Camping mit dem Wohnmobil ermöglicht einem, die Natur zu erkunden und gleichzeitig den Komfort eines mobilen Zuhauses zu genießen. Bei stetig extremer werdenden Wetterereignissen und weiteren Katastrophen wächst aber bei immer mehr Menschen (zum Glück) das Bewusstsein für den Klimawandel und die steigende Ressourcenknappheit. Selbst die letzte Amöbe hat verstanden, dass es (mit/für/uns) auf diesem Planeten nicht immer so weitergehen kann.
Es stellt sich natürlich auch die Frage, ob nachhaltiges Camping mit dem Wohnmobil überhaupt möglich ist. Dabei ist es fast egal, ob man mit einem kleinen Van, einem größeren Alkovenmodel, oder von einem riesigen 12t Luxusliner unterwegs ist. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Aspekte und gibt Tipps, wie man umweltbewusst(er) mit seinem Wohnmobil und darüber hinaus unterwegs sein kann und zeigt auch, dass wir es oftmals bereits automatisch sind.
Auswahl eines umweltfreundlichen Wohnmobils
Fangen wir direkt mal mit dem sicherlich schwierigsten Thema an, denn es gibt für Wohnmobile (aktuell) kaum erwähnenswerte Alternativen zum Verbrenner. Sicherlich können und müssen wir auf moderne Abgasreinigungssysteme achten, aber ein per Elektro oder Hybridantrieb betriebenes Wohnmobil, ist leider (nett ausgedrückt) nur sehr bedingt reisetauglich.

Es gibt nicht einmal auf allen Stellplätzen in Deutschland ausreichend und funktionierende Stromsäulen. Von 11kW (oder mehr) Ladesäulen für Fahrzeuge kann man also aktuell nur träumen. Per Schuko mit 2,3 KW kann das bedauerlicherweise nichts werden, denn so viel Zeit hat man einfach nicht.
Hinzu kommt natürlich auch noch die fehlende Infrastruktur im Ausland. Was würde es mir bringen, wenn ich es gerade so über die deutsche Landesgrenze schaffen würde und mich auf der Weiterreise durch Europa von einer Schukosteckdose zur nächsten hangeln müsste, wenn es dort überhaupt eine gibt. Siehe das Foto von unserem Stellplatz in Finnland. Steckdose Fehlanzeige. Die Einschränkungen beim zulässigen Gesamtgewicht und fehlenden Fahrerlaubnissen in den aktuellen Führerscheinklassen wären hierbei die kleinsten und sicher am schnellsten zu lösenden Probleme.
Ich halte daher nichts, und zwar rein gar nichts von Verboten jeglicher Art für neue Benzin- und Dieselfahrzeuge ab 2035 (oder wann auch immer) innerhalb der Europäischen Union. Ich werde hier im Blog eigentlich nie politisch, aber das ist mal ein Punkt, wo ich mit der FDP ausnahmsweise einer Meinung bin.
Solche Verbote und Bevormundungen bringen oftmals nichts und dabei ist es egal, wie gut sie (eigentlich) gemeint sind. Am Ende verhalten sich alle wie bockige Kinder und das bringt uns dann auch nicht wirklich weiter. Siehe dazu aktuelles Gebäudeenergiegesetz, was umgangssprachlich Heizungsverbotsgesetz genannt wird. Es wird also noch einige Zeit beim modernen Verbrennermotor bleiben und bis wir eine realistische Alternative haben, müssen wir unseren ökologischen Fußabdruck so gut es geht anderweitig wieder ausgleichen. Der Camper macht das aber ganz unbewusst bereits voll automatisch.
Ressourcenschonendes Verhalten
Beim Camping mit dem Wohnmobil sind die Ressourcen wie Wasser, Strom und Gas bereits bauartbedingt begrenzt bzw. kostbar. Campinganfänger, die auf ihren ersten Fahrten noch meinten, sie könnten auch nur annähernd so lange in ihrem Wohnmobil duschen wie zu Hause, werden zügig eines Besseren belehrt. Ich spreche hier aus eigener Erfahrung.

Der durchschnittliche Frischwassertank eines Wohnmobils fasst 100 Liter und allein die Toilettenspülung möchte davon 10 % abhaben. Für das Waschen, Kochen, Spülen usw. benötigt man bereits das meiste Wasser. Duschen ist dann eher ein seltener Luxus und der Waschlappen wird bei manchen wieder neu entdeckt.
Ein handelsüblicher Duschkopf (Zuhause) hat einen Wasserdurchfluss von 12 bis 15 Litern pro Minute und so kommt man bei einem zehnminütigen Duschvorgang auf 120-150 Liter. Das könnte man selbst in einem großen Liner nur 2-3 mal machen, bevor auch dessen Wassertank leer wäre. Der Camper ist also automatisch sparsam beim Wasserverbrauch.
Beim Strom sieht es mit der Sparsamkeit ähnlich aus, wobei die Zeiten von nur einer 90 Ah AGM Batterie neigen sich zum Glück langsam dem Ende. Jedoch selbst mit 300 Ah Lithium ist Strom noch ein begrenztes Gut und wird je nach Jahreszeit und Wetterlage kostbar(er). Auch hier spreche ich aus Erfahrung. Große Stromfressende Verbraucher wird man in den meisten Wohnmobilen ohnehin nicht vorfinden und es brennt auch kein Licht im ersten Stock, wenn man unten im Wohnzimmer vor der Glotze sitzt. Der Camper ist also automatisch sparsam beim Stromverbrauch
Die meisten Wohnmobile verwenden Gas als Energiequelle für Heizung und Küche. Selbst der Kühlschrank (Absorber) wird oftmals auf Gas betrieben. In der Regel stehen maximal 22 kg Propangas zur Verfügung und auch hierbei hat der Camper ganz automatisch ein anderes Verhältnis zu dieser knappen Ressource, als etwa ein Hotelgast.

Selbst wenn man im Sommer deutlich länger mit den Gasflaschen auskommt als in Herbst und Winter, so wird einem doch der Aufwand für den Tauschvorgang und besonders die aktuellen Kosten für diese kostbare Ressource bewusst. Heizung auf hoher Stufe und dabei Fenster auf, kommt beim Camper eher selten vor. Auch wenn im Camper deutlich kleinere Flächen beheizt werden müssen, geht man hier in der Regel bewusster mit der begrenzten Ressource um. Der Camper ist also ebenfalls automatisch sparsam beim Gasverbrauch.
Nachhaltige Energieversorgung
Unser Camper ist mit seinen fast 3,7 Metern recht hoch und ich schaue gerne mal auf Stellplätzen aus unserer Dachluke. Dann sehe ich fast alle anderen Wohnmobildächer und hier ist eine sehr positive Entwicklung zu verzeichnen, denn immer mehr haben auf dem Dach eine Solaranlage. Bei neueren Fahrzeugen ist das eigentlich Standard, und selbst bei älteren Schätzchen werden immer noch Solarmodule nachgerüstet.

Auch wenn der Strombedarf eines Wohnmobils deutlich geringer ist, als in den heimischen Gefilden, so braucht es dafür keine Verbote oder Vorschriften vom Gesetzgeber für die Montage. Der Camper ist ganz allein auf die Idee gekommen, dass es eine gute, nachhaltige und auf Dauer in vielerlei Hinsicht sinnvolle Investition ist.
Wie oft ich in einem ganze Jahr unser Ladekabel aus der Heckgarage herausholen und Landstrom einspeisen musste, lässt sich an zwei Händen abzählen. Unsere Aufenthalte im winterlichen Skandinavien mit fast keinem Sonnenschein bereits eingerechnet. Der Camper erzeugt also übers Jahr gesehen einen großen Teil seines Strombedarfs selbst.
Abfallvermeidung und -trennung
Wir gehen gerne auf Wochenmärkte, oder kaufen (oftmals im Ausland) direkt am Erzeuger an einem kleinen Stand am Straßenrand ein. Hier ist man fast schon Bilderbuchmäßig mit einem Korb unter Arm unterwegs und es kann oftmals auf unnötige Verpackungen verzichtet werden. Es gibt aber auch Länder, in den wird noch mehr in Plastik eingepackt, als es in Deutschland bereits der Fall ist. Am Ende eines Urlaubs kann man dann bei uns sagen „sie waren stets bemüht“.

Im Camper ist Platz kostbar und daher gibt es oftmals nur einen Mülleimer für alles. In unserem jetzigen Gefährt haben wir zwei Mülleimer und in den größeren kommen die sogenannten Leichtverpackungen und in den anderen der Restmüll. Papier und Pappe sammeln wir in einem Korb hinter dem Beifahrersitz und Glas in der Heckgarage.
Es findet also schon eine bestmögliche Trennung statt, aber leider wird es oftmals schwer den getrennten Müll, auch getrennt zu entsorgen. Eine große Tonne für alles ist auf Stellplätzen keine Seltenheit. Also auch hier „sie waren stets bemüht“. Es fällt mir aber aufgrund der Platzverhältnisse im Camper schon negativ auf, wie viel Müll ungewollt entsteht.
Verantwortungsvolles Campen nicht nur in der Natur
Einige wenige ignoranten Vollpfosten benehmen sich so dermaßen daneben, dass ich (sorry) nur noch kotzen könnte. Im Sommer 2021 in Norwegen konnte ich kaum glauben, wie rücksichtslos und asozial manche Camper sein können. Meinen Unmut könnt ihr im Artikel mit dem passenden Namen #ScheissVanlive nachlesen.

Was eigentlich eine absolute Selbstverständlichkeit seinen sollte, scheinen einige nicht begreifen zu wollen. Es ist wichtig, die natürliche Umgebung zu schützen, ist es wichtig, verantwortungsvoll zu campen. Das bedeutet, auf markierten Wegen zu bleiben, keine wilden Lagerfeuer zu entzünden und keine Pflanzen oder Tiere zu stören. Zudem ist es strengstens untersagt, jegliche Art von Chemikalien oder schädlichen Reinigungsmittel in die Umwelt gelangen zu lassen.
Als Camper haben wir leider ohnehin nicht den besten Ruf und somit ist, die Außenwirkung nicht zu unterschätzen, wenn man sich danebenbenimmt. Hier werden am Ende alle Camper über einen Kamm gezogen. Man sollte also mit Natur und Mensch immer respektvoll umgehen. Sehr schade, dass ich so etwas überhaupt schreiben muss.
Fazit
Nachhaltiges Camping mit dem Wohnmobil ist definitiv möglich. Durch bewusste Entscheidungen, ressourcenschonendes Verhalten, Abfallvermeidung, verantwortungsvolles Campen und den Einsatz erneuerbarer Energien können wir unseren ökologischen Fußabdruck minimieren. Vieles davon, machen wir bereits ganz unbewusst. Wenn sich jetzt noch die paar wenigen Vollpfosten daran halten würden, wäre doch alles super und das auch in der Außenwirkung.
Dass Camping mit dem Wohnmobil bei der Klimabilanz übrigens deutlich besser abschneidet, als manch einer denkt, hat das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg in einer Studie veröffentlicht, über die ich bereits 2020 berichtet habe. In diesem Sinne wünsche ich euch allen schöne und erholsame Pfingsten.
Danke für den Artikel. Für was lebt der Mensch. Ist er „nur ein Objekt“, welches sich in ein Korsett von Regeln einsparen lassen soll? Oder ist es nicht auch ein Wesen, welches die Freude am Leben und dadurch selbstverständlich die Würdigung alles Lebens mit einbezieht? Wenn wir alles nur organisieren, entsteht kein lebendiger Organismus, welcher sich selbst organisiert, lebt und wächst. Die Freude am Leben ist mit Dankbarkeit verbunden. Da mag sich der Kreis der gegenseitigen Fürsorge wieder schliessen. Lebendige Subjekte sind keine toten Objekte.
Geniesse das Leben und was es schönes bietet! Mit sonnigen Grüssen, Martin
Ich Frage mich mich immer nur warum viele Camper Solar auf dem Dach haben und dann am Stellplatz den kostenlosen Strom noch beziehen,,,, (ist der nachhaltig ??…)
Die wenigsten haben eine Klimaanlage etc…
Es geht sich ehr um Gas zu sparen für den Kühlschrank etc. vermute ich mal…
@ Roland, 27. Mai 2023 um 20:32
Wer stellt sich gern in die pralle Sonne? Die Hitze brütet im WoMo, der Kühlschrank ist kurz vor’m kollabieren. Also ab in den Halb- oder Vollschatten. Hier ist’s deutlich angenehmer – dafür haben die Solar’s Langeweile… Wer zudem zwischendurch nur Kurzstrecke fährt, ohne Ladebooster, hat keinen merklichen Energie-Schub.
Wir kommen ganz ohne Sonne, auf einem Platz stehend, Temperaturen zwischen 5 und 15 Grad (Frühjahr/Herbst), 6 Tage entspannt aus. Die elektrischen Verbraucher heißen Kühlschrank, Truma 6 und LED-Spots. Bis auf 2 Smartphones und einem Tablet gibt es keine weiteren elektrischen Luxus-Verbraucher, welche hier schon oft vorgestellt wurden (unser Dyson-Sauger wird zuhause geladen).
Es gibt unter den erfahrenen Camper einen Tipp: versorge dich (Sprit, Wasser, Strom, Lebensmittel) wenn du kannst – nicht wenn du musst.
Danke für den Artikel. Ich bin auch immer wieder am Überlegen bzgl. meiner Lebensform. Neben dem niedrigen Wasserverbrauch (etwa 15L pro Tag inkl. tägliche Dusche, nur plus Waschmaschine extern) überlege ich immer, ob man sich einen Teil des Dieselverbauchs für die weite Reise im Herbst in den Süden und im Frühjahr zurück damit schön reden oder auch echt rechnen darf, dass man dort mehr Solarstrom erntet und vor allem weniger Heizung braucht. Ich mag diese Zugvogeltaktik und die Natur hat sich das nicht ganz umsonst ausgedacht. Da mache ich es gern nach.
Abseits vom eigenen Verbrauch und der Nachhaltigkeit dessen verlasse ich jeden Platz besser als vorgefunden. Für jede kostenfreie Übernachtung irgendwo im öffentlichen Raum sammle ich mindestens 100 Teile Müll.
Wir als Familie würden gerne mal Urlaub mit einem Wohnmobil ausprobieren, da wir so vielleicht auch enger zusammen wachsen und den Kindern abenteuerlichere Ferien ermöglichen könnten. Hoffentlich lässt sich ein gutes Angebot finden.