Ankommen, durchatmen und die Weite spüren – Borkum, die westlichste der Ostfriesischen Inseln, bietet eine schöne Mischung aus Natur, Erholung und norddeutschem Charme. Zwischen endlosen Stränden, Dünenlandschaften und dem lebendigen kleinen Ortskern lässt es sich zu jeder Jahreszeit gut aushalten. Im September hat unsere große Tochter ein zweiwöchiges Praktikum auf Borkum absolviert, und weil unser Wohnmobil als Unterkunft dienen sollte, habe ich sie begleitet und mein Büro kurzerhand auf die Insel verlegt.
Für einen Aufenthalt mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen auf Borkum (und vielen anderen Inseln) gibt es jedoch einige Punkte im Vorfeld zu beachten, damit die Reise entspannt und reibungslos verläuft. Zusätzliche Herausforderungen gib es, wenn man dann noch auf die Idee kommt, in Deutschland mobil arbeiten zu wollen und dabei auf stabiles Internet angewiesen ist.
Allgemeine Informationen
Anreise und Fähre: Die Insel Borkum erreicht man nur mit der Fähre von Emden oder Eemshaven (Niederlande) aus. Eine Reservierung für das Wohnmobil ist unbedingt empfehlenswert, vorrangig in der Hauptsaison, da die Kapazitäten begrenzt sind. Die Überfahrt dauert etwa 1–2 Stunden. Schnäppchen sind solche kurzen Überfahren leider nie.
Fortbewegung auf der Insel: Borkum ist zwar nicht autofrei, aber es gibt saisonale genauer gesagt in Zonen unterteilte Verkehrsbeschränkungen rund um den Ortskern. Da das Wohnmobil aber auf dem Campingplatz bleibt, sind Fahrräder, E-Scooter oder zu Fuß die bevorzugten Verkehrsmittel, um die Insel zu erkunden, und man findet auf Borkum gut ausgebaute Radwege und Wanderwege.
Stellplätze und Campingplätze: Auf Borkum gibt es zwei Campingplätze, den weniger schönen Insel-Camping-Borkum mit zentraler Lage und den schönen Campingplatz Klaas Aggen in Ostland. Ansonsten gibt es auf Borkum keinerlei Stellplätze oder Ähnliches, sondern nur die beiden Campingplätze, und hier sollte man selbst in der Nebensaison im Vorfeld reservieren.
Einkaufsmöglichkeiten und Versorgung: Die Einkaufsmöglichkeiten sind auf einer Insel immer etwas eingeschränkter und an manchen Stellen die Preise auch etwas höher. Bei den Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs trifft das jedoch nicht zu. Beim Discounter Lidl sind z. B. die Preise auf Borkum mit denen auf dem Festland identisch.
Anreise und Campingplatz
Nach einer entspannten Überfahrt mit der Fähre von Eemshaven erreichten wir den Anleger im Süden und steuerten am kleinen Flughafen vorbei nach Ostland zum Campingplatz der Familie Aggen. Der Platz liegt in der Nähe vom schönen Nordstrand und etwa 5 Kilometer vom Zentrum entfernt im ruhigen Ortsteil Ostland. Das Gelände ist sehr weitläufig und schön angelegt. Die netten Betreiber könnten hier noch deutlich mehr Camper unterbringen, aber das ist bewusst so nicht gewollt, damit jeder genügend Abstand und Ruhe um sich herum hat.
Auf dem Gelände gibt es diverse Außenwaschbecken, eine Küche mit Aufenthaltsraum, saubere Sanitäranlagen und Waschmaschinen und Trockner sind ebenfalls vorhanden. Was will man mehr?
Für den Aufenthalt hier auf dem Platz in Ostland muss man ein paar Punkte beachten: Es gibt hier keinen Bodenablass für das Grauwasser und somit muss man hier auf ein entsprechendes Grauwassertaxi mitnehmen. Bei uns kamen dafür die faltbaren Behälter von Simply Collect zum Einsatz (Testbericht), und es hat damit wie immer super funktioniert.
Das Wohnmobil muss während des Aufenthaltes fest auf dem Platz stehen bleiben. Man ist daher auf anderweitige Fortbewegungsmittel angewiesen, um etwa in die Stadt oder zum nächsten Supermarkt zu gelangen. Zum einen gibt es in Ostland und somit nur wenige Minuten vom Campingplatz entfernt eine Bushaltestelle, oder man nutzt sein Fahrrad oder wie wir einen E-Scooter (Testbericht).
Des Weiteren ist auf dem Campingplatz nur Barzahlung möglich, was je nach Aufenthaltsdauer und des bei Ankunft zu bezahlenden Gästebeitrags (Kurtaxe) berücksichtigt werden sollte. Was den Mobilfunkempfang und besonders im Osten von Borkum angeht, so ist dieser zwar grundsätzlich vorhanden, aber mobile Daten sind kaum nutzbar. An Streaming oder Remote Arbeiten ist selbst mit der Telekom nicht zu denken, weshalb hier eine Starlink Mini zum Einsatz gekommen ist.
Die Stromkosten betragen 0,85 EUR pro kWh und ich wollte ohnehin einmal ausprobieren, wie weit man mit 360 Wp Solar auf dem Dach, einer flexiblen Solartasche (200 Wp) im Zusammenspiel mit einer 500 Ah Lithiumbatterie im Herbst auskommt. Der Erfahrungsbericht folgt.
Wem eine zentrale Lage wichtiger ist, auf Kuschelcamping steht oder sich ohnehin die meiste Zeit am Strand aufhalten möchte, der kann natürlich auch Insel-Camping-Borkum als Basecamp nutzen. Mein Favorit wäre es aber eher nicht.
Der Nordstrand auf Borkum – Eine Perle der Nordsee
In unmittelbarer Nähe des Campingplatzes liegt der Nordstrand, welcher sich mehrere Kilometer entlang der Nordküste Borkums erstreckt. Der feine, helle Sand und das glitzernde Wasser der Nordsee bilden eine atemberaubende Kulisse. Besonders beeindruckend ist die Weite, wenn sich bei der Ebbe das Meer weit zurückzieht und sich ein scheinbar unendlicher Horizont öffnet.
Im Sommer wird der Strand zu einem Zentrum für Beachvolleyball-Turniere, Yoga-Sessions und zu einem Paradies für Surfer und Kitesurfer. In der Nebensaison ist es hier auch am Tag deutlich ruhiger und so haben wir bei jeder Gelegenheit unsere Freizeit draußen und bevorzugt am Strand verbracht. Was für eine wunderbare Entschleunigung!
Am Abend hat man aufgrund der Abgeschiedenheit hier im Osten der Insel den Strand fast für sich alleine und kann die wunderschönen Sonnenuntergänge in vollen Zügen genießen.
Erkundung der Insel mit Fahrrad oder E-Scooter
Für die notwendige Mobilität auf der Insel haben wir den E-Scooter Egret Pro (Testbericht) genutzt, welcher ebenfalls über Solarstrom am Wohnmobil aufgeladen wurde. Der Discounter Lidl ist auf Borkum mit einer Filiale (ca. 4 km Entfernung) am Ortsrand vertreten, und selbst größere Einkäufe oder der Transport vom Grauwasser waren mit dem E-Scooter kein Problem.
In östlicher Richtung gelangt man vom Campingplatz in Ostland aus zur Aussichtsdüne „Steerenklipp“ und zum Hooge Hörn (friesisch für ‚erhöht liegende Ecke‘), dem östlichsten Punkt Borkums. Umgeben von Salzwiesen und Watt, ist das Gebiet Lebensraum für eine Vielzahl von Brut- und Rastvögeln.
Wir haben während unseres Aufenthaltes auf den fast 130 Kilometer gut ausgebauten Rad- und Wanderwegen einige Touren unternommen, und man wird auf den Strecken immer wieder mit einem einmaligen Ausblick auf die Nordsee belohnt. Wer keine eigenen Fahrräder mitbringen möchte oder kann, hat hier natürlich auch die Möglichkeit sich welche ausleihen.
Das quirlige Zentrum von Borkum
Von unserem Campingplatz aus sind es in Richtung Westen rund 6 Kilometer bis zur beliebten Strandpromenade und am unteren Ende liegt das Nordsee Aquarium, dem Praktikumsplatz unserer Tochter. In 16 thematisch unterschiedlichen Becken schwimmen Katzenhaie, Dorsche, Heringe, Wolfsbarsche und viele andere Fische. Hier erfährt man vieles über die faszinierende Unterwasserwelt der Nordsee und deren Bewohner.
Ein Stück weiter an der breiten Promenade entlang gelangt man zum zentralen Anlaufpunkt und der Flaniermeile Borkums, mit einem über 100 Jahre alten Musikpavillon. Hier kann man bei einem Glas Wein und regelmäßig stattfindenden Konzerten den Sonnenuntergang wunderbar genießen.
Im Stadtzentrum findet man viele Geschäfte und Restaurants und der Nähe vom Hauptbahnhof der Schmalspurbahn mitten im Zentrum kann ich die Pizzeria il Faro empfehlen, bei der man sich seine verdammt leckere Pizza selbst zusammenstellt. Natürlich durften Krabben- und Lachsbrötchen nicht fehlen, und am besten gescheckt hat es uns Fischdigga, ebenfalls direkt am Bahnhof gelegen.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Im Zentrum findet man neben der katholischen Kirche Maria Meeresstern, dem alten und dem neuen Leuchtturm, auch urige Cafés und Teeläden, wie Omas Teestübchen. Alles eigentlich perfekt fußläufig erreichbar, denn so groß ist Borkum bzw. die Stadt auch nicht. Von hier aus sind es übrigens nur noch (Luftlinie) 490 Kilometer bis zum Kap Lindesnes, dem südlichsten Punkt in Norwegen, einer unserer vielen schönen Stationen im unvergesslichen Sommerurlaub 2019.
Wenn man der Promenade am Weststrand vorbei weiter in Richtung Norden folgt, liegt auf einer Düne die historische Sehenswürdigkeit Großes Kaap, welche zusammen mit dem Alten Leuchtturm als Navigationshilfe für die Schifffahrt diente. Der alte Wasserturm mit kleinem Museum ist ebenso einen Abstecher wert wie der nordwestlichste Punkt Deutschlands.
Borkum – Entspannung und Abenteuer in perfekter Balance
Borkum begeistert mit einer einzigartigen Mischung aus ursprünglicher Natur, maritimem Flair und vielseitigen Freizeitmöglichkeiten. Die Insel bietet für jeden etwas: kilometerlange Sandstrände für Sonnenanbeter und Spaziergänger, beeindruckende Dünenlandschaften und das Wattenmeer für Naturliebhaber sowie einen charmanten Ortskern mit gemütlichen Cafés und Geschäften.
Ob mit dem Fahrrad, E-Scooter oder zu Fuß – die Insel ist ideal, um in eigenem Tempo erkundet zu werden. Dabei punktet Borkum besonders mit seiner Ruhe, frischer Nordseeluft und den weiten Ausblicken, die zum Durchatmen und Abschalten einladen. Borkum ist auch ein anerkanntes Nordseeheilbad, denn die salzhaltige Luft und das Meeresklima sind wohltuend für die Atemwege.
Borkum wir kommen wieder!
Gibt es einen öffentlichen Nahverkehr auf Borkum?
Hallo Peter, ja, die Rederei AGM betreibt auf Borkum nicht nur die Schmalspurbahn, sondern auch eine Buslinie, welche auch das ganze Jahr fährt. Hier findest du den Fahrplan. Viele Grüße Marc
Hallo Marc, wir haben ja auch schon kurz auf dem Caravan Salon über Starlink geschnackt. Wie bist du zufrieden?
VG Robin
Moin Robin, mein passender Artikel zur Starlink Mini kommt in den nächsten Tagen. Bis dahin noch ein bisschen Geduld und liebe Grüße. Marc