Wir hatten am Abend die Webseite vom norwegischen Straßendienst (175.no ) und den Straßendienst (yr.no ) immer wieder im Blick. Das Wetter änderte sich ständig und mal waren die Straßen zum Nordkap geschlossen, ein anderes Mal wieder geöffnet. Somit beschlossen wir, es einfach auf uns zukommen zu lassen. Wetter kann man nicht ändern und das Norwegische erst recht nicht.
Am nächsten Morgen sah es etwas besser aus und wir müssten ohnehin erst weiter von Lakselv aus auf der E6 in Richtung Norden fahren. Bei Olderfjord gehts dann auf der E6 in Richtung Westen, also nach Alta, oder auf die E69 in Richtung Nordkap. Wenn man es doch schon so weit geschafft hat (nur noch 130 km) und der Wind und die Straßenverhältnisse es noch zulassen, dann sollten wir es einfach versuchen. Also gaben wir an der Kreuzung Honningsvåg in Navi ein, die letzte Stadt vor dem Nordkap.
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Die Stationen unserer Reise
Übernachtung in Honningsvåg
Einen großen Teil der Strecke konnten wir gut fahren und weil wir die meiste Zeit vollkommen allein auf der Straße waren, haben wir zur Sicherheit die Mitte genutzt. An einigen Stellen war der Wind (20 Meter pro Sekunde) nicht nur deutlich zu spüren, sondern auch zu sehen bzw. die Folgen in Form von heftigen Schneeverwehungen. Wir tuckerten also ganz gemütlich mit durchschnittlich 50 km/h in Richtung Nordkap.




Ein paar mal musste man wegen starker Windböen deutlich gegenlenken, aber es war machbar. Nach ca. 2 Stunden Fahrzeit erreichten wir das Städtchen Honningsvåg und suchten uns einen so gut es geht windgeschützten Parkplatz. In der Nähe vom Friedhof wurden wir dann fündig und nachdem wir mit der Schneeschaufel ein wenig die Schneemassen beseitigt hatten, konnten wir den Camper recht gut abstellen. Wir unternahmen noch einen kleinen Spaziergang und kauften im örtlichen Supermarkt ein. Immer wieder spannend zu sehen, dass man im hohen Norden Skandinaviens beim Einkaufen einfach sein Auto mit laufendem Motor vor dem Geschäft stehen lässt.



Wir fahren zum Nordkap
Draußen stürmte es mittlerweile aber recht heftig und so verbrachten wir den Rest des noch recht frischen Tages im warmen Camper und hofften auf besseres Wetter am morgigen Tag, um die letzten Kilometer bis zum Nordkap fahren zu können. Am nächsten Morgen war der Wind immer noch recht stark und die Straße zu dem Zeitpunkt auch darüber hinaus geschlossen. Sie sollte jedoch am Nachmittag geöffnet werden. Alle Angaben natürlich unter Vorbehalt und man muss einfach damit rechnen, an einer der Schranken auch für die nächsten Tage nicht mehr weiterfahren zu können. Wir wollten es aber versuchen, denn von Honningsvåg bis zum Nordkap sind es weniger als 40 Kilometer, auch wenn diese es im Winter ganz schön in sich haben können.
Die Straße war zwar vollkommen vereist und der Wind schob immer wieder neuen Pulverschnee nach. Die Markierungsstäbe am Straßenrand waren teilweise die einzige Orientierungsmöglichkeit. Immer wieder peitschte der Wind heftig von der Seite gegen den Camper und ich musste ordentlich gegensteuern. Wir passierten die erste Schranke, denn diese war bereits geöffnet und somit ging die Fahrt wieder in Richtung Kap. An der Abzweigung kurz vor Skarsvåg war die Schranke jedoch geschlossen und nun war Warten angesagt.




Die Schranke öffnet sich
Nach etwa 30 Minuten kam ein Schneeschieber und zwei Schneefräsen aus Richtung Nordkap, was natürlich Hoffnung machte. Es gesellten sich in der Zeit noch etwa zehn weitere Fahrzeuge in die Warteschlange. Es dauerte noch eine weitere halbe Stunde, als ein kleines Fahrzeug ankam und der Mann uns nach Bereifung, Schneeketten und Antriebsart des Fahrzeugs befragte.
Um etwa 11:00 Uhr öffnete sich die Schranke und das Räumfahrzeug führte die Kolonne an. Der Kollege war jedoch so schnell, dass man ihm nur in einem sehr großen Abstand folgen konnte. Auf etwa halber Strecke mussten wir ein paar Minuten auf die aufschließenden Fahrzeuge warten, bevor es weitergehen konnte. Immer wenn man auf offenem Feld, oder noch schlimmer in der Nähe des Meeres fuhr, war der Wind und der Schnee am stärksten. Die Windböen wirbelten den Schnee immer wieder auf und die Sicht beträgt dann kurzzeitig gleich null.
Ankunft am Nordkap
Wir waren sehr froh, als wir den Parkplatz am Nordkap erreicht hatten. Sonja wollte dem Fahrer im Räumfahrzeug einen Schokoladennikolaus als Dankeschön überreichen, dass er am 31. Dezember arbeitet und uns dadurch den Besuch überhaupt ermöglicht. Der Wind kam in dem Moment jedoch von hinten und war dabei so stark, dass er die Beifahrertür aufgerissen und mit einem lauten Knall verzogen und zum Teil aus der Verankerung gewuchtet hat. Nur mit Mühe haben wir die Tür irgendwie wieder zubekommen und werden diese erst wieder in Deutschland in einer Werkstatt öffnen. Von außen sieht man jedoch bereits, dass hier einiges an Arbeit ansteht. Es hätte aber auch viel schlimmer ausgehen können.
Die Kolonne sollte um 13:00 und 13:45 wieder zurückfahren und nachdem wir den Camper abgestellt hatten, kletterten wir alle durch die Fahrertür nach draußen, denn der Wind bzw. Sturm kam von der anderen Seite und wir wollten kein Risiko mit der Aufbautür eingehen. Danach war natürlich Fotoshooting am Globus angesagt und weil hier nicht viel los war, musste man nicht lange für ein Foto warten. Im Sommer sieht das natürlich ganz anders aus.








Wir entschieden uns die Kolonne um 13:00 zu nehmen und als wir uns gerade einreihten, kamen 3 große Busse der Hurtigruten an und Menschenmassen strömen in Richtung Globus. Perfektes Timing, würde ich sagen. Die Rückfahrt war deutlich schlimmer und kurz vor einer Kurve wirbelte der Wind den Schnee so stark auf, dass wir nichts mehr gesehen haben. Bremsen war auf dem Eis kaum möglich und als wieder etwas sehen konnten, näherte sich bereits die Leitplanke, obwohl die Räder schon quer gestanden haben, einfach viel zu schnell. Es fehlten nur wenige Zentimeter bis zum Crash, als wir rutschend zum Stehen gekommen sind.
Im Schneesturm in Richtung Alta
Es gibt so ein paar Erfahrungen, auf die ich gerne verzichten kann. Diese gehört auf jeden Fall dazu. Bis nach Honningsvåg gab es noch einige kleinere Rutscher, die wir aber alle mit hohem Adrenalinspiegel überstanden haben. Wir bogen in Olderfjord auf der E6 in Richtung Alta ab. Hinter dem Ort Skaidi fährt man über eine ungeschützte Hochebene und der Wind nahm noch einmal richtig an Fahrt auf. Der Schnee wurde von der Seite über die Straße gefegt und weiter als bis zur nächsten Markierungsstab konnte man selten sehen. Kommt auf dem Video natürlich nicht so extrem rüber, wie man es selbst erlebt hat.
Nicht selten sah man aber auch nichts mehr. Die knapp 90 Kilometer von Skaidi nach Alta zogen sich wie Kaugummi und wahren waren sehr froh, als wir unbeschadet in Alta angekommen sind.
Mannomann, das macht ihr aber BITTE NICHT NOCH MAL!
Oh oh, diesen Bericht darf ich nicht mit Freunden teilen, da ich das nächsten Winter auch geplant hab. Ich war im Herbst schon mal am Nordkapp. Vielleicht muss ich das nochmals überdenken
Hallo Heidrun, man „kann“ zu jeder Jahreszeit bis ans Nordkap fahren, wenn es das Wetter zulässt. Das kann man halt nicht beeinflussen und auch wenn es eine recht anstrengende Tour war, haben wir jede Sekunde genossen und JA wir würden es (irgendwann) nochmal machen. Wer weiß schon wie lange wir das auf dieser chaotischen Welt alles noch machen können. Also fahr los! Viele Grüße Marc