Mein Fazit vom Caravan Salon 2024
Nach zehn Tagen hat der Caravan Salon in Düsseldorf, eine der weltgrößten Messen zum Thema Reisemobile und Caravaning seine Tore geschlossen und es ist an der Zeit, ein persönliches Fazit zu ziehen. Auf 250.000 Quadratmetern zeigten bei bestem Wetter über 770 Aussteller die neuesten Caravans, Reisemobile und Campervans sowie Zubehör, Ausbauteile, Zelte, Mobilheime, Urlaubsdestinationen und vieles mehr.
Gab es Weltneuheiten und ein Innovationsfeuerwerk nach dem anderen zu bestaunen, sind die Preise wie von manchen Herstellern angekündigt wirklich gefallen und was sind die aktuelle Trends der Branche? Um diese Fragen und was ich alles spannendes in den 16 Hallen und auf dem Freigelände vom Caravan Salon gesehen habe, geht es in diesem Artikel. Nimm dir eine Auszeit, hol dir ein Getränk, setz dich in den gemütlichen Sessel deiner Wahl und ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen.
Inhaltsverzeichnis
- Der P1 und die neue 48-Stunden-Regel
- Messestart am Preview Day
- Highlights und Weltneuheiten
- Neue Player auf dem Markt
- Kleinigkeiten, die begeistern konnten
- Der Mercedes Sprinter soll es richten
- Offroad ist das neue Chic
- Die Camper Schmiede zeigt, was möglich ist
- Durchdachte Fahrzeuge von Rocket Camper
- Flexible Campingbusse von Kompanja
- Die Toilettenwahl nimmt Fahrt auf
- Rabatte, Rabatte, Rabatte und ein Fazit
Der P1 und die neue 48-Stunden-Regel
Auf dem großen Messeparkplatz P1, mit einem gewissen Kultstatus, standen wieder Tausende Wohnmobile und Wohnwagen aus aller Welt. Auch wenn die Flugzeuge von morgens 06:00 bis 23:00 direkt über einen donnern und man sich nach einer gewissen Zeit fragt, „warum zum Teufel tue ich mir das eigentlich an?“, ist es irgendwie faszinierend dort. Die Stimmung habe ich als durchweg positiv empfunden, auch wenn sich die Organisatoren mit der neuen 48-Stunden-Regel und die auf 19:00 Uhr festgelegte Anreisezeit sicherlich keine Freunde gemacht haben.
So war es „normalerweise“ nicht möglich, im Vorfeld mehr als zwei Übernachtungen auf dem P1 zu buchen und man wollte es damit mehr Menschen ermöglichen, dort zu übernachten und die Messe besuchen können. Vom Ansatz her nachvollziehbar, jedoch hätte man es auch an die Anzahl der Messetickets knüpfen können. Während bei uns bereits die Pizzaproduktion im Lieblings-Campingofen „Horst“ (Testbericht) auf Hochtouren lief, standen andere Camper noch stundenlang total genervt im Stau.
Eine Übernachtung (ab 19 Uhr/ bis 19 Uhr) auf dem P1 kostete 20,00 EUR und weil man erst (ohne Mehrkosten) ab 19:00 auf den Platz durfte, kam es (was ein Wunder) zu langen Staus, was dementsprechend zu sehr langen Wartezeiten geführt hat und mach einer ist sicherlich (ungewollt) spät ins Bett gekommen. Die Messeleitung bzw. der Parkplatzbetreiber Goldbeck sollten diese Regelung aus meiner Sicht fürs nächste Jahr noch einmal gründlich überdenken.
Messestart am Preview Day
Der erste Freitag war früher einmal der Fachbesuchertag und seit 2022 ist es der sogenannte Preview Day. Hier haben dann auch Besucher die Möglichkeit, den Caravan Salon in einer etwas entspannteren Atmosphäre zu erleben. Die Anzahl der Tickets ist in einer mir nicht bekannten Zahl limitiert und daher ist es in den Hallen insgesamt nicht so voll. Das könnte aber auch am „etwas“ erhöhten Eintrittpreis von 35,00 EUR anstatt der sonst fälligen 19,00 EUR pro Person liegen.
Ich empfand den ersten Messetag als insgesamt sehr angenehm. Es war bislang nicht so voll, wie am restlichen Wochenende, aber dennoch war etwa mein Vortrag in der Travel & Nature CONNECTED (Halle 7) zu unserer Reise im Winter zum Nordkap gut besucht. Wer also etwa mit konkreten Kaufabsichten unterwegs war und lange Warteschlangen an den Fahrzeugen vermeiden wollte, für den konnte der Preview Day von Vorteil sein.
Highlights und Weltneuheiten
Es ist natürlich nicht einfach, jedes Jahr das Rad neu zu erfinden und eine Weltneuheit nach der anderen zu präsentieren. Eigentlich auch gar nicht notwendig, aber in diese Situation haben sich einige der Hersteller selbst manövriert. Um die Verkäufe anzukurbeln, wurde in den vergangenen Jahren mit innovativen Lösungen geworben, die aus meiner Sicht keine waren und die Luft ist nun mal irgendwann auch raus. Die großen Gamechanger waren auch nicht wirklich zu erwarten und die Hersteller haben auch die Herausforderung, verloren gegangenes Vertrauen der Kunden wiederzugewinnen.
Hinzu kamen in den vergangenen Monaten auch immer mehr Negativschlagzeilen von nicht erreichten Zulassung bzw. Umsatzzahlen, anstehender Kurzarbeit oder sogar Insolvenzen und die Details dazu findest du in meinem passenden Artikel. Ich war daher recht gespannt, ob die Branche wieder auf die Beine kommt, oder man sich einfach (wieder) selbst feiert und so tut, als wäre nichts gewesen und sich das Glücksrad immer weiterdrehen würde.
Über 250.000 Menschen aus 69 Ländern haben die Messe besucht und die Stimmung habe ich insgesamt als sehr positiv empfunden. Manche Hersteller waren anfangs noch zurückhaltend und eine gewisse Spannung lag in der Luft. Das erste Wochenende war aber, alleine was die Besucherzahlen anging ein großer Erfolg und bei den Geschäftsabschlüsse soll es wohl auch gut aussehen, oder zumindest besser als gedacht.
Neue Player auf dem Markt
Mit Spannung wurden die chinesischen Wohnmobile der Marke Deddle erwartet, welche wie im vergangenen Jahr auf dem Landweg von China nach Deutschland unterwegs waren und dieses Mal sogar mit einem PR tauglichen Abstecher zum Nordkap. Die recht kurzen Fahrzeuge sind vollgepackt mit allerlei Technik und Helferlein wie Wasch- und Spülmaschine.
Das Design gefällt mir nicht wirklich, aber das ist ja am Ende natürlich Geschmackssache. An der Verarbeitung hatte ich auf den ersten Blick nichts auszusetzen, wer aber jetzt auf „Knallerpreise“ aus Fernost gehofft hat, wurde enttäuscht. Los geht’s bei etwa 150.000 Euro und der aus Carbon gefertigte Carbonic Liner 7.8 kostet bis zu 475.000 Euro.
Hier hätte man evtl. mit günstigeren Einsteigermodellen besser auf dem europäischen Markt Fuß fassen können und es bleibt daher abzuwarten, ob und wie sich der chinesische Premium-Hersteller in Europa platzieren kann. Für die nächsten Jahre könnten aber noch anderen Hersteller bzw. Marken aus China nachziehen und für Konkurrenz sorgen. Importiert und vertrieben werden die Wohnmobile von Deddle übrigens von La Marca aus Landsberg am Lech.
Kleinigkeiten, die begeistern konnten
Man kann jetzt schon festhalten, dass der alles erlösende Camping-Messias mit einer Kiste voller großer Weltneuheiten nicht in Düsseldorf erschienen ist und es daher eher die cleveren Kleinigkeiten waren, die mich am Ende begeistern konnten. Die Qualität bei der Verarbeitung hat auch wieder zugelegt, was man die vergangenen Jahre an genügend Stellen und in nahezu allen Preisklassen leider nicht behaupten könnte. Hier wurden teilweise Fahrzeuge mit Mängellisten, nach langer Wartezeit und zu überhöhten Preisen ausgeliefert. Diese Zeiten scheinen mir zum Glück der Vergangenheit anzugehören.
Auffahrkeile 2.0
Fangen wir mal mit einer neuen Art von Auffahrkeil an, welche die meisten Wohnmobilfahrer sicherlich dabeihaben, um das von Werk aus bereits leicht schief stehende Fahrzeug auf dem Stellplatz bestmöglich in Waage zu bekommen. Damit man bereits im Vorfeld weiß, auf welche der unterschiedlichen Stufen des Keils man denn fahren muss, gibt es vom Hersteller Lippert den Auffahrkeil Level9, welcher über bis zu 9 per Stopper verstellbare Ebenen verfügt. Eine zum Keil gehörende App zeigt einem an, auf welche Stufe jeweils der Stopper angebracht werden muss.
Man muss dann nur noch den Stopper entsprechend auflegen und kann danach auf den Keil fahren. Ein ungewolltes Herunterrollen wird hierdurch vermieden und die App erleichtert im Vorfeld die Ermittlung der richtigen Position. Anfang 2025 kommen die Keile in den Handel und ermöglichen eine Nivellierung bis zu einer Höhe von 18 cm. Kostenpunkt ca. 119.00 EUR.
Eriba bekennt Farbe
Die Hymer Tochter Eriba zeigte mit dem Car 600, oder dem Car 602 auf VW Crafter, was man alleine schon mit frischen Farben alles machen kann. Von außen haben mir die beiden Modelle mit Bicolor-Außenlackierung bereits ausgezeichnet gefallen und auch im Innenraum versucht Eriba mal etwas anderes.
Im Heck eine Face 2 Face Sitzbank, durchweg hochwertige Oberflächen, offene Regale und ein warmer Filz verleihen dem Innenraum einen einzigartigen Look. Ich würde mir wünschen, mehr von solchen Fahrzeugen sehen zu können.
Klimaanlage für den Einbau im Motorraum
Ein Hitzerekord jagt den nächsten und Klimaanlagen im Wohnmobil werden immer wichtiger. Leider ist in vielen Fahrzeugen jedoch kein Platz vorhanden und auch das Dach oftmals mit Solarplatten belegt. Von Teleco gibt es mit der Ultra Comfort 6000 eine platzsparende Lösung, denn diese wird in den Motorraum eingebaut und ein Diffusor unter dem Armaturenbrett befestigt.
Sie könnte aufgrund der Wärmepumpentechnologie sowohl als Klimaanlage als auch als Heizung verwendet werden und lässt sich natürlich auch aus der Ferne über das Internet steuern. Derzeit ist sie nur mit den Motorräumen von Stellantis-Fahrzeugen (Fiat Ducato, Citroën Jumper, Renault Boxer und Opel Movano) kompatibel. Die Ultra Comfort 6000 wird ab Anfang 2025 erhältlich sein.
Mit Ivonus einen Campervan online selbst gestalten
Die Firma Novus Fahrzeugbau aus Badenweiler geht mit IVONUS einen sehr spannenden Weg und sie sind bereits das zweite Mal auf dem Caravan Salon vertreten. Wer einen IKEA Küchenplaner bedienen kann, der kann sich auch einen Campervan auf Mercedes Sprinter oder MAN TGE online selbst gestalten. Man startet entweder mit einer leeren Kabine, oder wählt eine der vorgefertigten Optionen und passt sie nach den eigenen Wünschen an.
Das eigentliche Basisfahrzeug kann man sogar mitbringen. Wer sich etwa einen leeren Mercedes Sprinter bereits beschafft hat, den Ausbau aber selbst nicht zutraut, für den könnte IVONUS ebenfalls interessant sein. Der Möbelbau konnte mich von der Verarbeitungsqualität auf jeden Fall begeistern und es gibt clevere Ideen für den Grundriss. Insgesamt ein wirklich spannendes Projekt.
Selbst befüllbare Propangasflaschen
Wer eine vollkommen überteuerte Campingaz Gas-Flasche R 907* verwendet, welche auch nur eine Butan-Propan-Mischung und nicht reines Propan enthält, dem seien die selbst befüllbaren 2,5 kg Propangasflaschen* (Testbericht) vom Hersteller Gardinger empfohlen. Diese Flasche(n) gibt es auch in anderen Größen (1, 2, 3 kg) und ganz neu in der 0,425 kg Variante*, als Alternative zu einer 500 Gramm Gaskartusche.
Die bei Campern sehr beliebten 500 Gramm Gaskartuschen sind nicht nur auf die Füllung bezogen viel zu teuer, sie sind oftmals auch nur mit Butan gefüllt. Die Gardinger kann man einfach selbst aus einer 5kg oder 11kg Propanflasche befüllen und eine Füllung kostet dann nur zwischen 1 und 1,5 Euro, je nach Propanpreis. Zusätzlich gab es mit dem BBQ42* auch noch einen extrem kompakten Campinggrill aus hochwertigem Edelstahl mit solidem Klappmechanismus zu sehen.
Leichte Campingmodule für gängige Hochdachkombis
Das Kölner Start-up Travel Tiger bietet leichte Campingmodule an, welche ein Alltagsfahrzeug in unter 5 Minuten und ohne Werkzeug in einen Camper verwandeln können. Das Campingbett „Schlofe“ ist mit nur 15 Kilo sehr leicht und bietet eine Liegefläche von 200 x 110 cm. Der Einbau des Campingbettes mit Matratze ist auch in unter 5 Minuten und ohne Werkzeug erledigt und es lässt sich dank des geringen Gewichts auch alleine tragen und aufbauen.
Schlofe passt in die gängigsten Hochdachkombi-Modelle, wie den Citroën Berlingo, Dacia Dokker, Dacia Lodgy, VW Caddy 3, 4 und 5 und viele mehr. Das Campingbett kann man aber auch als Gästebett zu Hause nutzen. Neben dem Bett gab es auch noch die mobile Campingküche „Koche“ zu sehen, welche mit 13,5 x 51 x 100 cm (H,T.B) ein geniales Transportmaß hat und nur 14 Kilo wiegt.
E-Scooter liegen voll im Trend
Auf dem Stand von Fendt Caravan stand mit dem PURE Flex der wohl kleinste E-Scooter auf dem Markt. Er wiegt nur 16 Kilogramm, hat eine Reichweite von bis zu 40 Kilometern und lässt sich mit wenigen Handgriffen auf 62 cm x 30 cm x 57 cm (LxBxH) zusammenklappen. Er wird voraussichtlich Ende des Jahres bei Streetbooster mit Straßenzulassung zu beziehen sein.
Während der kleine E-Scooter leider noch auf seine Zulassung durch das KBA wartet, sind die Modelle von der Firma Egret aus Hamburg bereits startklar und konnten auf dem Freigelände vor der Halle 16 auch probegefahren werden. Für Camper eignet sich der Egret Pro besonders gut, denn der 48 V Akku ermöglicht nicht nur eine Reichweite von bis zu 80 Kilometern, sondern dank des Gepäckträgers „Cargo Carrier“ eignet er sich auch zum Transport von diversen Dingen.
Der Cargo Carrier unterstützt praktischerweise auch noch KLICKfix, sodass man hier nicht nur Körbe, sondern auch eine Standard-Eurobox anbringen kann. Neben dem Transport von Einkäufen ist es damit auch ohne Probleme möglich, die Kassettentoilette zur Entsorgungsstation zu fahren. Ebenfalls sehr clever ist eine entsprechende Vorrichtung zum Anbringen des flexiblen Seilschlosses Egret mate by tex-lock, welches über einen geflochtenen Außenmantel verfügt und somit nicht nur vor Diebstahl, sondern auch vor Lackkratzern schützt.
Der Mercedes Sprinter soll es richten
Seit einiger Zeit ist der Mercedes Sprinter als Basisfahrzeug immer beliebter. In der Pandemie konnte Mercedes liefern, während bei Fiat die Bänder stillstanden und so setzten immer mehr Hersteller auf den Sprinter, anstatt auf den Ducato. Auch der Hersteller Niesmann + Bischoff setzt mit dem Arto auf den Mercedes Sprinter als Basisfahrzeug min einem Liner.
Ich bin jetzt nicht (mehr) so der Freund von Vollintegrierten Wohnmobilen, oder gar der noch größeren Gattung, die man auch Liner nennt, aber der Arto hat mich schon begeistern können. Sehr hochwertig verarbeitet, durchdachter Grundriss, viele clevere Ideen und ein sehr modernes und ansprechendes Design, sorgten für den „WOW-Faktor“ beim Betreten des kleineren (Arto 78) Models.
Offroad ist das neue Chic
Was in den vergangenen Jahren auch immer mehr zugenommen hat, sind (zumindest optisch) Offroad taugliche Fahrzeuge und diese bevorzugt auf dem Mercedes Sprinter 4×4. Nahezu jeder der großen Serienhersteller hat mindestens einen Kandidaten im Programm und das bevorzugt als Kastenwagen. Über die Sinnhaftigkeit solcher Fahrzeuge kann man sicherlich endlose Diskussionen führen, muss man aber nicht und jeder soll das kaufen, was er möchte und sei es auch nur der Optik wegen. Wer am Ende mit einem vollausgestatteten Allradsprinter zu 99,9 % auf ganz normalen Campingplätzen steht, hätte sicherlich einiges an Geld sparen können, aber wenn das Fahrzeug einem so gefällt, warum nicht.
Wir fahren selbst ein Gefährt dieser Gattung, aber nutzen ihn auch in Gegenden, wofür er am besten geeignet ist. So waren wir diesen Sommer für vier Wochen in Island (Reisebericht folgt) und haben den Sprinter im Hochland ganz ordentlich gequält. Unser Ausbauer ist eine kleine Manufaktur (CS-Reisemobile) aus Hamburg und der Möbelbau hat die Touren ohne Probleme weggesteckt. Ob das auch bei manchen großen Serienherstellern von „normalen“ Reisemobilen der Fall ist, die jetzt vereinfacht gesagt nur das Chassis gewechselt haben, kann ich zwar nicht sagen, würde aber zumindest mal ein Fragezeichen dran machen.
Weinsberg möchte mitmischen
Ein Model wäre hier etwa der neue Weinsberg X-Pedition, welcher sicherlich optisch einiges hermacht, aber von der Verarbeitung, nun ja sagen wir mal so, immer noch ein Weinsberg ist und damit zum Einsteigersegment gehört. Bei der Qualität vom Möbelbau und spätestens im Badezimmer hatte ich auf der Messe, das ein oder andere Fragezeichen.
Das verschiebbare Klo ist so ein Beispiel, denn es ist auf einem Brett befestigt, welches dann einfach nach hinten in die Garage geschoben wird. Kein spezieller Auszug oder Ähnliches, sondern Holz auf Holz. Wenn ich jetzt an den feinen Sand denke, der bei Offroad Passagen durch jede Ritze ins Fahrzeug kriecht, ist ein Defekt vorprogrammiert. Irgendwie wirkt das alles bisher jetzt nicht so wirklich durchdacht, sondern man ist einfach auf den Offroad-Fahrzeuge-sind-gefragt-Zug mit aufgesprungen.
Wer jetzt denkt, das wäre zumindest ein günstiger Vertreter dieser Gattung, irrt leider gewaltig. Der Weinsberg X-Pedition 600 MQ startet bei 119,890 EUR, aber das auch nur mit dem kleinen Motor 315CDI und 150 PS. Also bei 3,5 Tonnen und nur mit Heckantrieb und nicht mit Allrad. Wer hier den Allradantrieb haben möchte, verlässt nicht nur zügig die 120.000-Euro-Marke, sondern auch umgehend die 3,5 Tonnenklasse. Dafür sind aber Dachträger, Heckträger, Leiter und die neue CLEANFLEX Verschweißer Toilette von Knaus Serieenaustattung.
Hymer Grand Canyon und MLT Crossover
Von Hymer gibt es auch wieder neue Offroad Fahrzeuge, wie etwa den fast 7 Meter langen Grand Canyon S 700, oder den MLT 570 Crossover. Wer es lieber kürzer mag, kann auch zum „normalen“ Grand Canyon Crossover mit weniger als 6 Meter Länge greifen. Dass Hymer hier weiterhin an seiner Banktoilette ohne jegliche Option festhält, ist mir weiterhin ein Rätsel. Das passt einfach nicht ins Autarkie Konzept und Alternativen zur Kassettentoilette gibt es doch wirklich genügend auf dem Markt. Rein optisch betrachtet gefallen mir die Fahrzeuge von Hymer recht gut und preislich startet man bei etwa 130.000 Euro.
Günstiger Einstieg mit Pössl und CleverVans
Der Hersteller Pössl bietet zusammen mit seiner Tochter bzw. Marke CleverVans auch einen Mercedes Sprinter mit Allradantrieb an. Besonderheit ist hier ein elektrischer Slideout, mit dem es möglich ist, die Liegefläche auf eine Länge von 2,08 Metern zu erweitern. Der Grundpreis vom CleverVans Aventuro liegt inkl. Allradantrieb (190PS) bei „nur“ 98,990 EUR, was schon eine Kampfansage ist und der identische Pössl Roadstar X startet bei 99.900 Euro.
Auf der Messe wurde bei Pössl ein Sonderpreis von 106,522 EUR beworben, welcher u.a. Maxxfan, Lithium (200Ah) Solar (230WP), Wechselrichter (2000W), Außendusche, LED Ambiente Beleuchtung, Rahmenfenster beinhaltet. Der Slideout verfügt auch über eine beleuchtete Außenkante und soll auch manuell bedienbar sein, was nicht nur bei einem bei Stromausfall wichtig werden kann.
Malibu Genius 641 LE
Die Firma Malibu hat mit dem Genius 651 LE mal etwas ganz Neues gewagt. Wenn man den Mercedes Sprinter nicht direkt mit langem Radstand und einer Gesamtlänge von 7 Metern nehmen möchte, könnte man doch einfach das Heck etwas verlängern. So, oder so ähnlich müssen es sich die Ingenieure von Malibu gedacht haben, als sie eine Heck-Extension für den Sprinter entwickelt haben. Der Wagen verlängert sich dadurch von 5,93 auf 6,41 Metern.
Bei der Gelegenheit wurden natürlich auch gleich die Hecktüren weggelassen und eine große Heckklappe eingebaut. Die Einzelbetten über der großen Garage enden an einer Rückwand, in welcher ein großes Fenster integriert ist. Der Stauraum in der Garage beträgt sage und schreibe 1400 Liter und neben einem Auszug für Fahrräder, kann man auch einen Auszug mit großen Stauboxen wählen.
Coole Idee und von außen, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig eigentlich eine tolle Sache. So modern das Design von außen auch sein mag, innen ist es halt der etwas angestaubte Style von Malibu. Schlechter hätte man aus meiner Sicht die Farbwahl der Mödel und Poster kaum treffen können. Geschmäcker sind aber natürlich unterschiedlich.
Der Renegade von Rhön Camp
Der „Rebel“ von Rhön Camp mit GFK-Kofferaufbau auf Mercedes Sprinter 4×4 konnte ich mich in der Vergangenheit bereits begeistern. Ein bewehrter Grundriss mit Querbett, Face 2 Face Sitzgruppe, Küchenblock, Heckgarage und einer insgesamt sehr guten Verarbeitung, machen ihn zu einem ernstzunehmenden Weltreisemobil. Auf dem Caravan Salon 2024 feierte nun der „Renegade“ mit Hecksitzgruppe und Hubbett seine Premiere.
Die gesamte Verarbeitung vom Renegade ist ebenso tadellos wie bei allen anderen Modellen von Rhön Camp bzw. der Firma Volklandt aus Schildeck im bayerischen Landkreis Bad Kissingen. Über der großzügigen Hecksitzgruppe, mit Outbound Echtglasfenstern, befindet sich das Hubbett und die großen Kleiderschränke bieten ausreichend Stauraum im Inneren des Fahrzeugs. Aufgrund des Hubbetts fehlen hier natürlich Oberschränke und durch die Hecksitzgruppe fällt die Heckgarage auch deutlich kleiner aus, sodass man die Kleiderschränke nicht nur für Kleidung benötigen wird.
Alternativ kann man sich aber natürlich auch an der Außenheckwand Stauboxen montieren lassen. Weiteren Stauraum bietet die Dachreling, denn diese dient nicht nur als Astabweiser und Befestigung für die Zusatzscheinwerfer, sondern es können auch Querleisten befestigt werden, um weiteres Equipment auf dem Dach vom Renegade transportieren zu können.
Rhön Camp hat ein sogenanntes MDRC verbaut, wodurch sich die gesamte Technik, Füllstände usw. nicht nur im Fahrzeug über ein großes Display ablesen und steuern lassen, sondern halt auch auf dem Mercedes MBUX-System im Cockpit vom Sprinter. Wie detailverliebt der Hersteller ist, zeigt ein genauer Blick auf das MDRC, in welches es sogar das Firmenlogo von Rhön Camp geschafft hat. Das Badezimmer (identisch dem im Rebel) mit großer Outbound Echtglas Dachlucke befindet sich hinter dem Fahrerhaus und ermöglicht durch eine kleine Tür, auch den Durchgang nach vorne bzw. nach hinten, was je nach Situation sehr praktisch sein kann.
Viele weitere Allrad Sprinter
Wie eingangs bereits geschrieben, ist der Mercedes Sprinter sehr beliebt und so gab es von diversen Marken den Allrad Sprinter zu sehen und es werden von Jahr zu Jahr immer mehr. Hier ein paar Impressionen auf meinen Touren durch die vielen Hallen.
Offroad Wohnwagen?
An nicht wenigen Ständen habe ich zumindest optisch offroadtaugliche Wohnwagen gesehen. Ob das wirklich so sein muss und ob es dafür am Ende eine wirklich ausreichend große Käuferschaft gibt, kann ich nicht beurteilen.
Die Camper Schmiede zeigt, was möglich ist
Mehr als „nur“ einen Kastenwagen auf VW Crafter präsentierte die exklusive Manufaktur Camper Schmiede aus Mönchengladbach und zeigte in Halle 15, was alles möglich ist. Der 6,8 Meter lange Crafter, mit dem Namen Marylin Onroad, ist nach 6 Monaten Bauzeit fertig geworden und es ist schon beeindruckend, was in und auf diesem Fahrzeug alles verbaut wurde.
Bei der Technik hat man mit 2 mal 330Ah Victron Lithiumbatterie, 3000W Victron Wechselrichter, 300W Solaranlage, Ladebooster, Kochen über Induktion, Smartes Camper System von Revotion mit Steuerung über das Tablett u. v. m. alles verbaut, was so geht. Eine Clesana C1 Toilette zieht man aus einem Fach und kann auf Wunsch ein Raumbad erzeugen. Geschlafen wird entweder in einem Hubbett von Lippert, einem Längsbett, oder im Dachzelt.
Der hintere Raum ist sehr flexibel. Er dient als Lounge mit 40“ TV (Beamer), mobilem Office, Kinderbett oder als Garage für Motorrad, Fahrrad etc. mit Airlineschienensystem. Oben findet man eine Dachterrasse im Leichtbau System aus Aluminium Waben (mit begehbaren Solarmodulen), Outbound Echtglas mit Möglichkeit des Aufstiegs durch den Innenraum, 2 Personen Dachzelt, StarLink Antenne, Sandboards, Lightbar und Markise.
Ein super schönes und mit vielen praktischen Extras ausgestattetes Wohnmobil und sehr beeindruckend zu sehen, was alles möglich ist, wenn man 269.000 Euro ausgeben kann.
Durchdachte Fahrzeuge von Rocket Camper
Die Firma Rocket Camper aus der Nähe von Stuttgart baut Kastenwagen der besonderen Art. Neben klassischen Grundrissen aus der Rocket-One-Serie mit Modellen wie „One S“, „One M“, oder „One XL“, die sich an Alleinreisende, Paare oder Familien richten, gibt es auch etwas außergewöhnliche Grundrisse.
Hier wären etwa der „Rocket Moto“ für alle Arten von Bikes und sonstigen Sportgeräten, oder der „Rocket Surf`n`Sail“ zu nennen, welcher sich an Wassersportler richtet. Bei Rocket Camper liegen die Besonderheiten im Detail, sodass man etwa beim Rocket Surf`n`Sail sein Surfbrett auch im Fahrzeug unter der Decke verstauen kann.
Viele clevere Lösungen, eine tolle Verarbeitung und am Ende auch ein sympathisches Team, machen Rocket Camper zu einer Empfehlung, wenn man einen besonderen Van sucht.
Flexible Campingbusse von Kompanja
Neben dem Modell Eins auf Renault Trafic 3, zeigte der Hersteller Kompanja aus Brühl bei Köln, mit dem Modell Zwei auf Citroën Jumper L2H2, ein modulares System für den individuellen Campingbus. Dank diverser Airlineschienen kann man Möbel selbst im Modell zwei jederzeit verschieben bzw. anders anordnen.
Bei Kompanja hast Du die Wahl: Kochst du auf Induktion oder Gas? Schrank rechts oder links? Multirail oder Markise? Trockentrenntoilette, Solar, jede Menge Möbelfarben, Zubehör und vieles mehr und alle Kompanja-Optionen sind nachrüstbar.
Die Toilettenwahl nimmt Fahrt auf
Zum Ende noch ein schönes Scheissthema, denn es geht ums stille Örtchen, über das bei Campern immer wieder gesprochen wird. Jahrzehntelang war die Kassettentoilette die unangefochtene Nummer eins in Wohnmobilen und Wohnwagen und die Toiletten-Zusatzmittel-Lobby rieb sich jedes Jahr die Hände. Katsching, Katsching, Katsching, es könnte aus deren Sicht immer so weitergehen.
Ob nun biologisch abbaubar oder nicht, Zusätze müssen eigentlich nicht mit ins Klo und kostbares Spülwasser kann auch eingespart werden, sofern man für eine Alternative (Kopfsache) bereit ist. Seit ein paar Jahren ist Bewegung im Klomarkt und die wasserlosen Varianten, also Trocken-Trenn-Toiletten, ob mit oder ohne Kompostier Funktion versuchen sich zu etablieren. Funktionieren tut das Prinzip sehr gut und auch wir sind seit ein paar Jahren mit einer Trocken-Trenn-Toilette unterwegs und damit durchweg zufrieden.
Den richtigen Durchbruch gab es aber bis bisher nicht, was u. a. etwas damit zu tun hat(te), dass die großen Serienhersteller weiterhin an der Kassettentoilette festhalten und nicht einmal die Option einer Bestellung ohne Klo anbieten. So musste man bei einem neuen Fahrzeug die vorhandene Toilette teilweise aufwendig ausbauen und eine der Alternativen nachrüsten. Das ist grundsätzlich machbar und selbst bei einer Banktoilette in wenigen Stunden erledigt, wie man in meinem Artikel zur BioToi Umrüstung nachlesen kann, aber es ginge natürlich deutlich einfacher.
Ich kann aber auch verstehen, dass sich nicht jeder einen solchen Umbau selbst zutraut und wenn man es in einem Fachbetrieb machen lässt, kommt hier einiges an Kosten zu der eigentlichen Toiletten obendrauf. Je nach Badezimmer hat man nach dem Ausbau halt ein Loch im Boden, oder der Rückwand, was nur schwierig im gleichen Möbelfurnier zu schließen ist. Eine Bestellung des Fahrzeugs ohne ein Klo, scheint bei großen Herstellen, wie etwa bei Hymer weiterhin undenkbar zu sein. Warum soll man sich auch neuen Technologien gegenüber öffnen und auf die Wünsche der Kunden eingehen? Nach dem Motto „Das haben wir schließlich immer schon so gemacht„.
Die Firma Clesana scheint hier aber mit ihrer wasserlosen Verschweiß-Toilette in ein Wespennest gestochen zu haben. Ich halte zwar nichts davon, meine Hinterlassenschaften in einen Beutel einzuschweißen, aber das Prinzip scheint so gut anzukommen, dass sogar Dethleffs die Clesana C1 in seinen neuen Globebus Performance 4×4 als Option anbieten möchte. Aber natürlich erst einmal nur in diese seriennahe (also bisher nicht erhältliche) Fahrzeugstudie, aber man darf es ja mit den ganzen Innovationen auch nicht übertreiben.
Knaus Tabbert ist da schon weiter und hat jetzt als erster großer Serienhersteller eine eigene Verschweiß-Toilette mit dem Namen CLEANFLEX auf den Markt gebracht. Beworben wurde das Ganze von Knaus als „die innovative Caravaning-Toilette“ mit einer „einzigartigen Folientechnologie“. Nun ganz so innovativ bzw. einzigartig ist das jetzt nicht wirklich, denn die Clesana ist deutlich länger auf dem Markt und bis auf die tatsächlich recht praktische Akku-Technologie von Knaus, sehe ich jetzt hier keinen Unterschied. Die Cleanflex wird auch zum Nachrüsten für etwa 1200 EURO (plus Einbau) verfügbar sein.
Deutlich günstiger startet man der Verschweiß-Toilette mit Freucamp, welche mit einem Kampfpreis von unter 100 € auf der Messe startete und bei deren Toilette (U1) sich der Deckel durch einen Bewegungssensor sogar automatisch öffnet und schließt.
Eine Anzeige zeigt die verbleibende Zeit des Verschweißvorgangs und die noch verfügbaren Beutel an und Warnleuchten informieren einen über den Füllstand des Abfallbehälters. Betrieben wird die Toilette über einen Lithium-Akku, oder direkt über 12V.
Es handelt sich bei der U1 um eine mit 370 x 320 x 260 mm und 4,8 kg kleine Version, die sich eher an Kinder richtet. Der Hersteller hat jedoch versichert, dass man sehr zeitnah mit einem größeren und für Erwachsene geeigneten Model auf den Markt kommen wird. An der Verarbeitung hatte auf den ersten Blick nichts auszusetzen und bin sehr gespannt, was hier noch passieren wird.
Rabatte, Rabatte, Rabatte und ein Fazit
Im Vorfeld der Messe hieß es von mancher Stelle, dass die Preise deutlich fallen würden, aber das kann ich so wirklich nicht bestätigen. Manche Hersteller haben den Basispreis für ein Fahrzeug zwar gesenkt, aber dafür die Preise für die (oftmals obligatorische) Sonderausstattung angehoben. Preiserhöhungen wie die vergangenen Jahre habe ich im großen Stil zwar nicht wahrgenommen, aber diese hätte man auch nur schwer dem Kunden gegenüber umsetzen können.
Man muss an manchen Stellen wirklich genau hinschauen und die Preise vergleichen. Nehmen wir mal Pössl vs. Weinsberg. Der Mercedes Sprinter inkl. Allrad kostet bei Pössl deutlich weniger, als bei Weinsberg und von der Verarbeitung des Aufbaus, liegen die jetzt auch nicht wirklich weit auseinander. Die Preise im Vorfeld zu erhöhen, um dann auf der Messe mit Nachlässen den Kunden locken zu können, ist vereinzelnd auch ein beliebter Weg gewesen. Es empfiehlt sich daher auch mal einen Blick in die Preislisten der vergangenen Jahre zu werfen.
Wir werden zwar nicht mehr auf ein Preisniveau von „vor-corona“ zurückkommen, aber immer weiter steigende Preise sind aus meiner Sicht auch nicht zu rechtfertigen. Ich bleibe bei meinem Tipp auch mal nach Fahrzeugen aus dem Jahr 2023/2024 zu schauen, welche bei vielen Händlern noch auf dem Hof stehen.
Die Qualität lässt leider an manchen Stellen immer noch zu wünschen übrig und das leider auch bei Fahrzeugen oberhalb von 150.000 Euro. Man sollte daher bei echtem Kaufinteresse wirklich jede Klappe öffnen und nicht nur einen kritischen Blick in, sondern auch unter das Fahrzeug werfen. Im Großen und Ganzen ist die Branche aber auf einem guten Weg und der Kunde steht wieder (häufiger) im Mittelpunkt, was leider in den letzten zwei bis drei Jahren bei manchem Hersteller weniger der Fall gewesen ist. Camping ist und bleibt eine sehr gefragte und wahnsinnig schöne Urlaubsform!
Ansonsten war die Messe ein voller Erfolg und ich habe die Zeit nutzen können, um neue Kontakte zu knüpfen und bestehende zu pflegen. Alle noch so tollen digitalen Möglichkeiten, können am Ende ein persönliches Treffen einfach nicht ersetzen. Es hat mir auch wieder große Freude bereitet, mit Katharina Knoll in der Starterwelt fachsimpeln zu dürfen und auf der Travel & Nature CONNECTED Bühne von unserer Reise im Winter zum Nordkap zu erzählen.
Herzlichen Dank für diesen sehr interessanten Artikel