Der Camping-Boom, welcher in den letzten Jahren der gesamten Branche Rekordgewinne eingebracht hat, scheint weiter abzuklingen und die Auswirkungen treffen jetzt immer mehr große Unternehmen. In der ersten Jahreshälfte haben nicht gerade wenige der ganz großen (börsennotierten) Hersteller von Freizeitfahrzeugen Gewinnwarnungen herausgegeben und es zogen dunkle Wolken über der bis dato sehr erfolgsverwöhnten Campingbranche auf. Kurz vor dem Caravan-Salon 2024 in Düsseldorf hatte ich bereits darüber berichtet und den vollständigen Artikel könnt ihr hier nachlesen.
Erst vor ein paar Wochen hatte es die großen Reisemobil-Vermietungen ROADfans und Camperboys hart getroffen, welche wie auch der Hersteller Plugvan infolge der wirtschaftlich schwierigen Lage Insolvenz anmelden mussten. Auch große Händler von Wohnmobilen und Wohnwagen, wie etwa das Caravan & Reisemobil Center in Reinfeld befinden sich in einem Insolvenzverfahren. Von einer Insolvenz spricht man bei der Knaus Tabbert AG zwar noch lange nicht, jedoch hat man sich dazu entschieden, die Produktion an den Standorten in Jandelsbrunn und Nagyoroszi (Ungarn), ab Montag den 18. November 2024 bis zum Ende des Jahres einzustellen.
Ziel dieser Maßnahme sei es laut Unternehmensführung, die Produktionsmengen zu reduzieren und damit die Lagerbestände der Händler auf ein wirtschaftlich nachhaltiges Niveau zu bringen sowie die eigenen Bestände (an die Händler) abzubauen. Die Schieflage hatte sich bei Knaus Tabbert durch zwei Gewinnwarnungen innerhalb eines Jahres und verlängerte Werksferien bereits angekündigt. Der Aktienkurs ist seit Jahresbeginn von 46,70 € auf 12,56 € massiv eingebrochen und ein Großteil der insgesamt 4200 Mitarbeiter befindet sich in Kurzarbeit.
Knaus Tabbert hat in jüngster Vergangenheit massiv in seine Produktionskapazität investiert und die Auftragsbücher sind gut gefüllt heißt es aus dem Hauptsitz im niederbayerischen Jandelsbrunn. Problematisch könnte meiner Meinung nach jedoch das Händlervertriebsnetz sein, weil die Fahrzeuge bei den großen Serienherstellern wie Knaus Tabbert nicht direkt an den Endkunden, sondern an bzw. über den Händler verkauft werden, bei denen die Höfe teilweise immer noch zu voll sind.
Neufahrzeuge sind bei den Händlern in den meisten Fällen zwischenfinanziert und bei sinkender Nachfrage und gleichzeitig steigenden Zinsen stehen daher nicht wenige vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Hier war Knaus Tabbert bereits (aus Eigeninteresse) bei seinen Händlern eingesprungen und hat bei der Finanzierung des großen Fahrzeugbestände geholfen. Das geht aber natürlich nicht auf Dauer und bringt Knaus Tabbert irgendwann selbst in Schwierigkeiten.
Bis Ende des Jahres stehen in Jandelsbrunn und Nagyoroszi ab Montag die Bänder still und die Mitarbeiter gehen mit einem mulmigen Gefühl in die Kurzarbeit. Nicht betroffen sind hiervon übrigens die Standorte Mottgers (Tabbert Wohnwagen) und Schlüsselfeld (Morelo Reisemobile).
Ich glaube, dass Knaus Tabbert sich auch gar nicht groß neu erfinden, sondern einfach „nur“ zu den bekannten Werten zurückfinden muss. Mit Qualität vor Quantität und fairen Preisen sollte das eigentlich gelingen und Knaus Tabbert könnte sich wieder von dieser Krise erholen und weiterhin ein großer und solider Hersteller von Freizeitmobilen in Europa bleiben. Es ist daher kein schlechter Zeitpunkt, das Depot mit Aktien der Knaus Tabbert AG zu befüllen.
In Anbetracht der nicht nachvollziehbaren und utopischen Preisgestaltung von Campingfahrzeugen während der Pandemie und danach, fehlt mir jegliches Mitgefühl für die Situation von Herstellern und Händlern. Auf den Punkt gebracht: Wer den Hals nicht voll genug bekommen kann…….
Stimmt. Die Preise sind extrem hoch. Wir wollen uns verkleinern, aber bei den Preisen?
Ja… Qualität herstellen/liefern wäre nötig. Nur 1 Beispiel unserer letzten Miete: eingebaut war ein Kompressor Kühlschrank, der so laut brummte, dass wir ihn nachts abstellen mussten. Und… die Heizung spukte immer wieder. Dabei waren wir mit nserem eigenen von 2013 bis 22 ganz toll happy.
Hallo, da gebe ich dir Winny zu 1000% recht, eine Frechheit die Preise in der Pandemie unverhältnismäßig hoch zu treiben und jetzt jammern, geht’s noch…..
Falsche Firmenpolitik Herr Vaterl & Co.
Dazu noch Personal drangsalieren, langjährige Mitarbeiter vergraulen und alles was woanders nicht genommen wurde eingestellt. Dazu Leharbeiter statt vernünftige Verträge anzubieten.
Das rächt sich! Die Alten erfahrenen haben genau davor gewarnt! Aufträge ablehnen und Geld zum Fenster rausschmeißen. Man sollte in den fetten Jahren die Mageren nicht vergessen.
Hallo, bitte noch mal prüfen welche Firma in Reinfeld Insolvenz angemeldet hat. M.E. ist es die Firma auf dem Nachbargrundstück, die Firma Auto & Freizeit Nord und nicht Caravan & Reisemobil Center Reinfeld.
Danke und VG
Hallo Sandra, beiden Firmen haben u.a. mit Horst Günter Spiertz denselben Geschäftsführer und es wurden auch für beide Firmen ein Insolvenzverfahren beim Amtsgericht Lübeck eröffnet
11.11.2024 – Aktenzeichen 53a IN 228/24 für die Caravan & Reisemobil Center Reinfeld GmbH.
11.11.2024 – Aktenzeichen 53a IN 227/24 für die Auto & Freizeit Nord GmbH
Sowie ebenfalls am 11.11.2024 für die Caravan & Reisemobile Asia Export GmbH unter Aktenzeichen 53a IN 229/24, bei der Herr Spiertz ebenfalls Geschäftsführer ist.
Quelle: https://neu.insolvenzbekanntmachungen.de/ap/suche.jsf
Viele Grüße Marc
Das ist wie bei der Autobranche, vier Preiserhöhungen im Jahr, Völlig überzogene Preis die letzten Jahre, und jetzt jammern und die Arbeitnehmer verunsichern.
2 Jahre Lieferzeit, in der Wartezeit Preise erhöhen, man könne ja vom Kaufvertrag zurücktreten, mit dem Wissen dass man ja dann nochmals 1 bis 2 Jahre warten müsste, Frechheit.
Vermutlich springt hier ja dann wieder die Regierung mit unseren Steuergeldern ein.