschleunigen, direkt am Seeufer stehen, Kanu fahren, angeln, abends am Lagerfeuer sitzen, morgens mit Blick aufs Wasser aufwachen und natürlich in einer heißen Sauna schwitzen, während draußen die Sonne nicht untergeht. Finnland ist wie gemacht für das Reisen mit dem Wohnmobil.
In drei Wochen haben wir knapp 3000 Kilometer in einem der entspanntesten und weitläufigsten Reiseländer Europas zurückgelegt. Von der Hauptstadt Helsinki im Südwesten des Landes zog es uns über die Via Karelia immer weiter in Richtung Norden. Teilweise nur einen Steinwurf von der russischen Grenze entfernt bis über den Polarkreis und von dort aus wieder in Richtung Süden.

Wir erlebten neben der besonderen Gastfreundlichkeit und Gelassenheit der Finnen eine atemberaubende Natur. Manche der traumhaften Plätze an einem der über 100.000 Seen Finnlands waren zwar nur über recht üble Schotterwege mit tiefen Löchern zu erreichen, von denen sich aber trotz heftigem Rütteln und Schütteln des gesamten Fahrzeugs am Ende jeder Meter gelohnt hat. An gewissen Streckenabschnitten der östlichen Urlaubsroute Via Karelia sind uns mehr Rentiere begegnet als Fahrzeuge.
Die Landschaft ist wunderschön und jeder Sonnenuntergang war ein Geschenk, und wer Wassersport wie stunden‑ bzw. tagelange Kanutouren mag, wird in Finnland ebenso wie jeder Angler voll auf seine Kosten kommen. Auch wenn ich beim Angeln manchmal nicht so wirklich erfolgreich gewesen bin, hat die entspannte Zeit am oder auf dem See alles entschädigt.
Jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen des ersten Teils unserer Reise durch Finnland.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbereitungen für eine Reise nach Finnland
- Die Stationen dieser Etappe
- Mit Finnlines entspannt nach Helsinki
- Ein Abstecher ins finnische Schärenmeer
- Besichtigung von Burg Raseborg
- Zum Aussichtsturm Kaukolanharju
- Mit Blick aufs Wasser aufwachen
- Die Gletschertöpfe von Askola
- Der Übernachtungsplatz Korttia
- Ein Abstecher nach Porvoo
- Über die Inselkette Pulkkilanharju
- Entschleunigen bei Camping Sysmä
- Die Burg Olavinlinna bei Savonlinna
- Die Kerimäki Kirche – Ein Holz-Riese am Saimaa-See
- Ein Traumplatz bei Puhos
Vorbereitungen für eine Reise nach Finnland
Es gibt ein paar Dinge, die man beachten sollte, wenn man mit Wohnmobil, Wohnwagen oder Zelt nach Finnland reist. Fangen wir mal mit Genussmitteln wie Alkohol an, denn dieser ist in allen skandinavischen Ländern sehr kostspielig und teilweise nur in speziellen Geschäften erhältlich. Für Reisende aus EU-Ländern gelten zwar Richtmengen beim Import von Alkohol, aber die sind sehr hoch.
So kann jeder Erwachsene zum Beispiel 10 Liter Spirituosen, 20 Liter alkoholische Zwischenerzeugnisse, 90 Liter Wein (davon maximal 60 Liter Schaumwein) und/oder 110 Liter Bier nach Finnland einführen. Das sollte für den Urlaub sicher mehr als ausreichen.
Ansonsten bekommt man in Finnland alles in den Geschäften zu recht ähnlichen Preisen zu kaufen. Manche Dinge, wie Obst oder Gemüse, müssen importiert werden und sind daher teuer, aber es hält sich im Rahmen und ist nicht mit Island vergleichbar. Je höher man natürlich in den Norden des Landes fährt, desto seltener werden die Geschäfte und somit steigen auch die Preise.
Campinginfrastruktur in Finnland
Egal ob mit dem Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil unterwegs – in Finnland findet man eine große Auswahl an Campingplätzen, oft in traumhafter Lage direkt an einem See oder in der Nähe von Nationalparks. Die Plätze sind in der Regel recht günstig, gut ausgestattet, mit sauberen Sanitäranlagen, Stromanschlüssen, Waschmaschinen, Küchen und oft sogar Saunen.
Viele Campingplätze bieten außerdem kleine Hütten (Mökit) zur Miete an – ideal für Regentage oder wenn man ohne eigenes Fahrzeug reist. Klassische Wohnmobilstellplätze findet man in Finnland dagegen eher selten. Dafür aber eine insgesamt große Akzeptanz und Hilfsbereitschaft gegenüber Campern – Frischwasseranschlüsse sind in vielen Orten wie Tankstellen und Einkaufszentren kostenlos zugänglich, was auch daran liegen kann, dass die Finnen selbst leidenschaftliche Camper sind.
Lediglich Entsorgungsstationen für die Campingtoilette und das Grauwasser findet man seltener. Eine Trockentrenntoilette im Wohnmobil zu haben, ist daher schon ein Vorteil, was die Entsorgung angeht, und wer hieran Interesse hat, dem empfehle ich, meinen Artikel zur OGO von ToMTuR zu lesen, welche wir in Finnland ausgiebig getestet und für sehr gut befunden haben.
Always online – Prepaidkarte in Finnland kaufen
Als wir den Hafen von Helsinki in Richtung Westküste verließen, habe ich mir an einer ABC-Tankstelle noch eine physikalische Prepaidkarte vom Anbieter elisa für unseren WLAN-Router* besorgt, welcher die beste Netzabdeckung in Finnland hat. Die Prepaidkarten bekommt man an fast jeder Tankstelle, im Kiosk und Supermarkt. Wem eine eSIM für Smartphone oder Tablet ausreicht, der kann das Ganze auch bequem online erledigen.
Tipp: Wer den Google-Chrome-Browser nutzt, dem kann die Seite von elisa direkt auf Deutsch übersetzt werden, was den Vorgang sehr erleichtert.
Es gibt verschiedene Tarife (mit und ohne Telefonie/SMS) mit unterschiedlichen Bandbreiten. Das Datenvolumen innerhalb Finnlands ist in allen Tarifen immer unbegrenzt. Das Starterpaket mit physikalischer SIM-Karte kostet lediglich 4,90 € und beinhaltet 6,00 € Startguthaben.
Ich entschied mich für den Tarif „5G Internet 300M“ zum Preis von 29,99 €. Dieser beinhaltet
Unbegrenztes Internet mit max. 300 Mbit/s im 5G-Netz innerhalb von Finnland und 37 GB in EU-/EWR-Ländern für 30 Tage.

Es fehlten mir mit dem Startguthaben also nur noch rund 25 € und auch dieses Guthaben kann man an der Tankstelle kaufen und per SMS der Karte zuweisen. Ein Hinweis an dieser Stelle: Das Guthaben kann man auch online per Kreditkarte erwerben, und dazu benötigt man lediglich die Prepaid-Abonnementnummer, welche auf dem SIM-Kartenrahmen des Starterpakets zu finden ist. Nach wenigen Minuten waren alle Geräte im Wohnmobil online und die Netzabdeckung war auf der gesamten Reise im 5G-Netz hervorragend.
Die Benzinkosten zu vergleichen, lohnt sich!
Wo wir gerade bei Tankstellen sind. Benzinpreise ändern sich aufgrund von Faktoren wie dem Weltmarktpreis für Rohöl, Steuern und Abgaben, soweit klar, aber in Finnland können 100 Meter Luftlinie über 30 Cent pro Liter ausmachen. Wir haben in den drei Wochen sehr deutliche Preisunterschiede von Tankstelle zu Tankstellen festellen können.

Nicht selten lagen zwischen den einzelnen Tankstellen nur wenige Kilometer und Differenzen von 10–15 Cent pro Liter waren hier normal. In einem Fall habe ich erst gedacht, ich hätte mich verlesen, denn bei der ABC kostete der Liter nur 1,58 EUR und keine 100 Meter weiter waren es bei St1 ganze 1,82 EUR.
Die Betreiber Teboil, Neste, St1 und ABC sind am häufigsten vertreten, aber dass eine der Marken immer die günstigste wäre, konnten wir nicht bestätigen. Es lohnt sich also immer zu vergleichen, denn so lässt sich die Reisekasse am einfachsten schonen.
Was die Tankstellendichte angeht, so wird diese natürlich, je höher man in den Norden und in dünn besiedeltere Gegenden fährt, immer dünner. Frühzeitiges auf bzw. Nachtanken kann sich also ebenso lohnen wie die Preise zu vergleichen.
Mücken und Bremsen
In den skandinavischen Ländern können Mücken und Bremsen an manchen Orten zur echten Herausforderung werden. Die Kombination aus den zahlreichen Seen, feuchten Böden und langen, hellen Tagen bietet ideale Brutbedingungen für diese nervigen Insekten.
Während die kleinen Mücken vorwiegend in den Abendstunden aktiv sind, sind Bremsen größer, aggressiver und stechen einen auch tagsüber. Besonders unangenehm: Bremsen verfolgen einen teilweise sogar sehr hartnäckig und ihr Stich kann echt schmerzhaft sein. Sie sind aber recht laut, wenn sie einen vor dem Stich umkreisen, und daher greife ich sehr gerne zur Fliegenklatsche oder etwas Ähnlichem, um die Viecher zu vertreiben bzw. zu beseitigen.
Es helfen aber natürlich auch unterschiedlichste Insektenschutzmittel und wir können auch nach vielen Urlauben in skandinavischen Ländern keinen wirklichen Favoriten nennen. Sie wirken alle etwa gleich gut und müssen regelmäßig erneuert werden.

Wenn es dann doch passiert ist, dann hilft primär Wärme, und daher sollte ein Insektenstichheiler wie der heat it (Testbericht) immer griffbereit sein. Womit wir auch ausgezeichnete Erfahrungen gemacht haben, ist das Gerät von Thermacell*, wo man kleine Wirkstoffplättchen und Gaskartuschen einsetzt, die dann eine bis zu 20 m² große Schutzzone erzeugen, was tatsächlich gut funktioniert hat. Es gab auf unserer Tour nur sehr wenige Plätze, an denen wir es trotz aller vorbeugenden Maßnahmen nicht aushielten und den Rückzug antreten mussten.
Die Stationen dieser Etappe
Mit Finnlines entspannt nach Helsinki
Bereits im November letzten Jahres, direkt nach Erscheinen des Fahrplans für 2025, haben wir unsere Fährüberfahrt(en) bei der Reederei Finnlines gebucht. Von Deutschland (Travemünde) ist die Überfahrt mit der Fähre nach Finnland (Helsinki) aus unserer Sicht die entspannteste und sogar kostengünstigste Anreise mit dem eigenen Fahrzeug.
Neben den verfügbaren Frühbucherpreisen sollte man auch dem kostenlosen Treueprogramm Star Club beitreten, um zusätzliche Rabatte für jede Fährbuchung zu erhalten! Man bekommt als Star-Club-Mitglied auch im Bordshop und an der Bar Rabatte. Es lohnt sich also auf jeden Fall!

Die Anzahl an Haustierkabinen ist auf den Fähren von Finnlines (gilt auch für andere Reedereien) immer etwas begrenzt, sodass eine frühzeitige Buchung nicht nur aus finanziellen Gesichtspunkten von Vorteil ist. Die Einschiffung in Travemünde startete gegen Mitternacht und wir konnten direkt unsere LUX-Außenkabine beziehen, welche aufgrund der Rabatte zum Schnäppchenpreis zu haben war. Mit etwas Verspätung verließ die MS Finnstar gegen halb vier Travemünde in Richtung Helsinki.


Es lohnt sich, bei Finnlines die Mahlzeitenpakete zu buchen. Auf der Hinfahrt beinhaltet dieses Paket einen ausgiebigen Brunch von 09:30 bis 13:00 Uhr und abends von 18:30 bis 20:30 Uhr ein Abendessen. Am Ankunftstag wird von 7:30 Uhr bis 9:30 Uhr Frühstück serviert. Alle Mahlzeiten sind immer als Buffet gestaltet, zu jeder Zeit sehr frisch und reichhaltig. Man sollte beim Abendessen jedoch frühzeitig erscheinen, weil bereits zur Hälfte der Öffnungszeiten das Buffet an manchen Stellen nicht mehr aufgefüllt wird.
Wichtiger Hinweis für alle, die noch nie mit Finnlines gereist sind: An Bord gilt immer die finnische Zeit, die der mitteleuropäischen Zeit (MEZ) eine Stunde voraus ist. Nicht, dass man noch entspannt als Einziger in der Sauna sitzt und das erst merkt, als der letzte Aufruf per Durchsage zum Essen kommt.
Trotz eines medizinischen Vorfalls an Bord mit Hubschraubereinsatz legten wir nach etwa 32 Stunden Überfahrt pünktlich um 10:00 Uhr in Helsinki an. Das Wetter war aber nicht gerade einladend. 15 °C und bewölkt, aber immerhin (noch) trocken. Wir beschlossen daher als erstes in Richtung Westküste zu fahren, weil es dort laut Wetterbericht ein kleines bisschen besser aussah und sich das Wetter an der Küste immer am schnellsten verändern kann.
Ein Abstecher ins finnische Schärenmeer
Mit vollem Tank und Prepaidkarte konnte es weiter in Richtung Küste gehen. Vor der Südwestküste Finnlands liegt eines der größten Schärengebiete der Welt: das finnische Schärenmeer. Über 20.000 Inseln und Inselchen, verstreut wie Puzzlestücke in der Ostsee, bilden ein einzigartiges Naturparadies.
Hier verschmelzen Meer, Himmel und Felslandschaften und kleine Dörfer mit roten Holzhäusern schmiegen sich an die Ufer und Fähren (die gelben Autofähren sind kostenlos) verbinden die Inseln wie Perlen auf einer Kette. Besonders eindrucksvoll ist die sogenannte Schärenringstraße (Saariston Rengastie), eine Route von bis zu 250 Kilometern, die mit dem Auto, Rad oder natürlich auch dem Wohnmobil erkundet werden kann.
Wir verschieben das Inselhopping jedoch aufgrund des schlechten Wetters auf ein anderes Mal und entscheiden uns für einen Platz bei Sommarö. Nachdem der Regen aussetzte, starteten wir noch einen kleinen Spaziergang und verbrachten hier unsere erste Nacht auf finnischem Boden.
Besichtigung von Burg Raseborg
Für die nächsten Tage war zumindest kein Regen vorhergesagt, und so fuhren wir von der Küste wieder auf unsere ursprünglich geplante Route in Richtung Osten und machten in der Nähe von Ekenäs bei der Burg Raseborg (finn. Raaseporin linna) einen Zwischenstopp.

Versteckt inmitten dichter Wälder im südwestlichen Finnland, unweit der Küste von Ekenäs, liegt die Burg Raseborg aus dem 14. Jahrhundert. Sie wurde einst von den schwedischen Besatzern auf einem Felsen erbaut, welcher ursprünglich von Wasser umgeben war, wodurch die Burg vom Meer aus per Schiff erreichbar war.
Trotz ihrer strategisch wichtigen Lage wurde die Burg im Laufe der Jahrhunderte verlassen und geriet langsam in Vergessenheit. Die Mauern wurden teilweise restauriert und ein Rundgang durch die Ruine führt über hölzerne Stege, vorbei an Türmen, Kellern und den Überresten der alten Wohnräume.
Direkt neben der Burg befindet sich ein kleines Besucherzentrum mit Café, Souvenirshop und spannenden Ausstellungen. Im Sommer finden auf dem Gelände auch Theateraufführungen, Konzerte und natürlich Mittelalterfeste statt.
Burg Raseborg ist ein lohnender Halt für alle, die sich für Geschichte begeistern, alte Gemäuer lieben oder einfach einen besonderen Ort entdecken möchten. Die lediglich 8,50 EUR Eintrittsgeld pro Erwachsenem waren auf jeden Fall gut investiertes Geld.
Das Wetter wurde besser und die Sonne zeigte sich immer häufiger, und so war es an der Zeit, in einem der vielen finnischen Seen eine Runde zu schwimmen, und wir entschieden uns für den Kuivajärvi in der Nähe von Porras.
Zum Aussichtsturm Kaukolanharju
Nach der wohltuenden Abkühlung im See wollten wir uns ein wenig bewegen und ließen den Camper auf dem Parkplatz am See stehen. Von hier aus ist es nicht weit bis zum 1926 eröffneten Kaukolanharju Observation Tower. Der Weg führt durch einen schönen, dichten Fichtenwald und steigt sanft zum Gipfel des Bergrückens an, wo der fast 100 Jahre alte Aussichtsturm zwischen den Zweigen hervorschaut.
Der 21 Meter hohe Turm überragt die Baumwipfel und bietet einen wunderschönen Blick auf das Seehochland. Die Aussicht inspirierte den Künstler Albert Edefelt, der eines der berühmtesten finnischen Landschaftsgemälde „Kaukolanharju bei Sonnenuntergang“ malte. Ein lokaler Museumsverein kümmert sich um den Erhalt des Turms und somit sind 3 € Eintritt ein fairer Beitrag, den wir gerne bezahlt haben.
Mit Blick aufs Wasser aufwachen
Wieder am Camper angekommen, war es langsam an der Zeit, einen Übernachtungsplatz zu suchen, und am See Pyhäjärvi in der Nähe des Örtchens Tammela wurden wir fündig. Nach einem Einkauf im lokalen Supermarkt stellten wir uns zuerst etwas abseits des Wassers bei einer kleinen Marina auf die Wiese und genossen das Spektakel, das sich unweit unseres Campers ereignete.
Die lokale Feuerwehr hielt hier gerade eine Übung auf dem See ab und ich kam mit einem älteren Herrn aus der Gruppe ins Gespräch. Er sei auch leidenschaftlicher Camper und war sehr angetan von unserem Fahrzeug. Nach etwas Fachsimpelei sagte er zum Abschied noch, wir sollten doch gleich nach dem Ende der Übung bitte umparken und uns direkt ans Wasser stellen. Das wäre doch viel schöner, als hier hinten zu stehen, und würde auch keinen stören. Im Gegenteil!
Das Angebot nahmen wir natürlich gerne an und die kurz vorher gekauften Eismeergarnelen wurden in einer Knoblauchmarinade auf dem liebgewonnenen Camp-Allgas-Gaskartuschenkocher von Gardinger (Testbericht) zubereitet.
Auch wenn beim Wetter noch Luft nach oben bestand, so hatten die Punkte „Am Seeufer stehen“ und „Morgens mit Blick aufs Wasser aufwachen“ auf unserer Wunschliste für die Zeit in Finnland bereits ein Häkchen bekommen.
Die Gletschertöpfe von Askola
Nach einer entspannten Nacht am Pyhäjärvi fuhren wir wieder ein Stück in Richtung Osten, zu dem etwas oberhalb von Porvoo liegenden Naturdenkmal Askolan hiidenkirnut (die Gletschertöpfe von Askola). Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Minuten zu Fuß durch den Wald bis zu den Töpfen.


Bei den Gletschertöpfen handelt es sich um topfförmige Aushöhlungen, die entstehen, wenn durch fließendes Wasser bewegter Schutt und Steine den Felsgrund aushöhlen. Sie entstanden während der Eiszeit vor über 10 000 Jahren, als Schmelzwasserströme Steine am Grunde des Flussbetts in kreisende Bewegung versetzten.
Das einzigartige Areal von Askola im Dorf Korttia ist ein grandioses Meisterwerk der Naturgewalten. Es gibt hier rund 20 benannte Gletschertöpfe mit fantasievollen Namen wie „Jättiläisen kuhnepytty“ (Sitzwanne des Riesen), „Kuppi“ (Tasse) oder „Vuorenhaltia“ (Berggeist).


Der größte Topf ist die „Sitzwanne des Riesen“ ist 4,2 m breit und beeindruckende 10,3 m tief – ein echtes geologisches Highlight. Bitte nicht hineinfallen, denn die Wände der Töpfe sind so glitschig, dass man hier alleine nicht mehr herauskommen wird.

Weltweit kennt man nur wenige solcher Riesentöpfe, die größer als die Sitzwanne des Riesen sind. Das Begehen des Areals erfolgt auf eigene Gefahr, und besonders wenn es viel geregnet hat, sind die Wege und Treppen sehr glatt und man sollte genau aufpassen, wo man hintritt.
Der Übernachtungsplatz Korttia
Unweit der Gletschertöpfe befindet sich der schöne Übernachtungsplatz „Korttian Matkaparkki“ mit Trinkwasser (am gelben Hebel drehen), Trockenklos, Mülleimern, Stromanschluss, Feuerstelle inkl. Feuerholz und sogar eine Sauna findet man hier.
Auf der großen Wiese kann man mit Wohnmobil, Wohnwagen oder Zelt übernachten und die Bezahlung von 5 € ohne und 10 € mit Strom pro Nacht läuft auf Vertrauensbasis per Überweisung. Wer die Sauna (mit Holz beheizt) nutzen möchte, legt noch faire zehn euro drauf.
Hier haben wir eine sympathische Familie aus der Schweiz kennengelernt, die mit insgesamt fünf Personen im Kastenwagen in 8 Wochen die Ostsee umrunden wollen. Wir saßen bei Stockbrot und einigen Getränken bis in die frühen Morgenstunden mit den Schweizern am Lagerfeuer und tauschten Reiseerfahrungen aus. Viele Grüße an der Stelle!
Ein Abstecher nach Porvoo
Das Wetter hatte sich am nächsten Tag deutlich verbessert, und so brachen wir, nachdem der Frischwassertank gefüllt war, auf in Richtung Porvoo, der zweitältesten Stadt Finnlands, welche zu den meistfotografierten Landschaften des Landes gehört.
Am Hafen kann man kostenlos auf dem Parkplatz auch super mit größeren Wohnmobilen stehen. Von dort sind es am Ufer entlang nur wenige Minuten bis in die engen, kopfsteingepflasterten Gassen der Altstadt, mit ihren pastellfarbenen Holzhäusern und liebevoll restaurierten Fassaden.
Wer einen guten Blick auf die alten Speicher am Ufer des Flusses haben möchte, der sollte über die Brücke auf das andere Ufer gehen. Porvoo ist auch für seine vielen lokalen Spezialitäten und Cafés direkt am Fluss bekannt. Wer gerne Süßes mag, sollte unbedingt die in Finnland berühmten Runebergstårta – zylinderförmige Himbeer-Zuckertörtchen probieren.
Der Dom von Porvoo
Am Rande der Altstadt steht auf einem Hügel der beeindruckende Dom aus dem 15. Jahrhundert. Die ältesten Teile des Doms – ursprünglich ein Holzbau – stammen aus dem 13. Jahrhundert.
Der Dom wurde durch Brände und Kriege mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. Heute ist er eine beliebte Besuchsstätte und es finden darin auch regelmäßige Gottesdienste statt.
Auch wenn wir eigentlich keine so großen Freunde von Städtebesuchen sind, so hat sich der Ausflug nach Porvoo gelohnt. Natürlich waren viele Einheimische und Touristen (inkl. uns) bei dem schönen Wetter unterwegs, aber als überlaufen haben wir es nicht empfunden. Die kostenlosen Parkplätze am Hafen haben das Ganze zusätzlich sehr entspannt gemacht.
Über die Inselkette Pulkkilanharju
Von Porvoo aus wollten wir nach Sysmä auf einen Campingplatz und hinter der Stadt Lahti bogen wir auf die 24 in Richtung Vääksy ab. Der kleine Umweg lohnt sich, denn so fährt man über die kleine Inselkette Pulkkilanharju.
Die Landesstraße 314 führt von Vääksy über Pulkkilanharju bis Sysmä und verläuft dabei direkt über den schmalen Harju – eine der landschaftlich reizvollsten Straßen Finnlands, mehrfach ausgezeichnet als schönster Landschaftsrouten-Abschnitt.


In der Sommersaison bietet das Café Rantaterassi Reimari direkt am Harju-Seerand eine gemütliche Rastmöglichkeit mit Blick auf den Päijänne – perfekt für eine Kaffeepause. Von hier aus hat man bzw. die Drohne einen wunderschönen Blick auf die Seenlandschaft.


Entschleunigen bei Camping Sysmä
Nachdem wir die Inselkette Pulkkilanharju überquert hatten, war es nicht mehr weit bis auf den Campingplatz in Sysmä am Ufer des Päijänne-Sees. Wir wurden wie bis jetzt überall in Finnland sehr freundlich empfangen und es wären auch noch Plätze frei.
Feste Parzellen gäbe es nicht und man könne sich einfach eine freie Stelle suchen und sich hinstellen. Genügend Abstand zum Nachbarn wäre wichtig und nicht quer zum Wasser, ansonsten freie Platzwahl. Ein passendes Plätzchen war schnell gefunden und nach wenigen Minuten saßen wir bereits im Sessel und blickten entspannt aufs Wasser. Was will man mehr!
In der Nähe unseres Campers stand eine kleine Hütte und davor ein eigener Steg ins Wasser. Es handelte sich um eine der Saunen des Campingplatzes, welche man für eine Stunde (20€) mieten konnte. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen und buchten sie für den nächsten Abend.
Am nächsten Tag haben wir für 5 € Gebühr die Waschmaschine des Campingplatzes genutzt und danach SUP und Kanu aufgeblasen, um ausgiebig den großen See zu erkunden. Nach einem schönen Tag auf dem Wasser, ging es dann zur Entspannung am Abend in die Sauna, wo man dann zum Abkühlen einfach über den Steg in den See springt. Einfach herrlich!


Nach einer weiteren Nacht verließen wir den sehr zu empfehlenden Campingplatz in Sysmä und brachen auf in Richtung der russischen Grenze.
Die Burg Olavinlinna bei Savonlinna
Mitten in einem der größten Seengebiete Finnlands liegt die mittelalterliche Burg Olavinlinna, gegründet 1475 vom Schweden Erik Axelsson Tott, um die strategisch wichtige Region Savo zu sichern. Auch hier merkt man wieder, wie oft Finnland entweder von Schweden oder von Russland besetzt war, und versteht, warum die Finnen, ebenso wie die baltischen Staaten, eine ganz besondere Sichtweise auf die aktuellen Ereignisse in der Ukraine haben.
Die Burg thront auf einer Felseninsel im Kyrönsalmi-Kanal zwischen den Seen Haukivesi und Pihlajavesi und ist die nördlichste erhaltene Steinfestung Europas. Sie hat drei mächtige Rundtürme und Fundamente aus robustem Granit und die Mauern sind bis zu drei Meter dick.


Wir erreichten Savonlinna am späten Nachmittag und konnten unweit der Burg auf einem Parkplatz am Wasser unseren Camper abstellen, auf welchem man auch übernachten kann.
Seit 1912 und regelmäßig seit 1955 wird die Burg jedes Jahr im Juli (genau an diesem Wochenende) zur Bühne der renommierten Savonlinna-Opernfestspiele, mit bis zu 60.000 Besuchern. Der Burghof, eindrucksvoll überdacht während der Festspiele, fasst bis zu 2.200 Zuschauer und verwandelt die mittelalterlichen Mauern in eine Opernbühne wie keine andere.
So zog es viele sehr festlich gekleidete Menschen an dem Abend zur Burg. Für uns war an dem Tag, abgesehen von der späten Uhrzeit, der Eintritt zur Burg verwehrt, und so setzten wir uns auf die kleine Terrasse am Ufer und lauschten bei einem Glas Wein den Klängen.


Am nächsten Morgen besichtigten wir die Burg Olavinlinna natürlich von innen und nahmen auch an einer sehr empfehlenswerten Führung auf Englisch, mit Begleitunterlagen auf Deutsch, durch die Burganlage teil. Es ist auch nur mit der Führung möglich, alle Gebäudeteile von innen zu besichtigen, und sie ist im Eintrittspreis von 14 € pro Erwachsener inklusive.



Im Laufe der Jahrhunderte stand Olavinlinna zahlreichen russischen Belagerungen stand. Lange Zeit war sie Grenzfestung zwischen Schweden und Russland, später wurde sie als Garnison und sogar als Gefängnis genutzt.
Heute ermöglichen geführte Touren einen direkten Blick in ihre bewegte Vergangenheit – inklusive Museumsausstellungen mit historischen Artefakten und einem Film in Kinoqualität zur Alltagswelt der Burgbewohner.
Ein Besuch der Burg Olavinlinna ist auf jeden Fall zu empfehlen. Am frühen Nachmittag machten wir uns dann wieder auf den Weg, aber der erste Zwischenstopp ließ nicht lange auf sich warten.
Motonet – Was für ein Baumarkt
Ich brauchte noch ein bisschen Angelzubehör und unweit der Burg lag ein Motonet. Eine Art Baumarkt mit einem riesengroßen und unfassbar gut sortierten Sortiment.

Hier gibt es alles nur Erdenkliche an Autozubehör. Alleine drei Regale waren nur mit Starter- und Aufbaubatterien gefüllt. AGM, Lithium und das in verschiedenen Größen. Daneben Regal voller Outdoor, Camping- und Angellequipment. Ein absolutes Träumchen dieser Laden!
Ich hätte mich hier stundenlang aufhalten können, aber die Mädels wollten weiter. Also noch schnell in der Stadt ein Eis gegessen und los ging es zur Kirche von Kerimäki.
Die Kerimäki Kirche – Ein Holz-Riese am Saimaa-See
Selbst wenn man sich nicht für Kultur, Architektur oder die finnische Geschichte interessiert, führt kein Weg an der Kerimäki Kirche (Kerimäen kirkko) vorbei. Viel zu beeindruckend ist die größte christliche Holzkirche der Welt, die zwischen 1844 und 1847 im neoklassizistischen Stil erbaut wurde.
Sie misst 45 m in der Länge, 42 m in der Breite, erreicht eine Höhe von 37 m und bietet Platz für bis zu 5.000 Menschen. Die Holzsäulen sind wie Marmor gemalt – ein Meisterwerk der Holzverarbeitung und selbst der Kronleuchter ist aus Holz gefertigt.
Die gigantische Holzkirche hat keine Heizung und wird daher im finnischen Winter kaum genutzt. Ein Besuch bleibt nachhaltig in Erinnerung und ist sehr zu empfehlen.
Ein Traumplatz bei Puhos
Nach so viel Kultur und Geschichte war uns wieder nach einem See, und davon gibt es in Finnland wirklich genügend. Also sind wir noch ein Stückchen weiter in Richtung Osten bis nach Puhos gefahren. Hier kann man unweit einer Marina traumhaft direkt am See stehen und hat sogar einen kleinen Sandstrand vor der Tür.
Tagsüber kamen vereinzelt ein paar Einheimische an den See, und als wir mal nachgefragt haben, ob es in Ordnung wäre, wenn wir hier mit dem Wohnmobil stehen würden, war die Antwort: „Ja klar, warum nicht?“. Wow, was für freundliche Menschen!
Tagsüber haben wir natürlich keine Stühle oder Tische herausgestellt und auch kein Sonnensegel oder Ähnliches aufgebaut. Das gehört sich nicht, denn wir sind ja hier nicht auf einem Campingplatz, sondern mehr oder weniger in der freien Natur und vor allem Gast in diesem wundervollen Land.


Auf dem Platz in der Nähe von Puhos verbrachten wir zwei entspannte Nächte und konnten tagsüber ausgiebig die Seenlandschaft mit unserem Kanu erkunden. Von hier aus ging es dann weiter in Richtung des Berges Koli, zum Winter War Museum, am stillen Volk vorbei bis über den Polarkreis, aber das könnt ihr alles im nächsten Teil unserer Reise durch Finnland lesen.







































































Danke für Deinen Bericht! Ich kann das alles nur bestätigen, wir waren zeitgleich mit Euch in Finnland allerdings bis an den nördlichsten Punkt, weil wir die Via Karelia beim letzten Besuch gemachten hatten. Ein wirklich tolles Land und deutlich leerer als Schweden, weil es nochmal ein Ecke weiter weg ist. Es ist ganz sicher nicht unserer letzter Besuch gewesen auch wenn dieser Sommer nicht zu toppen sein wird. Wir hatten 3 1/2 Wochen nur Sonne und zwischen 25 und 30 Grad. Grüsse Jörg
wieder ein sehr informativer Reisebericht, vielen Dank dafür. Ich bin schon sehr auf die Fortsetzung gespannt. Für uns geht es am 11.September zum 1.Mal nach Finnland und ich lese alles dazu was ich so finden kann ;-) und bin froh über jeden Tip. Einige Ausflugsziele müssen wir leider zurück stellen, da wir bis Lappland hoch wollen. Wir hoffen auf tolle Herbstfarben
LG Daniela
Hallo Daniela, das freut mich zu hören, und Teil zwei des Reiseberichts ist bereits in der Mache und sollte in den nächsten Tagen fertig werden. Einfach den Newsletter oder einen der Social-Media-Kanäle abonnieren und du wirst automatisch darüber informiert. Viele Grüße Marc
Schöner Bericht, auch mit der Karte im Teil 2 !
4×4 ist hier aber nicht gefordert , oder ?
Hallo Roland, nein du brauchst hier kein 4×4. Bei sehr abgelegenen Orten sind gute Stoßdämpfer von Vorteil ;-)
Ansonsten einfach langsam und vorausschauend fahren. Fahrzeuge mit Heck und Frontantrieb kommen hier auch überall hin.
Viele Grüße Marc
Lieber Marc und Familie
Toller Bericht. Die Grüsse sind hiermit angekommen bei „den Schweizern“ von Korttia. Ihr seid uns in Savonlinna nochmals entgegengekommen. Habt ihr uns bemerkt?
Wir seit einer guten Woche auch zurück mir wahnsinnig vielen und hoffentlich lang anhaltenden Eindrücken. Zu 5 in einem 6m Kastenwagen hat sehr gut geklappt.
Ein paar Dinge habe ich auch schon über deine Seite bestellt (hoffe, das hat geklappt mit affiliate Link).
Wenn ihr mal wieder Richtung Süden fahrt, sagt Bescheid. Wir haben genug Platz für euer Mobil und nicht weniger Getränke als auf Reisen
Liebe Grüsse von den Schweizern
Grüezi Boris und Familie,
schön zu hören dass ihr eine tolle Reise habt und ich wünsche euch, das ihr noch lange dran zurückdenken könnt. Gesehen haben wir euch nicht mehr, dann hätten wir uns bemerkbar gemacht ;-)
Wenn wir in den Süden und durch die Schweiz fahren sollten, dann nehmen wir das Angebot sehr gerne an.
Bis dahin alles erdenklich gute und noch viele schöne Erlebnisse mit eurem Camper.
Viele Grüße Marc