Schon seit ein paar Jahren stand eine Tour mit dem Wohnmobil auf einem Floß auf unserer Bucketlist. Hierbei dienen Wohnmobil oder der Wohnwagen einem dabei auf einem entsprechenden Floß als Hausboot. Im Herbst diesen Jahres haben wir uns beim Anbieter freecamper® ein passendes Floß gemietet und sind für eine Woche über die Mecklenburgischen Kleinseenplatte getuckert inkl. Sturm, Regen und Panik vor dem Untergang.
Das Wohnmobil als teures Hausboot
Zur Auswahl stehen unterschiedliche Flöße, sei es für kleine Wohnwagen oder größere Wohnmobile bis zu einem Gesamtgewicht von 4,5 Tonnen und einer Länge von 8 Metern. Unser Floß war 12,60 Meter lang, 3,95 Meter breit und mit einem 60 PS starken Außenbordmotor ausgestattet. In der Nebensaison kostet das große Floß für ein bis zu 8 Meter langes Wohnmobil 1350,00 EUR pro Woche und in der Hauptsaison sind es dann sogar 1950,00 EUR. Hinzukommt noch eine Gebühr für die notwendige Charterbescheinigung, sofern man nicht über einen Bootsführerschein verfügt.
Man darf ein solches Floß nämlich auch ohne Bootsführerschein fahren und erhält dafür nach einem kleinen Fahrtraining (1 bis 2 Stunden) die entsprechende Charterbescheinigung und schon kann es losgehen. Mit dieser Bescheinigung darf man nur in einem im Vorfeld festgelegten Gebiet und bei Tageslicht fahren und das sollte man bei der Planung besonders im Herbst berücksichtigen.
Neben unserem Wohnmobil war auf beiden Seiten noch genügend Platz vorhanden, damit man daran vorbeigehen kann und im vorderen Bereich können die Fahrräder abgestellt werden. Vorn befindet sich der überdachte Steuerstand und man kann die durchsichtigen Planen zwar verschließen und ist dadurch besser gegen Wind und Regen geschützt, aber diese sind so vergilbt und insgesamt veraltet, dass man hierdurch kaum etwas erkennen kann. Hinzukommt auch noch, dass man hier auch auf einen Scheibenwischer verzichten muss, was die Fahrt bei Regen deutlich erschwert, wie wir im späteren Verlauf der Tour noch erleben sollten.





Am Heck findet man zwei Benzinkanister mit je 30 Litern und einen 10-Liter-Reservekanister für den Außenbordmotor. Wie weit man mit den insgesamt 70 Litern Sprit kommt, hängt von verschiedensten Faktoren ab und lässt sich pauschal kaum beantworten. Eine Tankanzeige sucht man am Steuerstand übrigens vergebens und man merkt eigentlich nur durch Versagen des Motors, wenn der Sprit alle ist und man auf den anderen Kanister wechseln muss.
Hierbei kann man nur hoffen, dass einem das nicht in einer Schleuse passiert. Daher sollte man sicherheitshalber vor einem Schleusenvorgang die verfügbare Menge an Sprit durch Anheben des Kanisters überprüfen. Tankstellen gibt es direkt am Wasser auch kaum welche, weswegen eine Sackkarre für den Transport zur Ausstattung des Floßes gehört.
Noch ein Hinweis zum Strom auf dem großen WoMo-freecamper, diesen sucht man hier für das eigene Fahrzeug vergebens und wenn man nicht in einer Marina am Landstrom hängt, sollte man ausreichend Batteriekapazitäten mitbringen. Unter dem Floß befindet sich ein 300 Liter großer Abwassertank, mit dem man direkt über ein entsprechendes Rohr verbunden ist und in welchem man auch seine Camping-Toilette entsorgen kann.
Start unserer Tour und die ersten Schleusen
Für die Tour hatte ich mir im Vorfeld die ADAC Skipper App auf das iPad heruntergeladen und die Karten offline gespeichert. Das ist aufgrund von sehr vielen Funklöchern in der Region mehr als zu empfehlen, selbst wenn man Starlink an Board hat.


Nach der Einweisung sind wir von der freecamper® Basis in Mildenberg nahe dem Ziegeleipark in Richtung Fürstenberg über die Havel gefahren. Nach einigen Kilometern erreichten wir mit Spannung die erste Schleuse in Schorfheide und eine weitere in Regow.



Nachdem wir die ersten Schleusen erfolgreich gemeistert hatten, ging es weiter in Richtung Stolpsee kurz vor Fürstenberg. Beim Übernachten ist man, abgesehen vom Ankern etwa auf einem See in einem entsprechend ausgezeichneten Bereich, auf einen der wenigen Liegeplätze in einer Marina angewiesen. Diese kosten um die 30,00 EUR pro Nacht zuzüglich Wasser und Strom.


Eine Übernachtung auf dem Stolpsee wollten wir jedoch vermeiden, weil wir beim Ankern wahrscheinlich kein Auge zugemacht hätten. Daher ging es nach einer ausgiebigen Kaffeepause weiter in Richtung Fürstenberg zur Marina und von hier aus sind es nur wenige Minuten zu Fuß bis zur Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, einem Zeitzeugen unserer schrecklichen Vergangenheit.





Am Abend setzte der Regen ein und wir nahmen unsere Fahrräder und sind von der Marina ins Städtchen zum Restaurant Hellas – DER Grieche gefahren, welches wir an dieser Stelle empfehlen können. Mit vollen Bäuchen ging es im noch stärkeren Regen dann zurück zu unserem Hausboot auf Zeit und dann direkt ab ins Bett.
Panik auf dem Röddelinsee
Am nächsten Morgen schien erfreulicherweise die Sonne und wir setzten unsere Fahrt nach Templin fort. Hierzu mussten wir einen Großteil der Strecke über die Havel wieder zurück in Richtung Mildenberg fahren, bevor es bei Sonnenschein durch die Schleuse Kannenburg auf den Röddelinsee gehen sollte. Hier hatten wir uns im Vorfeld einen Hafen für die Nacht herausgesucht.


Kaum hatten wir den Röddelinsee erreicht, änderte sich innerhalb weniger Minuten das Wetter und es zog Nebel auf, gefolgt von starkem Wind und Regen. Die Wellen auf dem See schlugen gegen und schwappten auf das Floß, welches ohnehin sehr Seitenwind anfällig und nur für Wellen bis 50 cm geeignet ist. Es wurde schlagartig immer dunkler, Regen und Wind machten uns dabei auch sehr zu schaffen.
Durch die vorderen Planen konnte man noch weniger erkennen und ohne peitschte einem der Wind und der Regen ins Gesicht. Am liebsten hätten wir Vollgas gegeben, um aus dieser unschönen Situation schnellstmöglich herauszukommen, aber je schneller wir fuhren, desto heftiger schwanke das Floß und immer mehr Wasser trat über die Kante.
Dann fiel auch noch der Motor wegen Spritmangel aus und ich musste erst einmal Sprit aus dem Reservekanister umpumpen. Blöder hätte der Zeitpunkt dafür nun wirklich nicht sein können. Unter heftigem Geschaukel und mit viel Gefluche und mit einer Stirnlampe bewaffnet, gelang der das Nachfüllen gerade so und der Motor sprang auch wieder an.
Die Marina erschien in der Ferne, aber sie war geschlossen und auch, wenn wir hätten anlagen dürften, so hätte das Anlegen bei dem Wind und dem Wellengang an einem der Stege nicht funktioniert. Bug- und Heckstrahlruder hatten wir zwar, aber die brachten hier einfach mal nichts. Es blieb uns daher nichts anderes übrig, als weiter über den See zu fahren, die Einfahrt in den Kanal nach Templin zu suchen und zu hoffen, dass wir dort besser geschützt sind.
Es war schon fast komplett dunkel und wir konnten kaum noch etwas erkennen. Die Stirnlampe reichte nicht aus und auch meine ansonsten sehr helle Taschenlampe Baton 4 brachte keine Besserung. Überall nur Wasser und Dunkelheit. Wir haben daher den Motor vom Camper angeschmissen und das Fernlicht inkl. der beiden Zusatzscheinwerfer eingeschaltet. So konnten wir zumindest wieder erkennen, wohin wir das Floß steuerten.
Nach einigen Minuten der totalen Verzweiflung haben wir zum Glück die Einfahrt in den kleinen Kanal gefunden und nach ein paar Kurven war es bereits deutlich ruhiger geworden. Wir fanden dann auch eine passende Stelle am Ufer und machten das Floß fest und verbrachten hier geschützt(er) die Nacht.
Eine Auszeit in Templin
Von unserem geschützten Nachtplatz im Kanal nach der turbulenten Seeüberfahrt war es nicht mehr weit bis in den Stadthafen von Templin. Wir durchquerten die Schleuse (viel höher dürfte unser Camper auch nicht sein) und machten für zwei Tage in der Marina neben den Luxushausbooten fest.



Neben der 1700 Meter langen und ausgezeichnet erhaltenen Stadtmauer aus dem 13./14. Jahrhundert, ist auch der Rest des kleinen Städtchens einen Spaziergang wert. Nach einem Einkauf im Supermarkt haben wir zur Entspannung auch noch der Natur-Therme-Templin einen Besuch abgestattet und uns von den Strapazen des vergangenen Tages erholt.








In Templin luden wir auch die beiden Kanister auf die Sackkarre und haben diese an der nächsten Tankstelle (ca. 1,5 km) wieder aufgefüllt. Das war für die Rückreise nicht nur zwingend notwendig, sondern auch deutlich günstiger als in Mildenberg beim Hafenmeister. Nach zwei erholsamen Tagen in Templin traten wir den Rückweg in Richtung Heimathafen an. Den jetzt nicht mehr so rauen Röddelinsee haben wir dabei auch noch einmal überqueren müssen.


Auf der Strecke haben wir noch einen Zwischenstopp absolviert, bevor wir in den Heimathafen vom freecamper® eingelaufen sind. Der Hafenmeister füllte den Benzinkanister wieder auf und saugte den Abwassertank ab, aber eine finale Rückgabe vom Floß war leider erst am nächsten Tag möglich.
Unweit der Marina liegt neben der alten Ziegelei der Alte Hafen von Mildenberg und das dortige Restaurant ist sehr zu empfehlen. Eine kleine aber sehr feine Speisekarte und so ließen wir unseren (etwas zu) abenteuerlichen Trip über die Havel bei einem leckeren Abendessen ausklingen.
Unser Fazit
Wir haben jetzt natürlich keinen Vergleich zu einem solchen Trip im Sommer, was alleine schon von den Außentemperaturen sicherlich deutlich angenehmer sein wird als unsere Fahrt im Herbst zum Ende der Saison. Was sich aber nicht ändern wird, ist die geringe Anzahl an Liegeplätzen an der Havel und so muss man in der Region recht früh losfahren um einen Platz zu bekommen. Die Gebühren für die Liegeplätze sind dabei auch recht hoch und hinzukommen die Kosten für Wasser, Strom und natürlich Benzin, wovon wir über knapp 100 Liter verbraucht haben.
Insgesamt war die Fahrt mit dem freecamper® ein sehr teures Unterfangen und das besonders im Vergleich zu den Kosten eines „normalen“ Hausboots. Hier hätten wir für die Miete bei einem anderen Anbieter deutlich weniger bezahlt und die Boote sahen auch um einiges moderner aus, als die doch in die Jahre gekommenen freecamper®. Ein Erlebnis war der Trip, aber für eine Empfehlung reicht es am Ende von unserer Seite aus nicht wirklich.
Danke für Eueren Bericht, wir hatten auch daran gedacht, statt der Italienfahrten einmal die Müritz auf diesem Weg zu erkunden, aber Ihr habt schön beschrieben an was man bei der Vorausplanung alles denken sollte und auf was man vielleicht, ohne Eure Hilfe :)) gar nicht kommt!
Nochmal großes Danke…….
Gerrard
Danke für den sehr interessanten Reisebericht.
Wir sind seit 35 Jahren Wohnmobil Fahrer und hatten ebenfalls vor entweder eine Woche per Boot ober auf einer Womo Platform zu erleben.
Genau euer Erlebnis waren meine bedenken. Hochpreisig und in der Mobilität begrenzt.
Ich denke der einzige Vorteil ist , dass schlafen im eigenen Bett.
Wir werden den Plan weiter vertagen. Obwohl das Erlebnis mit dem schlechten Wetter sicherlich bei schönen Wetter ein anderes Erlebnis gewesen wäre.
Nochmals danke für den Reisebericht.
Freut mich zu hören, dass euch der Bericht gefallen hat. Im Sommer wäre die Tour natürlich vom Wetter her um einiges angenehmer gewesen, aber dafür leider noch kostspieliger und die wenigen Liegeplätze (vermutlich) noch begrenzter. Ich wünsche euch beste Gesundheit und immer schönes Reisen, egal wo es am Ende hingehen soll. Viele Grüße Marc