Einfache Powerbanks kennt mittlerweile jeder. Mit diesen kleinen „handlichen“ Energiespeichern, kann man unterwegs seine mobilen Geräte mit Strom versorgen und dafür gibt es diverse nachvollziehbare Anwendungsfälle. Seit ein paar Monaten sind jetzt sogenannte Powerstations selbst bei Discountern und Baumärkten verfügbar und scheinen sich wie geschnitten Brot zu verkaufen. Was aber steckt dahinter und braucht man ein solches Kraftwerk wirklich?
Was genau ist eine Powerstation?
Eine Powerstation gibt es in allen nur erdenklichen Größen und Leistungen. Bei den meisten auf dem Markt verfügbaren Modellen ist die Grundausstattung auf den ersten Blick identisch. Wichtigster Bestandteil ist hierbei sicherlich eine Lithiumbatterie als zentraler Energiespeicher und um diese aufzuladen, ist ein passendes Ladegerät verbaut. Oftmals gibt es auch einen Solarregler, mit dem man mobile und feste Solarpanels anschließen kann.
Technikwissen: Was die Speicherkapazität angeht, so hat man es hier mit anderen Angaben zu tun, als man sie von der „normalen“ 12V Aufbaubatterie aus dem Wohnmobil her kennt. Die Kapazität, der Aufbau oder auch Versorgerbatterie genannt, wird in Ah (Amperestunde) angeben. Wie der Name schon sagt, bedeutet dies, wie viel Ampere die Batterie in einer Stunde liefern kann. Eine 12-V-Lithiumbatterie kann zum Beispiel mit einer Kapazität von 100Ah eine Stunde lang 100 Ampere an ein 12-Volt-Gerät abgeben, oder auch 5 Stunden lang an ein Gerät, welches 20 Ampere (100/20 = 5) aus der Batterie zieht.
Bei einer Powerstation vermisst man jedoch die Kapazitätsangabe in Ah. Stattdessen wird diese in Wh (Wattstunde) angeben, bei welcher Ampere mit der Batteriespannung multipliziert wird. Eine 12V 100Ah Batterie hat also 1200Wh, weil 100(A) x 12(V) = 1200Wh. Andersherum hat eine EcoFlow Delta 2 mit ihren 1024Wh auf der 12V Schiene eine Kapazität von etwa 85Ah.
Der Strom wird über diverse Anschlüsse wie USB-A, USB-C, 12V usw. bereitgestellt. Zusätzlich ist aber häufig auch ein Wechselrichter verbaut, welcher euch einen Betrieb mit Geräten ermöglicht, die 230V benötigen. Hier unterscheiden sich die Powerstations teilweise deutlich in ihrer Leistung. Von 300 bis über 4000 Watt ist hier je nach Preisklasse nämlich alles möglich. Für eine gängige Kaffeemaschine sollten es 1200 Watt und mehr schon sein. Ihr bekommt also viele der gängigen Komponenten aus dem Wohnmobil in einem kompakten Gerät, welches sich auch außerhalb des Campers nutzen lassen könnte. Was etwa die EcoFlow RIVER (Link), oder die EcoFlow DELTA mini (Link) so alles betreiben können, könnt ihr in den jeweiligen Testberichten von mir nachlesen.
Je leistungsstärker eine Powerstation seien soll, desto größer, schwerer und natürlich auch teurer ist sie am Ende. Hier mal ein Vergleich der beliebten Modelle vom Hersteller EcoFlow mit Preisen vom 11.10.2022 auf Amazon.
RIVER mini | DELTA mini | DELTA 2 | DELTA Max | |
Kapazität | 210 Wh | 882 Wh | 1024 Wh | 2016 Wh |
Kapazität in Ah (ca.) | 17 Ah | 73 Ah | 85 Ah | 168 Ah |
Wechselrichter | 300 W | 1400 W | 1800 W | 2400 W |
Solarladung | 100 W | 300 W | 500 W | 800 W |
Abmessung (cm) | 24,8×13,9×13,2 | 37,0×18,3×23,6 | 40×21,1×28,1 | 49,7×24,2×30,5 |
Gewicht (kg) | 2,8 kg | 11 kg | 12 kg | 22 kg |
Preis (11.10.22) | 349,00 € | 999,00 € | 1199,00 € | 2299,00 € |
Powerstation oder Festeinbau mit einzelnen Komponenten?
Ein direkter Vergleich zwischen fest eingebauten Komponenten im Wohnmobil, gegenüber einer „mobilen“ Powerstation ist hier nur oberflächlich möglich. Daher dient dieser Beitrag als eine Art Gedankenanstoß, ohne etwa die einzelnen Teile in der Powerstation im Detail zu kennen und deren Qualität somit auch beurteilen zu können. Noch fast viel wichtiger ist aber der eigentliche und sehr individuelle Einsatzzweck, den ihr aber nur selber kennt.
Wenn man zum groben Vergleich die EcoFlow DELTA Max 2000 mit ca. 168 Ah nimmt, würde sich gegenüber dem Einzelkauf, mit Komponenten des Hersteller Büttner Elektronik, preislich eine deutliche Ersparnis erzielen lassen. Hinzu käme, für sicherlich nicht wenige, auch noch der kostenpflichtige Einbau durch eine Fachfirma. Jetzt haben die einzelnen Komponenten aber u.a. den Vorteil, dass damit im Wohnmobil bereits vorhandene Steckdosen mit Strom versorgt werden können. Auch kann der Einbauort in den Tiefen des Unterbodens, oder der Heckgarage erfolgen. Das spart Platz und dadurch ist der Wechselrichter deutlich leiser, gegenüber einer Powerstation im Innenraum.
Bei einem Defekt fallen einem entweder „nur“ einzelne Komponenten aus, oder evtl. alles auf einmal. Selbst Lithiumzellen haben irgendwann ihren Lebenszyklus erreicht und diese einzeln in einer Powerstation wechseln kann, wage ich zu bezweifeln. Bei einzelnen Komponenten tauscht man dann als Beispiel „nur“ die Batterie, den Wechselrichter oder was auch immer einzeln aus.
Wie zuvor erwähnt, ist ein genauer Vergleich kaum möglich und jeder hat auch andere Platzverhältnisse und nennen wir es mal Komfortansprüche in seinem Campingfahrzeug. Die Mobilität einer Powerstation kann für manchen ein absolutes Kaufkriterium sein, während andere diesen „Mehrwert“ eher wenig oder auch nie nutzen werden.
Für wen lohnt sich die Anschaffung einer Powerstation?
Nun, diese Frage muss am Ende jeder für sich beantworten und es gibt aus meiner Sicht triftige Gründe dafür, wie auch dagegen. Wenn z.B. das Wohnmobil bereits mit Zubehör wie Solar, Lithium, Ladebooster, oder Wechselrichter ausgestattet, dann würde ich persönlich diese eher erweitern oder nachrüsten. Also eine weitere Lithiumbatterie verbauen, oder mehr Solarpaneele aufs Dach montieren, oder wenn noch nicht vorhanden und gewünscht, einen Wechselrichter nachrüsten.
Besitzer einer Gartenlaube oder ähnlichem ohne Stromanschluss werden sich über eine solche Art der Stromversorgung sicherlich sehr freuen. Auch können manche Hobbys wie das von meinem lieben Nachbar Christian Sinn ergeben. Der geht nämlich gerne Angeln und nutzt dabei eine Powerstation nicht nur für Versorgung der Kühlbox für seine Beute, sondern auch für diverse andere Geräte fernab jeglicher Steckdose.
Wer öfter mit einem Mietfahrzeug unterwegs ist und nicht weiß, ob er dort auch ausreichend Strom und einen Wechselrichter vorfindet, für den kann sich die Anschaffung lohnen. Das gilt auch, wenn man einen Pkw, Van oder Bus fährt, der halt einfach vorwiegend im Alltag und nur temporär als Camper genutzt wird. Für Besitzer von Wohnwagen, die in den meisten Fällen auf die Infrastruktur vom Campingplatz angewiesen sind, kann sich eine Powerstation für mehr Autarkie ebenfalls lohnen. Medizinische Versorgung kann natürlich auch ein Grund für die Anschaffung sein, wenn man etwa wegen eines Schlafapnoe auf den Strom für das Beatmungsgerät angewiesen ist.
Als Stromversorgung für einen möglichen Blackout (neuer Begriff für einen längeren Stromausfall) taugt eine Powerstation leider nur bedingt. Auch wenn sich die Systeme etwa von EcoFlow durch Zusatzakku(s) deutlich erweitern lassen, reicht das einfach nicht lange. Der durchschnittliche Tagesverbrauch in einem Zwei-Personen-Haushalt liegt bei 5-6 kWh. Selbst mit einer DELTA Pro mit Zusatzakku, um beim Hersteller EcoFlow zu bleiben, wäre nach einem Tag Licht aus und preislich lägen wir UVP bei knapp 7000 Euro. Man würde also ohnehin nicht um eine drastische Reduzierung des Verbrauchs herumkommen, um mit der vorhandenen Kapazität so lange wie überbrücken zu können.
Wer seine heimischen Stromkosten mit einer Powerstation plus Solarmodul(e) reduzieren möchte, sollte selbst bei den aktuell hohen Konditionen, nicht mit einer Amortisierung in absehbarer Zeit rechnen. Das verhält sich nämlich genau wie bei einer großen PV Anlage auf dem Dach.
Mein persönliches Fazit
Haben ist besser als brauchen, kann zwar für manche auch schon ein Anschaffungsgrund sein, finde ich persönlich aber eher Quatsch. Nur weil wir aktuell schwierige und auch verunsichernde Zeiten erleben, würde ich nicht auf jeden Zug aufspringen. Die Investitionskosten sind halt nicht zu unterschätzen, denn eine viel zu klein dimensionierte Powerstation kann am Ende leider auch ein Fehlkauf sein.
Es gibt sehr gute Gründe für eine Powerstation und das auch gegenüber dem Festeinbau einzelner Komponenten für die Gewinnung und Versorgung mit Strom. Es ist als Beispiel die clevere Kombination aus heimischer und mobiler Nutzung, die den Unterschied ausmachen können. Diese muss aber jeder für seinen individuellen Einsatzzweck ermitteln. Wie sieht es bei euch aus, habt ihr bereits eine Powerstation, plant den Kauf noch, oder seht ihr darin eher keinen Bedarf?
Naja, Büttner ist der Mercedes unter den Batterien – ich hab eine drin – würde es aber nicht mehr machen.
Supervolt hat z.B. auch sehr gute Batterien die günstiger sind – 150Ah gibts da schon für um die 1000 Euro.
Was in der Powerstation ist weiß keiner – direkt aus China gibt es sehr gute LifPos für 600 Euro frei Haus versteuert.
Ich wüßte schlicht nicht wohin mit der Powerstation – obwohl ich Platz habe würde mich das angestöpsel und hin und weg räumen nerven – und meine Bandscheibe würde sich auch beschweren.
Die herkömmliche Lösung ist bei mir im Zwischenboden sauber verdrahtet und ich muß mir keine Gedanken machen.
Funktioniert und gut ist.
Beste Gruesse Bernd