Mit dem Wohnmobil durchs Baltikum – Lettland Teil 2
Nachdem wir Lettlands Hauptstadt Riga und das große Ķemeri Moor, im gleichnamigen Nationalpark besucht haben, sind wir an der Küste entlang in Richtung Kap Kolka gefahren. Hier am nördlichsten Punkt der Halbinsel Kurland treffen die Wellen der Ostsee (von links) und die aus dem Rigaischen Meerbusen (von rechts) aufeinander. Das allein sieht bereits spannend aus, zusätzlich ist Kap Kolka aber aufgrund seiner besonderen geografischen Lage, der einzige Platz in Lettland, wo man sowohl den Sonnenaufgang als auch den Sonnenuntergang im Meer beobachten kann. Wir beziehen Quartier auf einem nahegelegenen Parkplatz und von dort sind es nur ca. 15 Minuten am herrlich breiten Sandstrand entlang bis zum Kap.
What3Words „Koordinaten“
https://w3w.co/diskutieren.erklingt.bedeutendste
GPS-Koordinaten
57.7588758, 22.6047543
57°45.5325′N, 22°36.2853′E
57°45′31.9529″N, 22°36′17.1155″E
Irbene – Sowjetische Geisterstadt
Im Baltikum findet man viele verlasse Orte, sogenannte „Lost Places“ welche oftmals aus der ehemaligen Sowjetzeit stammen. So auch Irbene, eine ehemalige Kleinstadt der sowjetischen Armee, bei welcher es sich um eine geheime Spionageanlage mit einer riesigen Parabolantenne handelt. Das gesamte Gelänge war absolute Sperrzone und es gab diverse Kontrollpunkte um die Stadt herum, in welcher damals bis zu 2000 Menschen lebten. Darunter mehrere Hundert Offiziere und Ingenieure mit ihren Familien und Soldaten zu dessen Schutz. Auch heute noch gibt es in dem Gebiet keinen Handyempfang im Umkreis von mehreren Kilometern.
Der Spiegel der Parabolantenne TR-32, mit dem Codenamen „Sternchen„, hat einen Durchmesser von 32 Metern. Sie ist die größte in Europa und die achtgrößte weltweit. Mit der Antenne wurden während des Kalten Krieges aus Millionen von Telefonaten zwischen Europa und Amerika politische oder militärische Informationen herausgefiltert. Heute sitzt hier das internationale Zentrum für Radioastronomie von Ventspils und Teile der Anlage werden immer noch für hochsensible Weltraummessungen genutzt. Der Bereich um die Parabolantenne ist eingezäunt, kann aber mit einer Führung inkl. Laborgebäude usw. besichtigt werden.
Die Reste der Stadt mit Wohngebäuden, Schule, Sport- und Konzerthalle, Schwimmbad uvm. kann man aber auf eigenes Risiko selbst erkunden. Wer die Gebäude betreten möchte, sollte ich über die Gefahren natürlich bewusst sein. Mir reichte ein Blick von außen und ein Flug mit der Drohne. Solche Lost Places finde ich immer wieder spannend.
What3Words „Koordinaten“
https://w3w.co/wohnhaus.sicherte.lizenznehmer
GPS-Koordinaten
57.5579092, 21.8571504
57°33.4746′N, 21°51.4290′E
57°33′28.4731″N, 21°51′25.7414″E
Kempings Zaķi
Wer mutig genug ist, könnte hier mit dem Camper auch übernachten und bei Vollmond sicherlich eine ganz besondere Kulisse hautnah erleben. Wir entscheiden uns für die Weiterfahrt auf den Campingplatz „Kempings Zaķi“ etwas oberhalb von Jūrkalne direkt am Meer. Der Platz ist nur über einen recht schmalen und Schlaglochreichen Weg zu erreichen. Wenn man es aber geschafft hat, wird man mit einem tollen Campingplatz belohnt. Die Chefin des Platzes ist sehr freundlich und mit 28 € für ein großes Wohnmobil (wie fast überall im Baltikum) ist der Platz auch preiswert.
What3Words „Koordinaten“
https://w3w.co/hirtenkäse.schülerinnen.anhäufung
GPS-Koordinaten
57.0325163, 21.4011124
57°1.9510′N, 21°24.0667′E
57°1′57.0587″N, 21°24′4.0046″E
Am nächsten Morgen füllten wir unseren Wassertank (mit Filter natürlich) auf und fuhren von Kampings Zaki über kilometerlange Wellblechpisten in Richtung Liepāja, zur Seefestung Redāns und Überresten der Nordfestungen.
Festungsbatterien Nr. 1 und Nr. 2
Ende des 19. Jahrhunderts wurden an der Südgrenze von Liepāja von der russischen Zarenarmee Festungen gebaut, um den damaligen Marinestützpunkt vor Feindangriffen zu schützen. Bereits weniger als zehn Jahre nach ihrem Bau, im November 1908, stellte man den Betrieb der Festung schon wieder ein, weil sie insgesamt ein strategischer Fehler war.
Einige der Kanonen wurden demontiert und zur Festung Kaunas in Litauen gebracht, oder wieder eingeschmolzen. Es sieht optisch so aus, als wenn hier heftigste Kämpfe stattgefunden hätten. Die Schäden hat die Armee der Festung jedoch selbst zugefügt, denn um die Festung zu zerstören, hat man die Bauten zweimal gesprengt, was auch nicht so erfolgreich gewesen ist. Daher kann man die nicht vollständig gesprengten Artilleriebatterien, unterirdische Bauwerke und Pulverlager heute frei besichtigen.
What3Words „Koordinaten“
https://w3w.co/häufigkeit.körperlicher.flüssigen
GPS-Koordinaten
56.591136, 21.014926
56°35.4682′N, 21°0.8956′E
56°35′28.0896″N, 21°0′53.7336″E
Ein paar Kilometer am Strand entlang in Richtung Liepāja liegen auch die Überreste von Festungsbatterie Nr. 2.
What3Words „Koordinaten“
https://w3w.co/wächter.vorlauf.gehalten
GPS-Koordinaten
56.580409, 21.010943
56°34.8245′N, 21°0.6566′E
56°34′49.4724″N, 21°0′39.3948″E
Seefestung Redans
Unweit der Festungsbatterie Nr. 1 liegt im Wald „Das Redan“. Hierbei handelt es sich um einen Teil der Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Seefestung von Liepāja, in dem für Lettland bedeutende Kämpfe stattgefunden haben. Die gesamte Anlage war wie bereits erwähnt ein strategischer Fehlbau und wurde gesprengt. Das Redan ist dabei jedoch fast unversehrt geblieben und es ist auch der einzige Teil der gesamten Festungsanlage, in dem tatsächlich Kämpfe stattgefunden haben.
Das Radan ist gegen eine kleine Gebühr zu besichtigen und auf dem Gelände sind Wandmalereien und Installationen aus den Karosta-Festivals zu sehen.
What3Words „Koordinaten“
https://w3w.co/isolieren.schützt.geometrischer
GPS-Koordinaten
56.579196, 21.043266
56°34.7518′N, 21°2.5960′E
56°34′45.1056″N, 21°2′35.7576″E
Wie eine Oase – Camping Rügumi
Von der alten Seefestungsanlage sind wir zum Campingplatz Rūgumi gefahren. Dieser liegt zwar etwas oberhalb von Liepāja zwischen Saraiķi und Ziemupe, was nicht gerade unserer Route in Richtung Litauen entsprach, aber sein guter Ruf eilte ihm voraus. Der Campingplatz ist liebevoll angelegt und es gibt diverse Hängematten, und Sitzmöglichkeiten in einer Art Park, oberhalb vom herrlichen Strand. Hier können auch kleinere Fahrzeuge oder Zelte ihr Nachtlager ganz nah am Meer aufschlagen. Größere Fahrzeuge stehen auf einer weitläufigen Wiese am Eingang des Platzes.
Der Betreiber ist sehr freundlich und spricht auch hervorragend deutsch. Der Platz verfügt wie im Baltikum üblich zwar nur über Plumpsklos, welche jedoch nicht nur sehr sauber, sondern mit einer Art SOG-System ausgestattet sind. Das Prinzip kennt man als Nachrüstoption für die Kassettentoilette im Reisemobil und dadurch werden die Gerüche merklich reduziert.
Entsorgung von Klo & Grauwasser
Das Entleeren von Kassettentoiletten mit Chemie, was man aber ohnehin nicht verwenden sollte, ist auf den meisten Plätzen nicht möglich. Ich kann immer wieder nur dazu raten, eine Trockentrenntoilette (Erfahrungsbericht) nachzurüsten. Entspannter kann man kaum unterwegs sein. Grauwasser ist ähnlich schwierig und so kann es gut vorkommen, dass man es auf Anweisung des Betreibers einfach auf die Wiese laufenlassen soll. Die klassische Infrastruktur mit einer Ver- und Entsorgung sucht man hier oftmals vergebens.
Man muss nur etwas aufpassen, wenn man Camping Rūgumi anfährt. Der Platz ist so entspannt und man fühlt sich hier so wohl, dass man kurzfristig seine Pläne über den Haufen wirft und aus einer Nacht, wurden dann bei uns drei Nächte. Aber wofür hat man denn einen Camper, wenn nicht um an solchen Plätzen spontan länger zu verweilen!
What3Words „Koordinaten“
https://w3w.co/freundeskreis.heimischer.gehofft
GPS-Koordinaten
56.707124, 21.060498
56°42.4274′N, 21°3.6299′E
56°42′25.6464″N, 21°3′37.7928″E
Nach drei sehr entspannten Nächten auf dem Campingplatz Rūgumi, mussten wir unsere Zelte leider abbrechen. Wir wollten zumindest noch den Berg der Kreuze in Litauen besichtigen, bis wir dann bereits von Klaipėda mit der Fähre nach Kiel den Weg nach Hause antreten müssen. In Liepāja machten wir noch einen Zwischenstopp auf dem Wochenmarkt und füllten unsere Vorräte auf. Nicht so eine große Auswahl wie in Riga, aber das ist auch kaum zu toppen.
Die Stationen unserer Reise
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von OpenStreetMap. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!