Wir sind mit dem Wohnmobil am liebsten autark unterwegs und neben der Frischwasserversorgung, entscheidet natürlich auch die Energieversorgung über den weiteren Reiseverlauf. Während wir beim Wasserverbrauch „nur“ einsparen können, etwa indem wir uns für eine auf kostbares Frischwasser verzichtende Trocken-Trenn-Toilette setzen, so können wir beim Thema Strom, im besten Falle selbst welchen etwa aus Sonnenenergie erzeugen.
Viel Solar auf dem Dach ist aber noch lange kein Garant für eine bestmögliche Autarkie. Reiseland, Jahreszeit, Stand und Fahrzeit sind nur ein paar Aspekte, die man neben dem eigentlichen Bedarf und den Speichermöglichkeiten berücksichtigen muss. Klingt komplex, ist es auch und daher habe ich mich von André Vogel bei GNS-Grimma entsprechend beraten und unser Wohnmobil durch ihn bestmöglich autark machen lassen.
Den André kenne ich wiederum über Guido Neiken, welcher bereits an jedem unserer vergangenen Fahrzeuge Hand angelegt hat. Ob nun Solaranlage, Alugas-Tankflaschen, oder Lithium Batterien, Guido war immer unsere erste Anlaufstelle, wenn es darum ging, unser Wohnmobil bestmöglich autark zu bekommen. Jetzt hat sich Guido aber (sei ihm gegönnt) aus dem aktiven Werkstatt-herumschraube-Dienst zurückgezogen und mich daher vertrauensvoll an seinen Partner André Vogel von GNS-Grimma in der Nähe von Leipzig verwiesen.
Vorwort
Als Erstes möchte ich für alle professionellen Reisemobil-Werkstattbetriebe, da draußen eine Lanze brechen. Man und ich nehme mich davon nicht aus, unterschätzt den Aufwand eines solchen Projekts. Allein das sehr wichtige „Vorgespräch“ dauerte locker über eine halbe Stunde und auch das ist am Ende Arbeitszeit, die verständlicherweise bezahlt werden muss. Über den teilweise extremen Aufwand, ungewünschte Komponenten vom Dach zu entfernen, um dort überhaupt etwas Neues montieren zu können, macht man sich auch selten Gedanken.
Am Ende können hier ein Haufen an Arbeitsstunden anfallen und weil jedes Fahrzeug individuell ist, würde ich auch Pauschalangebote gegenüber eine Montage nach Aufwand immer bevorzugen. Hierbei vermeidet man böse und unnötige Überraschungen auf beiden Seiten.
Die Ist-Aufnahme
Als Erstes hat André viel über unser Reiseverhalten wissen wollen. In welche Länder wir am liebsten fahren und natürlich zu welchen Jahreszeiten und ob wir Infrastruktur, also etwa Camping- und Stellplätze bevorzugen, oder eher frei stehen wollen. Wie lange wir dann in etwa an einem Ort stehen und wie weit ca. Strecken unserer einzelnen Etappen sind noch so einiges mehr. Im nächsten Schritt ging es an unsere Verbraucher, also wurden Kompressorkühlschrank, Kühlbox in der Heckgarage, Dieselheizung und die vielen anderen Stromfressenden Kleinigkeiten von André nicht nur abgefragt, sondern von ihm auch noch alle durchgemessen und akribisch notiert.
Dabei habe ich bereits feststellen müssen, dass unser jetziger Dometic Kühlschrank bei etwas weniger Fassungsvermögen, wiederum etwas per Strom benötigt, als das Model von Kissmann im vorherigen Fahrzeug. Ein großer Stromfresser ist aber in diesem Wohnmobil in Form einer Dieselheizung hinzugekommen. Im Gegensatz zu einer mit Gas betriebenen Heizung ist der Stromverbrauch im Betrieb drei- bis viermal höher und so läppern sich die benötigten Amperestunden an allen Ecken und Enden zusammen.
Die Möglichkeiten besprechen
Das Dach unseres Kastenwagens bietet nur einen begrenzten Platz und hier sind bereits zwei „Solarmodule“ und eine SAT-Schüssel vorhanden. Die beiden Module von Büttner bringen auf dem Papier jedes maximal 80 Watt Leistung. In den vergangenen Tagen war „eigentlich“ super Solarwetter, aber mehr als um die 30 Watt wollten oder konnten die beiden Module leider nicht liefern. Bedauerlicherweise also nicht mehr als ein Hagelschutz für das GFK-Dach und daher sollten die schon mal runter vom Dach.
Den kleinen Rest des Daches belegt neben den beiden Dachluken eine aus meiner Sicht unnötige SAT-Anlage. Live schauen wir zu Hause nahezu kein und warum sollte sich das auf unseren Reisen ändern. Für zeitversetztes Fernsehen benötige ich keine SAT-Anlage, sondern einen mobilen Internetzugriff. Ebenso für den Zugriff auch die Mediatheken, Netflix, Amazon Prime und die vielen anderen Streaming Portale. Das Konzept klappt seit Jahren super und kann man in unseren Erfahrungsbericht nachlesen. Also runter mit der Schüssel vom Dach.
Nachdem wir uns also entschieden haben, die vorhandenen Komponenten alle zu entfernen, ist Platz für neues vorhanden, und zwar für drei Back-Contact Solarmodule mit jeweils 120 WP und die ermöglichen einen bis zu 23 % höheren Wirkungsgrad als übliche Zellen. In Summe kommen wir also auf maximal 360 Watt Solarenergie gegenüber den eher sehr theoretischen 160 Watt der beiden alten Module. Eine Solartasche könnte ich optional auch noch anschließen.
Als aktueller Speicher sind zwei Lithium-Batterien von Dometic (eStore) mit jeweils 100 Ah vorhanden. Die insgesamt 200 Amperestunden reichen uns aber nicht aus und die vorhandenen Batterien zu erweitern, ist leider nicht ohne Weiteres möglich. Man sollte/müsste hier identische Batterien (Hersteller & Model) verwenden und das fällt als Option definitiv aus. Daher kommt hier auch eine neue GNS-Lithium-Batterie mit 8 Jahren Garantie zu Einsatz und die beiden alten Batterien kommen beim Balkonkraftwerk meines Nachbarn zu Einsatz.
Was die Kapazität der neuen Lithium Batterie angeht, so haben wir uns für das größte Model mit 500 Amperestunden und möglichen 300A Dauerentnahmestrom entschieden. Wir hatten im vorherigen Wohnmobil 300 Ah und hätten jetzt mit dem höheren Verbrauch auf 400Ah upgedatet. Diese Kapazität gibt es aber nicht und haben uns daher für das nächstgrößere Model entschieden und so haben wir dir nächsten Jahre Ruhe.





Immer wieder spannend, zu sehen, wie sich Technik über die Jahre weiterentwickelt. Die beiden Dometic Batterien kommen zusammen auf 200 Ah und das bei 34 Kilo Gewicht. Die GNS Batterie liefert 500 Ah bei lediglich 42,5 Kilo in einem kompakten Maß von 380 x 365 x 190 (L/B/H) und würde daher sogar unter einen Fiat Ducato Beifahrersitz passen.
Montage
Als Erstes kommt aber die Demontage und André versucht dabei, die vorhandenen Montagepunkte so gut es geht wiederzuverwenden. Den Spoiler am Anfang des Daches musste auch um ein Stück versetzt werden und hier hat man es damals gut gemeint und Spiegelkleber verwendet. Es ist daher ein ziemlicher Kampf, das Zeugs abzubekommen. Im nächsten Schritt wurden passende Halterungen montiert und die beiden nebeneinander liegenden Module zusätzlich verstärkt. Am Ende wird alles sauber verklebt und der Kleber muss über Nacht aushärten.






Nach der Arbeit auf dem Dach wurde ein neuer Victron MPPT-Solarregler und die neue Lithiumbatterie montiert, verkabelt und alles mehrfach durchgemessen.




Höhenkit für die Truma Dieselheizung
Nachdem das Thema Stromversorgung erfolgreich angeschlossen war, hat André noch eine Zusatzpumpe (Höhenkit) für unsere Truma Dieselheizung montiert. Die zweite Pumpe liefert nach dem Umschalten Diesel in einer reduzierten Menge und ermöglicht somit auch einen längeren Heizbetrieb in Höhenlagen von oberhalb von 1500 Metern.




Fazit
Die sehr freundliche und kompetente Beratung durch André Vogel von GNS-Grimma hat mir wie auch die ausgezeichnete Umsetzung der gewünschten Arbeiten zu einem Festpreis hervorragend gefallen. Eine klare Empfehlung meinerseits, wenn ihr eine kompetente Wohnmobil-Werkstatt sucht. Auf dem Firmengelände kann man mit dem Wohnmobil auch in Ruhe übernachten, oder André stellt einen Leihwagen zur Verfügung.
Die Solarmodule liefern nach den ersten Tests bereits das gewünschte Ergebnis und versorgen die neue Lithium Batterie wieder mit neuer Energie. Mit ausreichend Solar- und Batteriekapazität und der Zusatzpumpe für die Dieselheizung, kann unserem nächsten Urlaub eigentlich nichts mehr im Wege stehen.
Danke für den ausführlichen Bericht. Interessant. Wir wohnen nur zehn Kilometer entfernt und haben uns kürzlich einen Frankia Yucon 6.0 GD 4×4 gekauft. Die 100 Ah LifePo4 reichen aber beiweiten nicht aus. Identische Verbraucher wie bei euch… Allerdings haben wir auf sechs Meter Länge im schmalen Sprinter sehr wenig Platz für den Einbau einer oder mehrerer großen Akkus.
Aber ich werde mich zeitnah dort beraten lassen. Auch zwecks einer anderen Wasserpumpe.
Mal schauen was dabei rauskommt. Bis bald. Peter
Hallo Peter, 100 Ah sind tatsächlich ein wenig knapp bemessen. Platz ist aber bekanntlich in der kleinsten Hütte und die Kapazitäten werden bei gleichbleibenden Gehäusen immer größer. Lass dich aber am besten einfach mal ganz unverbindlich von André in Grimma beraten (ist ja um die Ecke) und bestell ihm einen ganz lieben Gruß von mir. Viele Grüße Marc