Für Fahrzeuge besteht sowohl auf privat als auch auf öffentlich-finanzierten Autobahnen sowie auf Schnell- und Bundesstraßen innerhalb Polens Mautpflicht. Wohnmobile und Gespanne (Zugfahrzeug und Anhänger) über 3,5 t müssen auf öffentlichen Straßen dabei zwingend das elektronische Maut-Erhebungssystem von eTOLL nutzen.
In diesem Artikel zeige ich dir in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie man sich bei der polnischen Steuerverwaltung für deren elektronischen Mauterhebungssystems eTOLL registriert und das Ganze mit einem Fahrzeug und der Mautbox (eTOLL-App) verknüpft.
Was kostet die Maut in Polen über 3,5 Tonnen?
Die Höhe der Maut richtet sich nach dem zulässigen Gesamtgewicht des Fahrzeugs oder einer Fahrzeugkombination (z. B. Fahrzeug mit Anhänger) und der Emissionsklasse des Fahrzeugs. Ein Wohnmobil in der Emissionsklasse EURO 6 mit einem Gewicht zwischen 3,5 und 12,0 Tonnen bezahlt in Polen auf öffentlichen Straßen folgende Mautgebühren (Stand März 2025).
0,29 Polnische Zloty (PLN), das entspricht 0,070 € pro Kilometer auf Autobahnen und Schnellstraßen, die vom e-TOLL-System erfasst werden.
0,24 Polnische Zloty (PLN), das entspricht 0,058 € pro Kilometer auf in das e-TOLL-System einbezogene Nationalstraßen (Landstraßen).
Mautpflichtige Straßen sind mit Pobór opłat entsprechend gekennzeichnet und die eigentlichen Mautgebühren sind auf den ersten Blick insgesamt recht überschaubar. Sie können jedoch je nach gewünschter Route sehr unterschiedlich ausfallen.

Hier als Beispiel eine Fahrt von Cottbus nach Warschau auf welcher die Mautgebühren nur 4,68 PLN (kürzeste Stecke mit 481,88 km) oder 160,42 PLN (schnellste Strecke mit 567,95 km) betragen können.


Für andere Routenberechnungen kann man einen entsprechenden Rechner von eTOLL nutzen und sich dort auch eine Liste der mautpflichtigen Abschnitte anzeigen lassen.
Es drohen hohe Bußgelder
Einfach mal eben mit einem Wohnmobil (> 3,5t) nach Polen fahren, ohne sich im Vorfeld um das leidige Thema Maut zu kümmern, kann kostspielig werden. Sollten bei der Kontrolle Verstöße bei der Pflicht zur Zahlung der elektronischen Maut festgestellt werden, muss man mit einem Bußgeld von bis zu 1.500,00 PLN (ca. 360,00 EUR) rechnen. (Quelle )
Wie bezahlt man die Maut in Polen?
Bekannte Mautboxen (Transponder/OBU) von Anbietern für Privatkunden wie Bip&Go, DKV (ADAC Mautbox XXL), Maut1 oder Tolltickets werden in Polen leider nicht unterstützt. Eine physikalische Mautbox (OBU/ZSL) beim polnischen Anbieter eTOLL zu beschaffen ist mit hohen Anschaffungskosten verbunden und macht für Touristen keinen Sinn.
Stattdessen werden Fahrten auf mautpflichtigen Straßenabschnitten über die eTOLL-App erfasst und über das zwingend erforderliche Kunden bzw. Prepaidkonto verrechnet.
Das klingt auf den ersten Blick total fortschrittlich und man könnte meinen, es wäre mit App installieren und ein paar Klicks erledigt. Da hat man die Rechnung aber ohne die nationale Steuerverwaltung Polens gemacht. Es sind leider einige Schritte mehr notwendig, welche ich dir aber in diesem Artikel im Detail zeige und du findest zu jedem Schritt auch einen entsprechenden Screenshot.
Hinweis: Du kannst dich natürlich auch in eine Kundendienststelle (MOK) kurz hinter der polnischen Grenze begeben und dort alles einrichten lassen. Hierbei solltest du aber entsprechende Wartezeit einplanen. Eine Übersichtskarte der Kundendienststationen findest du hier .
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Für die Anmeldung zum elektronischen Mautsystem per e-Tool-App wird benötigt:
- Ein Identitätsnachweis (Nummer vom Personalausweis genügt)
- Eine Kopie vom Fahrzeugschein
- Eine Kreditkarte für das Aufladen des Prepaidkontos
- Ein Smartphone welches mit der eTOLL-App ausgestattet als Mautbox fungiert
Eine kurze Übersicht der einzelnen Schritte
- Als Erstes erstellen wir ein Kundenkonto
- Danach folgt ein Abrechnungskonto
- Wir werden ein Fahrzeug anlegen
- Ein Prepaidkonto zum Bezahlen der Mautgebühren wird erstellt und aufgeladen
- Die eTOLL-App wird zum Schluss mit dem Konto verknüpft
Erstellung eines Kundenkontos
Du öffnest die Anmeldeseite und klickst auf Login and password.

Weil noch kein Kundenkonto besteht, drückst du hier auf Sign up.

Trage deine persönlichen Daten ein und für den Personalausweis wählst du ID Card aus und bei Identity document number kommt die Nummer von deinem Ausweis rein.

Jetzt wird an deine vorher angegebene E-Mail-Adresse ein Verifizierung-Code geschickt und den musst du hier eingeben und dann noch ein Passwort für deinen Account vergeben.

Jetzt kannst du mit dem Klick auf Next step deinen Account mit zusätzlichen Angaben erweitern.

Beim Accounttyp wählst du Private individual aus.

Deine Adresse wird noch benötigt und du kannst entscheiden, wie man dich kontaktieren darf.

Der Datenschutzvereinbarung entsprechend zustimmen und mit Next step bestätigen.

Jetzt wird dir auch schon deine Client ID angezeigt und du gelangst in das OCA portal.

Hier kannst du deinen Benutzeraccount anklicken, um ein Abrechnungskonto zu hinterlegen.

Hinweis zur fehlenden Verifizierung des Accounts (Fehlermeldung).
Im Account steht dauerhaft die Meldung. The account is being verified – You will be informed by e-mail when the process is completed. Diese Meldung kann laut Rückmeldung des eToll Kundendienstes ignoriert werden. Sie hat keine negativen Auswirkungen auf die Gebührenberechnung. Wer möchte, kann diese bei einem der Kundenservice-Standorte (MOK) durchführen lassen. Notwendig ist dieser Schritt jedoch nicht.
Ein Abrechnungskonto erstellen
Die erste Hürde wäre hiermit bereits gemeistert und du hast mit dem Anlegen des Kundenkontos die Basis für alle weiteren Schritte geschaffen. Damit deine angefallenen Mautgebühren auch bezahlt werden können, musst du ein entsprechendes Abrechnungskonto erstellen.
Klicke links auf Billing accounts und ganz unten auf Create billing account.

Wenn nichts anderes gewünscht, kannst du deine bereits hinterlegten Adress- und Kontaktdaten übernehmen und bestätigst das Ganze durch den Klick auf Create Account.

Fahrzeug anlegen
Das ging doch einfach und nachdem du ein Abrechnungskonto erstellt hast, kannst du jetzt dein Fahrzeug hinterlegen. Klicke dazu einfach auf der linken Seite auf Vehicles und unten auf Create vehicle.

Wähle das soeben erstellte Abrechnungskonto (Billing account) aus und klicke auf Next step.

Gib bei Registration no das Kennzeichen ohne Bindestriche oder Leerzeichen ein.

Lade jetzt bei registration certificate eine Kopie vom Fahrzeugschein hoch.

Trage die zulässigen Gesamtgewicht(e) bei Maximum permissible vehicle weight ein

Wähle die Emissionsklasse deines Fahrzeugs bei Exhaust emission class aus.

Kontrolliere alle gemachten Angabe und bestätige sie durch Klicken auf Create vehicle.

Zahlungsart (Prepaidkonto) hinterlegen
Wieder ein Schritt erledigt und du befindest dich auf der Zielgeraden. Nachdem du erfolgreich ein Abrechnungskonto und ein Fahrzeug angelegt hast, muss jetzt noch ein Prepaidkonto erstellen und zum Schluss mit Geld aufladen.
Hinweise zum Prepaidkonto: Grundsätzlich muss dein Abrechnungskonto ausreichend gedeckt sein, bevor du die mautpflichtige Fahrt antrittst. Man kann aber in den seltensten Fällen genau vorhersagen, wie viel Mautgebühren anfallen werden. Daher hast du jederzeit die Möglichkeit, den Fehlbetrag bis zu maximal 3 Tagen nach Beendigung der Fahrt auszugleichen, indem du dein Konto entsprechend auflädst. Ich würde hier aber die automatische Aufladung empfehlen. Siehe dazu weiter unten.
Klicke dazu wieder links auf Billing accounts und dann bei deinem Konti auf Create financing

Klicke auf Prepayment und dein Abrechnungskonto ist im nächsten Schritt bereits ausgewählt.


Jetzt musst du dein Konto mit einem gewünschten Betrag in polnischen Zloty (PLN) aufladen.


Im nächsten Schritt gelangst du beim Klicken auf Pay for financing zum Abschluss und kannst mit einer Kreditkarte (Empfehlung) das Konto mit dem gewünschten Betrag aufladen.

Automatische Aufladung des Prepaidkontos
Nachdem du das Prepaidkonto erfolgreich aufgeladen hast, wirst du gefragt, ob du die Kreditkarte für die automatische Aufladung verwenden möchtest. Dieses würde ich empfehlen, damit du dich während der Reise nicht darum kümmern musst.

Wahle dazu Yes und lege den Betrag der Aufladung bei Automatic top-up amount fest. Beim Punkt Top up when the amount decreases below kannst du angeben, bei welchem Restguthaben das Konto aufgeladen werden soll. Zuletzt kannst du noch angeben, ab welchem Kontostand du informiert werden möchtest.
Die eTOLL-App mit dem Account verknüpfen
Du bist fast fertig und kannst dir (wenn nicht bereits geschehen) die eTOLL-App installieren und dein Smartphone fungiert damit gewissermaßen als Mautbox (OBE) und jetzt müssen wir nach dem ganzen Prozedere die App nur noch mit dem Kundenkonto verknüpfen.
Installiere und öffne die eTOLL-App auf deinem Smartphone und dann wird dir eine Business-ID angezeigt. In deinem Account klickst du auf OBE und Create OBE und gibst die Business-ID an, welche in der eTOLL-App angezeigt wird.


Klicke auf Assign OBE to vehicle um die App auch mit dem Fahrzeug und dem Abrechnungskonto zu verknüpfen und bestätige die Angaben mit Assign OBE.


Wenn alles erfolgreich war, wird beim Status Assigned angezeigt und deine App sollte dir auch bereits mitgeteilt haben, dass ein neues Fahrzeug hinzugefügt wurde.

Eine mautpflichtige Fahrt starten
Bevor du mit deinem Fahrzeug losfährst, solltest du immer die App starten und den Punkt Fahrt mit der mobilen Applikation auswählen und dann auf Beginne den Transit anklicken. Die gefahrene Strecke wird dann von der App erfasst und sofern du über mautpflichtige Straßen gefahren wirst, werden die Gebühren dann automatisch abgerechnet. So bist du immer auf der sicheren Seite.



In der App kannst du u. a. auch den aktuellen Kontostand und deine Fahrten einsehen.
Smartphone oder Fahrzeug wechseln
Es ist auch ohne Probleme möglich, die App auf einem anderen Smartphone zu installieren. Du bekommst dann wieder eine neue Business-ID angezeigt und muss in deinem Account dann einfach nur eine OBE anlegen und mit dem Fahrzeug verknüpfen. Ob die Zuweisung erfolgreich war, siehst du wenn dir der Status Assigned angezeigt wird und dort die neue Business-ID steht.
Ebenso ist es ganz einfach möglich, ein neues Fahrzeug anzulegen und entsprechend mit dem Abrechnungskonto und der App zu verknüpfen. Das kann für ein Mietfahrzeug wichtig sein, von dem du ja in der Regel erst bei Abreise das Kennzeichen kennst und den Fahrzeugschein vorliegen hast.
Erstattung vom Restguthaben
Am Ende der Reise kannst du dir natürlich das vorhandene Restguthaben auf deinem Prepaidkonto erstatten lassen. Die Erstattung erfolgt mit derselben Zahlungsmethode, mit der die Zahlung vorgenommen wurde. Das dürfte in der Regel die Kreditkarte sein.
Man muss dazu nur das Formular für die Abmeldung des eTOLL-Nutzers ausfüllen, oder man begibt sich in eine Kundendienststelle (MOK) kurz vor der Grenze und eine Übersichtskarte findest du hier .
Fazit und weitere Tipps
So leidig die unterschiedlichen Mautsysteme innerhalb von Europa auch sind, muss man sich damit beschäftigen, weil es bei Verstößen kostspielig werden kann. Ich hoffe, dass dir dieser Artikel bei der Maut in Polen weiterhilft und bei Anregungen kannst du gerne einen Kommentar hinterlassen.
Vergiss nicht vor der jeweiligen Fahrt in der App auf, Beginne den Transit zu klicken und denke auch daran, dass dein Smartphone innerhalb von Polen auf das Internet zugreifen muss. Das ist mit den meisten Mobilfunkverträgen kein Problem, sollte aber kurz erwähnt werden.
Die App wird während der gesamten Fahrt auch ordentlich am Akku knabbern und daher solltest du nicht vergessen, im Fahrerhaus ein entsprechendes Ladekabel und einen 12V-USB-Ladestecker bereitzuhalten.

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Ich war im Februar in der Nähe von Lodz und bin die Autobahn 2 Richtung Berlin gefahren. Das E Elektronische Mauterfassungssystem war dort ausgesetzt worden.
Es funktioniert nicht wie man es sich vorgestellt hatte.
Fazit ich habe an den Maut Stellen die rechte Fahrspur nehmen sollen.
Konnte an allen Stellen mit Karte und oder Bargeld ( nur PLN ) bezahlen.
Das hatte alles sehr gut funktioniert
Peter
Diese Anleitung hätte ich vor 3 Jahren gebraucht :-(
Habe ein Wochenende vor dem Rechner gesessen bis dann alles fix war.
Und gleich 150 € „eingezahlt“ – was vermutlich noch ewig halten wird.
Trotzdem Danke für den Beitrag,
Gruß
Olaf
Hallo Olaf, das Restguthaben kannst du dir ja recht einfach rückerstatten lassen. Viele Grüße Marc
Vielen Dank für die tolle Anleitung! Leider scheitern wir beim Verifizierungscode – der kommt einfach nicht bei uns an!
Gibt’s dafür noch einen Tipp?
Vielen Dank!