Der Mercedes Sprinter mit Werksallrad ist weder ein Expedition noch Amphibienfahrzeug, jedoch kommt man mit selbst diesem Gefährt weiter, als man anfangs denkt, und auch leichte Wasserdurchfahrten sind damit grundsätzlich möglich. Von Werk aus hat der Sprinter (4×4) eine freigegebene Wattiefe von 60 cm, auch wenn diese Angaben mit Vorsicht zu genießen sind. So muss man zwischen einem reinen Transporter oder einem als Wohnmobil umgebauten Sprinter unterscheiden und je nach Optimierung des Fahrwerks und der Bereifung kann die Wattiefe auch ein paar Zentimeter höher sein.
Sollte Wasser in den Innenraum des Transporters eindringen, ist das sicherlich schon ärgerlich genug. Bei einem Wohnmobil trifft dieses aber in der Regel auf den Möbelbau und die Elektronik (Aufbaubatterie, Heizung, Steckdosen u. v. m.), was vom zu entstehenden Schaden deutlich schlimmer sein kann. Es gibt bei einem als Wohnmobil umgebauten Sprinter auch einige Öffnungen am Fahrzeugboden im Innenraum, welche es abzudichten gilt.
Öffnungen in den Fahrzeuginnenraum abdichten
Wenn im Wohnmobil Gas als Energiequelle verwendet wird, ist eine Zwangsentlüftung im Gaskasten vorgeschrieben. In den meisten Fällen befindet sich hierfür am Boden des Gaskastens eine entsprechende Öffnung, welche mit einem feinen Gitter abgedichtet ist, damit hier kein Ungeziefer eindringen kann. Die Öffnung darf natürlich nicht dauerhaft verschlossen werden, aber für den kurzen Zeitraum von ein paar Wasserdurchfahrten ist das eigentlich kein Problem.


Ich habe mir dafür einfach aus dem Reststück einer Pool-Bodenschutzmatte etwas zurechtgeschnitten, was dann unter die Gasflaschen geschoben und somit über die Zwangsentlüftung gelegt wird. Eine der nächsten abzudichtenden Öffnungen des Fahrzeugs, kann die vom Kabelstrang einer elektrischen Einstiegsstufe sein. Ab besten dafür unters Fahrzeug legen und gründlich nach entsprechend anzudichtenden Öffnungen schauen und abdichten.
Die Luftansaugung des Motors höher legen
Einer der ersten und wichtigsten Fragen bei anstehenden Wasserdurchfahrten ist, auf welcher Höhe der Lufteinlass in den Motor ist. Die angesaugte Luft wird zum Verbrennen des Kraftstoffes benötigt und wenn Wasser statt Luft in den Lufteinlass eindringt, führt dieses in den meisten Fällen zu einem schweren mechanischen Motorschaden.
Beim Sprinter (V6) sitzt die Luftansaugung hinter dem Kühlergrill und ist dort leider nur ausreichend gut geschützt. Abhilfe sorgt ein sogenannter Snorkel. Dieser verlegt die Luftansaugung des Motors auf Höhe des Daches und schützt es somit gegen einen unkontrollierten Wasserschlag. Auch für sehr staubige bzw. sandige Gegenden ist ein Snorkel zu empfehlen, welcher auf Wunsch auch um einen Zyklonfilter erweitert werden kann.


Druckausgleichsventile verlängern und höher legen
Neben einer Höherlegung der Luftansaugung des Motors sollte man auch die Schläuche der Druckausgleichsventile verlängern und höher legen. Das Differenzialgetriebe ist zum Beispiel nur zum Teil mit Getriebeöl gefüllt und der restliche Hohlraum im Getriebe dient dem Ausgleich bei Temperaturschwankungen. In die notwendigen Entlüftungsbohrungen kann aber dann natürlich auch Wasser eindringen und ein Getriebeschaden wäre dann nur noch eine Frage der Zeit.
Daher sollte man die kurzen Entlüftungsschläuche verlängern und dabei höher legen. Das geht mit einem etwa 10 bis 12 Meter langen Druckluftschlauch mit selbigem Durchmesser und ein paar Schnellkupplung-Verbinder* sehr einfach. Die Entlüftungsleitungen von Getriebe, Differenzialgetriebe und Verteilergetriebe sind oftmals nur wenige Zentimeter lang und liegen im Rahmen des Fahrzeugs. Die Leitung(en) einfach aus dem Quer- und/oder Längsrahmen ziehen, in die pneumatische Schnellkupplung einschieben und die Leitung bis an die höchste Stelle (unterhalb der Windschutzscheibe) im Motorraum verlängern.




Am Ende werden die Leitungen einfach mit ein paar Kabelbindern befestigt und schon ist die Höherlegung abgeschlossen und die Wahrscheinlichkeit eines Schadens dadurch deutlich minimiert.
Fazit
Es gibt zwar immer noch einige Bauteile, für welche ein längerer Wasserkontakt nicht wirklich förderlich ist, aber die aufgezeigten Maßnahmen sind weder sehr aufwendig noch sind sie sehr teuer. Besonders das Verlängerung und gleichzeitige Höherlegung der Entlüftungsschläuche sind einfach und günstig umzusetzen. Einen Bravo Snorkel für den Sprinter bekommt man bereit für unter 500 € plus Montage. Wer sich (wie ich) nicht traut, selbst ein Loch in die Karosserie zu bohren, kann dieses von einer Fachwerkstatt erledigen lassen. So hat das Team der Schütte Kfz GmbH aus Wüsting bei Oldenburg den Snorkel in wenigen Stunden fachgerecht montiert. Wenn ich mir die heftigen Unwetter in der letzten Zeit so ansehe, sind solche Maßnahmen selbst für den Süden Deutschlands oder für Teile der Alpenregion keine so schlechte Idee.