Wenn ich einen Blick ins Netz und besonders in die sozialen Medien werfe, kann ich bei manchen Menschen (auch aus meinem direkten Umfeld) nur mit dem Kopf schütteln. Vor der anstehenden Urlaubssaison und einer Flut an neuen Fotos und Videos möchte ich daher ohne (sofern das überhaupt geht) erhobenen Zeigefinger mindestens zum Nachdenken über ein sensibles Thema anregen.
Fotos und Videos von minderjährigen Kindern gehören ohne deren ausdrückliche Zustimmung nicht ins Internet und dabei ist es egal, auf welcher Plattform diese verbreitet werden. Darauf möchte auch aktuell das Deutsche Kinderhilfswerk mit der Kampagne #DenkenFragenPosten und dem Ratgeber „Sharing is not Caring “ erneut hinweisen. Eine praxisorientierte Broschüre liefert dabei wertvolle Informationen zum Schutz der Privatsphäre von Kindern im Internet.
Es ist heute sehr einfach schöne Momente mit der ganzen Welt zu teilen. Es braucht nur ein paar Klicks und schon ist ein Foto oder Video vom Urlaubsort in sozialen Netzwerken oder auf anderen Online-Plattformen verbreitet und nahezu jeder kann es sehen und dagegen ist doch grundsätzlich auch nichts einzuwenden. Im Gegenteil, schöne Momente mit anderen (auch unbekannten) Menschen zu teilen und dafür evtl. auch positive Rückmeldungen (Likes) zu bekommen, kann sehr motivierend sein. Die entscheidende Frage ist dabei jedoch, was (und besonders wer) auf den Aufnahmen zu sehen ist.
Ich betreibe hier einen Camping- und Reiseblog und besonders meine Reiseberichte leben von möglichst vielen schönen Bildern. Den größten Teil unserer Reisen haben wir gemeinsam als Familie unternommen und ich habe daher bei meinen Aufnahmen immer versucht darauf zu achten, dass auf diesen unsere Kids wenn möglich, nicht oder wenn nur teilweise sichtbar abgebildet sind. Zumindest auf denen, welche ich hier im Blog und entsprechend auch in den sozialen Netzwerken veröffentlicht habe.












Dabei wurden die Motive in der Regel mehrfach aufgenommen. Einmal mit den Kids, und einmal ganz bewusst ohne sie, für den weiteren Gebrauch. Kinder von hinten, der Seite oder leicht vermummt zu zeigen, ist dabei natürlich kein Problem und es können immer noch schöne Aufnahmen entstehen.
Warum Fotos und Videos von Kindern nicht ins Internet gehören
1. Schutz der Privatsphäre: Besonders Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre (Art. 16, UN-Kinderrechtskonvention ), auch wenn sie sich dessen noch nicht bewusst sind und daher sollten Erwachsene verantwortungsvoll mit den Daten der Kinder umgehen. Einmal ins Netz gestellte Bilder und Videos lassen sich kaum mehr löschen, und es ist ungewiss, wer Zugriff darauf hat.
2. Missbrauch: Fotos und Videos von Kindern können von Fremden missbraucht werden. Die Aufnahmen können heruntergeladen, bearbeitet und ungewollt weiterverbreitet werden. Im sicherlich schlimmsten Fall landen die Aufnahmen auf Pädophilenseiten oder sonst wo im Darknet. Mit einfachen und jedem zugänglichen Tools lassen sich per KI aus wenigen Foto oder Videos sogenannte Deepfakes erstellen. Die Stimme kann ebenso missbraucht werden.
3. Cybermobbing und Bloßstellung: Was heute als niedlich empfunden wird, kann einem Kind später sehr unangenehm sein. Kinder haben keinen Einfluss darauf, welche Bilder und Videos ihre Eltern posten. Peinliche oder unvorteilhafte Aufnahmen können Jahre später zu Mobbing oder Bloßstellung in der Schule oder im sozialen Umfeld führen.
Ein Gruß an die ganze YouTube, Instagram und TikTok Fraktion, welche ihre kleinen Kinder teilweise auch spärlich bekleidet vor die Kamera in Szene setzten, um möglichst „authentischen“ Content zu kreieren. Sorry, das ist Bullshit! Denkt mal über die Folgen eures Handels nach!
4. Unkontrollierbare Verbreitung: Sobald ein Foto oder Video im Internet ist, kann es sich unkontrolliert verbreiten. Selbst wenn Inhalte nur für Freunde oder Familie gepostet werden, können sie leicht von anderen gespeichert oder weitergeleitet werden. Zudem haben die meisten Plattformen Rechte an den hochgeladenen Bildern, sodass eine vollständige Löschung nahezu unmöglich wird.
Bei YouTube, Insta, TikTok usw. ist der veröffentlichte Inhalt in der Regel ja bewusst der ganzen Welt zugänglich und infolgedessen auch den Menschen, denen man niemals „freiwillig“ Aufnahmen der eigenen Kinder zeigen würde.
Man könnte jetzt sicherlich noch viele weitere Punkte aufzählen, aber das sollte „eigentlich“ schon reichen. Mit der Aufklärungskampagne #ShareWithCare hat die Deutsche Telekom bereits 2023 eine internationale Debatte über das Teilen von Kinderfotos im Netz ausgelöst. Spätenstens deren Video sollte zum Nachdenken und im besten Fall zu einer Änderung führen.
Fazit
So verlockend es auch sein mag, Fotos und Videos der eigenen Kinder mit Freunden und Familie online zu teilen – die Risiken sind enorm. Eltern und Großeltern sollten sich bewusst machen, dass sie die Verantwortung für den Schutz der Privatsphäre ihrer Kinder tragen. Ein bewusster Umgang mit digitalen Medien kann helfen, Kinder vor potenziellen Gefahren zu schützen und ihnen die Möglichkeit zu geben, später selbst zu entscheiden, welche Inhalte sie über sich preisgeben möchten.
In diesem Sinne, bitte spätestens bei den nächsten Urlaubsfotos #DenkenFragenPosten.