Seit geraumer Zeit trudelten bei immer mehr Wohnmobilisten Schreiben der Kfz-Versicherung mit teilweise massiven Preiserhöhungen für das Jahr 2025 ein. Es kann sich daher lohnen einmal genauer hinzuschauen und die Angebote bzw. Versicherungen zu vergleichen und gegebenenfalls zu wechseln und bei Beitragsänderungen besteht in der Regel ein Recht auf Sonderkündigung.
Die Auswahl an Versicherungskonzernen, welche Wohnmobile (Sonderkategorie) versichern, ist deutlich kleiner als die von reinen Pkw-Versicherungen und somit herrscht auf dem Markt weniger Konkurrenz. Aus Sicht eines Versicherers sind Wohnmobile im Schadensfall ein (zu) großes Risiko, welches sich in den vergangenen Jahren aufgrund von massiven Preissteigerungen weiter verschärft hat.
So findet man z. B. bei den großen bekannten Vergleichsportalen keine einzige Versicherung für Wohnmobile und daher muss man beim Vergleich etwas mehr Aufwand betreiben, welcher sich am Ende aber finanziell sehr lohnen kann.
Die Faktoren der Beiträge sind vielfältig
Versicherungskonditionen (Prämien) hängen von sehr vielen Faktoren wie Schadenfreiheitsklasse, Regionalklasse, Versicherungsumfang, Selbstbeteiligung, Aufbauart, Neuwert und Kilometerleistung ab, um nur ein paar wenige zu nennen. Bei Wohnmobilen kommen dann noch ein paar aufbauspezifische Dinge wie das GFK-Dach, die große Windschutzscheibe bei einem Vollintegrierten usw. hinzu.
Der Wohnort, die Wohnsituation (Mietwohnung, Eigenheim), die Art von Stellplatz (Carport, Halle usw.), weitere Versicherungen (Rabatte), ein alternativer Pkw und auch der Beruf können am Ende ebenfalls einen großen Unterschied bei der Prämie ausmachen.
Warum sind Versicherungen für Wohnmobile so teuer?
Wohnmobile sind auch aus Sicht von Versicherungen keine reinen Pkw (Personenkraftwagen), sondern sie werden als Sonderkraftfahrzeuge geführt, was bereits einige der günstigen Direktversicherer ausschließt. Die Regulierung eines Schadens und somit das Risiko für den Versicherer ist bei Wohnmobilen deutlich größer als bei einem „normalen“ Pkw.
Neben der Menge an gestiegenen Schadensfällen, etwa durch Unwetterereignisse, sind in den vergangenen Jahren aber auch die Kosten der Schadensfälle immer weiter gestiegen. Das wirkt sich bei einem wirtschaftlichen Totalschaden nicht nur auf den Zeitwert, sondern ganz besonders auf den Neuwert aus, sofern dieser mitversichert wurde.
Aber auch wenn ein Wohnmobil noch zu reparieren ist, wird es für den Versicherer teurer, weil Material und Lohnkosten in den Werkstätten gestiegen sind. Hinzu kommt neben dem Marktgleichgewicht (Angebot und Nachfrage) und der Inflation dann teilweise noch die Schippe, welche manche Hersteller bzw. Zulieferer obendrauf gelegt haben. Diese Umstände führen am Ende dazu, dass manche Versicherer ihre Beiträge massiv anheben „müssen“, um die Schadenszahlungen tätigen zu können.
So wird es zumindest von den Versicherungen aus gegenüber Presseanfragen argumentiert, ob das wirklich stimmt, kann ich nicht beurteilen, aber Erhöhungen sind mir dann teilweise doch zu extrem.
Vergleichen kann sich lohnen
Natürlich kann man bei der Gelegenheit auch mal anfangen, über den Leistungsumfang der Versicherung nachzudenken. Evtl. kann man die Versicherung auch dem Fahrzeugzustand (Alter usw.) und dem Reiseverhalten (Laufleistung) anpassen und das könnte sich auch für die vorhandene Versicherung lohnen. Hierbei würde ein Vergleich aber natürlich schwierig bis zu unmöglich.
Gerne würde ich euch jetzt ein super intuitives Vergleichsportal nennen, wo ihr ohne großen Aufwand sofort die besten Konditionen angezeigt bekommt. Leider kenne ich keines! Im Gegenteil, denn bei den paar wenigen Seiten, die sich Wohnmobilversicherungsvergleich usw. nennen, kamen am Ende deutlich höhere Beiträge bei herum, als bei einer manuellen Suche. Hinzukommt aber vor allem, dass es sich dabei auch nicht wirklich um Vergleichsportale handelt, wie man sie ansonsten kennt. Es stehen am Ende der (angeblichen) Berechnung keine Versicherungen zur Auswahl, wo ich dann anhand von Leistungsunterschieden entscheiden könnte. Man kann oftmals auch nicht erkennen, welcher eigentliche Versicherungskonzern vermittelt wird. Irgendwie alles sehr intransparent.
Ergebnisse meines manuellen Versicherungsvergleichs
Ich habe daher anhand meiner aktuellen Versicherung (Helvetia) einen wenn man so will manuellen Vergleich bei identischen Leistungsdaten bzw. Angaben durchgeführt. Versicherungsbeginn sollte jeweils der 1.1.2025 sein und hier seht ihr eine Übersicht meiner Angaben. Ein paar persönliche Daten habe ich jetzt hier nicht aufgeführt, aber bei den Versicherungen natürlich immer identisch angegeben.
- CS Rondo XL (EZ 2019) mit 4.500 kg
- Motorleistung 190 PS, GFK-Dach
- SF10 für die Haftpflicht (500 € Selbstbeteiligung)
- SF10 für die Vollkasko (500 € Selbstbeteiligung)
- Neupreis ca. 140.000 €
- Wohnort Hude, Einfamilienhaus, Carport
- Ehepartner als Fahrer eingetragen, und alle Fahrer über 25 Jahre
- Jährliche Zahlung bei 15.000 km
- Sofern verfügbar Schutzbrief, Fahrerschutz, Ausland-Schadenschutz
Wichtig: Hier noch einmal der Hinweis, dass neben den Daten zu eurem Fahrzeug, natürlich auch eure sehr persönlichen Angaben wie Geburtsdatum, Erwerb des Führerscheins, Schadenfreiheitsklasse, Wohnort, Stellplatz usw. von mir abweichen. Das beeinflusst daher eure Konditionen. Die Preise können sich auch kurzfristig ändern. Ich möchte hiermit jedoch die deutlichen Preisunterschiede aufzeigen und evtl. könnt ihr dadurch ein paar (hundert) Euro im Jahr durch einen Wechsel oder eine Optimierung der Versicherung einsparen.
Meine Vergleichsergebnisse
HUK24 | 770,40 € |
WGV | 795,05 € |
Helvetia (Jahn & Partner) | 835,32 € |
Janitos | 857,96 € |
ADAC (als Mitglied) | 1125,53 € |
Wohnmobilversicherung.de | 1243,72 € |
RMV | 1436,20 € |
Allianz | 1571,00 € |
Campingfreunde.de | 1933,66 € |
Das sind schon deutliche Preisunterschiede (Stand 19.11.2024) und nur zur Information, eine sicherlich sinnvolle Inhaltsversicherung inkl. Fahrräder usw. gibt es natürlich auch separat und von der eigentlichen Versicherung losgelöst für unter 100 € p. a. zu erwerben.
Den richtigen Versicherungsbedarf kennst am Ende nur DU. So musst du selbst entscheiden, ob etwa 1.000 € Selbstbeteiligung bei Elementarschäden wie bei der Helvetia in Ordnung sind oder nicht. Ebenso ob die Entschädigung für Glasbruchschäden je Schadenereignis begrenzt sein kann. Das wird bei einem vollintegrierten Fahrzeug relevanter als bei einem Kastenwagen oder teilintegrierten.
Es gibt also leider nicht die perfekte Versicherung und auch dort nicht den perfekten Tarif. Das ist am Ende immer eine ganz persönliche Abwägung u. a. nach Risikobereitschaft oder Kapital. Jedoch hoffe ich auf einen Gedankenanstoß einen (sofern nötig) Versicherungswechsel gegeben zu haben.
Moin und herzlichen Dank für die Recherche.
Auch ich habe eine solche durchgeführt und dabei festgestellt, dass meine derzeitige Versicherung „VERTI“ die billigste ist.
Erwähnen muss man allerdings, dass der Service dieser Versicherung unterirdisch ist, telefonisch auch nach zwei Stunden WARTESCHLEIFE nicht erreichbar, Emails und auch Schreiben werden nicht beantwortet!!!
Wer damit leben kann, der hat eine billige Versicherung. Übrigens hat VERTI die Versicherungsprämie 2023/2024 für Neukunden um 32% erhöht.
Man sollte sich also einen Versicherungswechsel gut überlegen, hat man vielleicht einen besseren Altvertrag!!
Danke für den interessanten Beitrag.
@Winny
Das stimmt. Preiswert ist nicht immer gut, wenn man, wie Du, endlos in irgendwelchen Warteschleifen steckt. Oder man muss sich mit so nem schlecht programmierten BOTT rumschlagen … Dann ist manchmal ein Gang zu einem ortsansässigen Büro schneller und meist effektiver. Bei meiner ortsansässigen Agentur der LVM konnte ich auch mein WoMo versichern, welches ich aus zeitgründen nicht mehr habe.
Gruß Michael
Vielen Dank für den selbst erstellten Preisvergleich.
Dieser hat mich inspiriert, meine stark gestiegene Versicherung zu hinterfragen.
Es hat sich gelohnt!
Hallo Thimboo, das ist ja MEGA und freut mich sehr. Viele Grüße und ein schönes Wochenende. Marc