Mit dem Wohnmobil durchs Baltikum – Estland Teil 1

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Wir lieben es neue Länder zu entdecken und waren bis jetzt noch nicht in einem der drei baltischen Länder, Estland, Lettland, oder Litauen. Somit haben wir uns Anfang dieses Jahres die Fähre von Travemünde nach Helsinki mit Finnlines gebucht, um das Baltikum mit dem Wohnmobil zu bereisen. Von Helsinki aus ist es nur noch eine kurze Überfahrt bis nach Tallinn, der Hauptstadt von Estland. Es gibt natürlich unterschiedliche Routen und wer genug Zeit hat, kann auch die gesamte Reise von Deutschland aus auf dem Landweg durch Polen ins Baltikum und zurück bestreiten. Wir entschieden uns für die aus unserer Sicht entspannte Anreise per Fähre über Finnland.

Pünktlich um 02:00 legte die Finnstar in Travemünde ab und wir bezogen unsere LUX Außenkabine. Wer die Tickets bereits einige Monate im Voraus buchen kann, der erhält einen entsprechenden Rabatt, sodass wir uns eine (ca. 20 qm) etwas größere Kabine gegönnt haben, bei welcher man nach vorn und zur Seite aufs Meer schauen kann. Die insgesamt 32 Stunden Überfahrt, gehen deutlich schneller vorbei, als man anfangs denkt. Nach einem ausgiebigem Frühstück bzw. Brunch (Achtung alles nach finnischer Zeitzone) und einem ebenfalls ausgiebigem Mittagsschlaf, ging es noch eine Runde in die Sauna. Am Abend genossen wir das reichhaltige Buffet und nach einer weiteren entspannten Nacht auf der Fähre, ist man um 10:00 Uhr auch schon in Finnlands Hauptstadt Helsinki.

Für die Weiterfahrt von Helsinki nach Tallinn stehen einem die Redereien Eckerö Line, Tallink und Viking Line zur Auswahl. Wir entschieden uns für die Fahrt mit Viking Line. Die waren am günstigsten und passten von der Abfahrtzeit mit 11:30 auch am besten. Vom etwas außerhalb von Helsinki liegenden Fähranleger von Finnlines, sind es ca. 30 bis 40 Minuten Fahrt bis zum Hafen mitten in der Stadt, von wo aus die Fähre der Viking Line ablegt. Das ist gut zu schaffen, wer aber genügend Zeit und Helsinki noch nicht besichtigt hat, der kann, nein sollte hier einen längeren Zwischenstopp mit Übernachtung einplanen und Helsinki erkunden. Die Stadt hat uns im vergangenen Winter ausgezeichnet gefallen und einen entsprechenden Reisebericht findest Du natürlich hier im Blog.

Der Check-in bei Viking Line geht zügig über die Bühne und nachdem alle Fahrzeuge im Bauch der Fähre verschwunden waren, legte diese auch schon pünktlich ab. Vom Hafen aus geht es an der vor Helsinki liegenden Seefestung Suomenlinna vorbei wieder hinauf auf die Ostsee, genauer gesagt auf den finnischen Meerbusen.

Die Überfahrt dauert nur zwei Stunden und fünfzehn Minuten. Wer möchte, kann in einem der Restaurants essen, oder im großen Supermarkt einkaufen. Die Auswahl ist zwar riesig, aber bei den Preisen muss man genauer hinschauen. Hier werden zwar hohe Rabatte angepriesen, aber diese beziehen sich auf die (sehr hohen) finnischen Preise. Als Beispiel habe ich für ein 24er-Paket Dosenbier auf der Finnlines für 11,90 € bezahlt. Selbiges hätte auf der Viking 19,90 € gekostet. Also wie immer Augen auf beim Shoppen und Preise vergleichen.

In Tallinn angekommen, bezogen wir einen der vielen Parkplätze am Hafen, auf welchem man auch über Nacht mit seinem Camper stehen darf und haben hier am Ende nur sechs Euro bezahlt. Vom Hafen aus ist man in wenigen Minuten zu Fuß in der Stadt. Wer möchte, kann auch auf einen Elektroroller oder ein E-Bike zurückgreifen, die hier überall herumstehen und man etwa über den auch in Deutschland vertretenen Anbieter Bolt nutzen kann. Dank deren Funktion für Gruppenfahrten, kann man mit einem Account auch bis zu 5 Scooter gleichzeitig nutzen.

Tipp: Tallinn ist auch bei vielen Kreuzfahrtschiffen sehr beliebt und es empfiehlt sich daher ein Besuch entweder ganz früh am Morgen, oder noch besser am frühen Abend. Das gilt besonders für die Altstadt, denn wenn die vielen Touristen wieder auf ihren Schiffen sind, ist es hier deutlich angenehmer.

Bis zur ehemaligen Seefestung bzw. dem Gefängnis Patarei sind wir aber erst mal gelaufen und nach der ganzen Sitzerrei auf den Fähren tut etwas Bewegung auch gut. Die Anlage wurde 1840 als Teil des Schutzsystems für Sankt Petersburg, die damalige Hauptstadt Russlands errichte, denn Estland war von 1710 bis 1918 Teil des Kaiserreichs Russland. Seit 1920 wurde die ehemalige Festung, bis zum Jahre 2002 als Zentralgefängnis benutzt. Leider wird die Anlage aktuell renoviert und das Museum kann erst ab 2026 wieder besucht werden.

Direkt neben der Patarei befindet sich das Estnische Meeresmuseum (Wasserflugzeughafen). Das Museum befindet sich im historischen Wasserflugzeug-Hangar und hier sind diverse Exponate ausgestellt. Das größte davon ist das U-Boot mit dem Namen „Lembit“ aus der Kalev-Klasse von 1937 und auch das Wasserflugzeug Short 184, oder ein Wrack des ältesten Schiffes estnischer Herkunft kann man hier bestaunen.

Es gibt hier auch diverse Mitmachstationen, wie einen Wasserflugzeug-Simulator und vieles mehr, an denen groß und klein sich austoben können. Die Familienkarte kostet 30 € und ist gut investiertes Geld.

Nach dem Museumsbesuch schnappten wir uns draußen zwei Elektroroller und fuhren damit entspannt bis zum Bahnhof. Am Bahnhof habe ich als Erstes im Kiosk eine SIM-Karte von Tele2 besorgt. Für nur 9,95 € bekommt man unlimitiertes Datenvolumen (in Estland) für 10 Tage und es ist keinerlei Registrierung oder ähnliches notwendig. SIM-Karte in den mobilen Router stecken und schon sind alle unsere Geräte online und bei der Netzversorgung können wir deutschen uns (leider) mal wieder eine große Scheibe abschneiden und bei den Preisen ohnehin.

Mit Internet hatten wir uns somit versorgt und die Reise konnte weitergehen. Als Nächstes stand das Kreativzentrum Telliskivi im Stadtteil Kalamaja auf dem Programm. Es befindet sich unweit vom Bahnhof und es handelt sich dabei um eine alte Industrieanlage, in welcher sich jetzt Galerien, Restaurants, Bars, Clubs und kleine Geschäfte befinden.

Hier sitzt auch die Startup-Scene von Estland und u.a. das international bekannte Fotomuseum Fotografiska Tallinn und zahlreiche weitere Kreativunternehmen. Der Eiscremefabrik LaMuu haben wir natürlich auch einen Besuch abgestattet und schlenderten mit einem leckeren Eis in der Hand durch das wunderschöne Viertel.

Wieder zurück am Bahnhof, ging es dann in die Altstadt von Tallinn, welche seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Sie ist ebenfalls nur wenige Minuten zu Fuß entfernt und bei Touristen aus der ganzen Welt sehr beliebt. Wir gehen als Erstes die Treppen an der alten Stadtmauer hinauf, deren älteste Abschnitte aus dem 13. Jahrhundert stammen. Am Stenbockhaus, dem Regierungssitz von Estland angekommen, genießen wir den wunderschönen Ausblick über Tallinn.

Dann geht es über die alten kleinen Gassen mit Kopfsteinpflaster weiter zur Newski-Kathedrale, welche 1895 als russisch-orthodoxe Kathedrale erbaut wurde. Von dort ging es weiter zum zentralen Rathausplatz von Tallinn.

Am Platz angekommen, stärken wir uns im sehr urigen Restaurant III Draakon, welches sich im ehemaligen Gerichtszimmer des Rathauses befindet. Neben dem gesamten Ambiente ist auch die herzhafte Elchfleischsuppe und das Bier aus stilechten Krügen sehr zu empfehlen.

Nach dem leckeren Süppchen hatten wir erst recht Hunger und machten uns wieder auf zum Bahnhof in Richtung Telliskivi, um dort im Waggonrestaurant „PEATUS“ zu Essen. Hier sitzt man in einem alten Restaurant- oder Reisewaggon aus vergangenen Sowjetzeiten und die Burger, sowie die SpareRibs waren sehr lecker. Klare Empfehlung!

Nach dem Essen schnappten wir uns wieder zwei E-Roller und machten uns auf den Heimweg zum Hafen. Dort verbrachten wir unsere erste Nacht im Baltikum, bevor es am nächsten Morgen an der Küste entlang in Richtung der Insel Hiiumaa gehen soll. Tallinn hat uns insgesamt hervorragend gefallen und wir kommen gerne noch einmal wieder.

Die Stationen unserer Reise

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