Ein sehr unschöner Ort in der Welt des Hochglanzprospekt-Campings und für viele eher das „düstere Mordor“ des Stellplatzes, ist die Ver- und Entsorgungsstation. Durch das rücksichtslose Verhalten (natürlich nur einiger weniger) verkommt auch die modernste Infrastruktur innerhalb kürzester Zeit zu einer verdreckten und stinkenden Kloake. Egal, was man auch macht, sind Grauwassertank und/oder Kassettentoilette voll, oder der Frischwassertank bis auf den letzten Tropfen geleert, dann ist ein Besuch dieses unschönen Ortes leider unvermeidbar.
Auch bei uns heißt es am Morgen nach dem Frühstück, Urinkanister entleeren und so werden Einweghandschuhe angezogen und teilweise an der Station die Luft angehalten, als wenn man fürs Apnoetauchen trainieren würde. Schnell weg hier, wenn man nicht noch „mal eben“ den Frischwassertank auffüllen muss, was manchmal dauern kann und besonders in den Stoßzeiten zu einem ganz besonderen Spektakel wird. Wenn hier Blicke töten könnten, wäre sicherlich der ein oder andere Camper an der Ver- und Entsorgungsstation einfach umgefallen, weil es den Wartenden viel zu lange dauert, bis man endlich dann auch mal irgendwann, eventuell fertig ist.
Egal, wie groß ein Stellplatz auch ist, mehr als eine Ver- und Entsorgungsstation findet man eigentlich selten vor. Bei kleinen Plätzen, so um die 10 bis 20 Fahrzeuge, ist das ja auch soweit kein Problem. Bei deutlich größeren Plätzen wären mehrere Stationen von Vorteil, oder ein separater Platz für die Betankung mit Frischwasser, damit man sich hier nicht unnötig in Gehege kommt.
Hochbetrieb herrscht hier in der Regel zwischen 08:00 und 10:00 Uhr. Vor der anstehenden Weiterfahrt möchte der Camper sein angesammeltes Zeugs ja noch „mal eben“ loswerden und oftmals auch frisches Wasser auftanken. Je nach Menge der Fahrzeuge mit dem gleichen Anliegen zu selben Zeit, kann es dabei recht schnell zu einem Stau kommen. Der ansonsten so freundliche, verständliche und hilfsbereite Camper, kann sich dabei schnell zum HB-Männchen verwandeln.
Teamwork ist hier von Vorteil
Gut eingespielte Paare schaffen den gesamten Prozess der Ver- und Entsorgung gemeinsam sogar recht schnell. Routiniert wird das Fahrzeug passgenau über dem Grauwasserablauf positioniert und während ER (meisten müssen die Männer ran) die Kassettentoilette entleert, ausspült, schüttelt, entleert, ausspült usw. öffnet SIE die Schotten und der Tank entleert sich mit einem Schwall. Während sich das Grauwasser erst schnell und später nur noch in einer Art Rinnsal in die Kanalisation verabschiedet, wird noch zügig der Müll entleert und man(n) ist bereits dabei, noch „mal eben“ den Frischwassertank aufzufüllen.
Warum man hierfür ausnahmslos seinen eigenen Trinkwasserschlauch verwenden sollte, erkennt man auf dem Foto mit dem gelben Schlauch bereits und weitere Gründe habe ich ausführlich in einem Beitrag erklärt. Selbst wenn die einzelnen Schritte an der Station im Team recht schnell gehen, so kann der Wasserdruck der Frischwasserquelle oftmals der Flaschenhals sein und bestimmt somit die Aufenthaltsdauer. Sofern die einzelnen Schritte aber nur von einer Person alleine und dann auch noch etwas unkoordiniert erledigt werden, kommt es natürlich zu weiteren Verzögerungen.
Der Wasserdruck ist oftmals zu gering
Die meisten Wohnmobile verfügen über einen Frischwassertank um die 100 Liter Fassungsvermögen. Mit etwas Glück stehen einem am Wasserhahn die Haushaltsüblichen 3 bis 4 Bar zur Verfügung. Das Wasser wird dann durch einen Schlauch mit einem gängigen Innendurchmesser von 1/2 Zoll (12,7 mm) in den Tank befördert. Der Druckverlust ist bei üblichen Schlauchlängen von 5 bis 10 Meter hierbei sogar noch zu vernachlässigen.
Bei 3 bis 4 Bar Druck, kann man von einem Durchlauf von 15 bis maximal 20 Liter ausgehen. Ein 100-Liter-Tank wäre also frühestens nach 5 Minuten gefüllt. Bei „nur“ 2 Bar wären es dann bereits um die 10 Minuten.
Wenn man beim Befüllen noch einen Vorfilter verwendet, dann reduziert sich der Durchfluss je nach Feinheit des Filters deutlich. Bei sehr feinporigen Filtern von um die 0,5 µm, liegt man recht schnell bei nur noch 5 Liter pro Minute. Das ist leider kaum noch praxistauglich, denn ausgehend vom 100-Liter-Tank würde die Befüllung damit bereits 20 Minuten dauern. Wir verwenden zwar immer einen Vorfilter von TW-DES (Testbericht), aber dieser ist nicht so feinporig und verlängert die Befüllung daher nicht wirklich. Zuhause kommen wir ohne Filter auf 19 Liter und mit Filter auf 18,4 Liter pro Minute.
Die Außenwahrnehmung ist in der Regel das Problem
Hierfür ein Beispiel von unserem Urlaub an der französischen Atlantikküste. Wir standen auf dem schönen Stellplatz in Lampaul-Plouarzel und am Tag unserer Abreise wollten bzw. mussten auch wir u.a. Wasser tanken. Auf dem für über 50 Fahrzeuge gedachten Stellplatz gab es nur eine Station und alle Anschlüsse waren zentral angebracht. Man konnte also nicht dort Frischwasser an andere Stelle auffüllen, während sich etwa ein anderer Camper zeitgleich auch um seine Entsorgung kümmert.
Zwischen 09:00 und 10:00 war die Station quasi durchgehend belegt und es warteten teilweise mehrere Fahrzeuge in einer Schlange. Als sich nach 10 Uhr eine Lücke aufgetan hat, machten auch wir uns auf den Weg. Im Team optimierten wir die Abläufe zwar so gut es nur ging, aber der geringe Wasserdruck war am Ende das Problem.
Es steht hier nun mal nicht dick und fett geschrieben „Aus dem Hahn kommt kaum was raus“ und ja, unser Tank ist mit 300 Litern etwas größer, aber bei gefühlten 0,5 Bar Wasserdruck, ist das auch egal. Es war dann auch einer dieser Hähne, wo man immer „nachdrücken“ muss. Man drückt also einmal auf den Kopf und es kommt eine bestimmte Menge (wenig und langsam) aus dem Hahn und man muss immer wieder erneut drücken.
Die Blicke des Todes
Bereits nach einigen Minuten an der Station begab sich der erste Camper schon mit seinem Fahrzeug in eine Art Lauerstellung. Man wird jetzt auf dem Fahrerhaus genauestens beobachtet und man hat das Gefühl, als wenn auch jeder Schritt kommentiert wird. Je länger man die Station jetzt belegt und je mehr Camper diese auch noch nutzen wollen, desto schneller rumort es in der bis dato so friedlichen Campingidylle. Man möchte dann am liebsten ein Schild zur Verteidigung hochhalten, auf welchem ein tropfender Wasserhahn zu erkennen ist.
Wenn ihr das nächste Mal auf einem Stellplatz verweilt und die Ver- und Entsorgungsstation in Sichtweite ist, dann achtet mal darauf, was sich hier am Morgen so abspielt. Das Ganze aber bitte so dezent wie möglich, um den Druck auf den armen Camper nicht unnötig zu erhöhen, der gerade die Station wieder für eine (gefühlte) Ewigkeit belegt.
Lustiger Bericht und korrekt, weil halt alle irgendwo sich zwischen 9 und 10 auf die Socken machen.
Auf die Idee mal abends um 7 an die Entsorgung zu fahren kommen die wenigsten – keine Ahnung warum.
Mich nervt wenn ich beim Wasser füllen bin und einer weil er’s ja eilig hat seine Kasette ohne Chemie neben mir entleert und sie 5 Minuten lang ausspült bis ich kurz vor der Ohnmacht stehe ob des Gestanks.
Die meisten Wohnmobilisten die wir antrafen scheinen auf der Flucht zu sein oder es ist das Alter das die Furcht herrscht man könne die nächste Sehenswürdigkeit nicht mehr erleben – just joking.
Beste Gruesse Bernd
Servus,
Frischwassertank bis zum Anschlag, füllen? Habe ich noch nie gemacht. Ich fülle für die Strecke von A nach B meistens nur 10 Liter auf. Vor Ort fülle ich soweit auf, dass ich auf ca. 20 Liter komme. Dann leuchtet ein grüner Kontrollbalken (von vier) der Füllmengen-Anzeige. Bin ich/wir auf die Borddusche angewiesen, werdens auch mal 50/60 Liter im Wassertank.
Grundsätzlich fülle ich (umständlich) mit der Gießkanne auf. Die schwenke und spüle ich vorher gründlich aus. Bei einem Schlauch habe ich bedenken, daß sich im Schlauch durch restfeuchte Bakterien und Keime bilden.
Dadurch, dass sich immer nur eine geringe Menge im Wassertank befindet, habe ich einen hohen Wasserdurchsatz: immer frisches Wasser. Während der Fahrt schwappt und klatscht das Wasser an die Innenwände des Tanks. Dadurch bleibt das Wasser stets in Bewegung.
Zudem, Wasser fülle ich unabhängig der Entsorgung (Grauwasser/Fäkalien) auf. Wenn es nicht anders geht, zuerst Versorgung dann Entsorgung. Ich habe bedenken, irgendwo kontaminiert zu sein…
Vielleicht habe ich durch diese Maßnahmen keine Probleme mit der Hygiene im Tank (hatte nie Biofilm o.ä.) und der Wasserqualität.
Nein, es ist mir noch nie passiert, dass ich auf dem Trockenen saß. Bis jetzt konnte ich überall und jederzeit eine Kanne Wasser abstauben.
Gruß, Andreas
Hallo Bernd, musste bei deinem Kommentar köstlich lachen. Super geschrieben und ja, der Gestank aus der eigenen Kassette ist schon nicht schön, aber der von anderen ist noch mal eine andere Liga ;-)
Abends sind einige evtl. noch nicht abfahrbereit. Markise, Tisch, Stühle usw. könnten sie daran hindern. Aber genaues weiß ich auch nicht.
Bei einigen habe ich aber auch das Gefühl, dass sie am Morgen auf der Flucht sind, obwohl einige davon „eigentlich“ genügend Zeit haben sollten. Beste Grüße Marc
Jaja die Keime – die bösen.
Wir haben zwar mehr Bakterien im Körper als wir selbst menschliche Zellen haben, es sind mehr als 4kg die wir rumschleppen aber die bösen im Wasser die machen uns den garaus.
Im Ernst – in Zentraleuropa hat das Wasser Lebensmittelqualität – und die paar E coli von der Patschehand des Vorgängers am Zapfhahn bringen niemanden um.
Jeder vielbenutzte Türgriff an Läden ist verseuchter als der Wasserhahn.
Wer ganz große Bedenken hat – seit Corona hat gibts ja Desinfektionssprays – drauf auf den Wasserhahn einwirken lassen und dann zapfen und gut ist.
Beste Gruesse Bernd
Moin Andreas,
das mit dem vollen Tank kann natürlich jeder handhaben, wie er mag. Bei den meisten 3,5t Fahrzeugen dürfen es eigentlich nicht einmal die 10 Liter sein, wenn Sie das zulässige Gesamtgewicht nicht überschreiten wollen, aber das ist jetzt ein ganz anderes Thema. Den Tank für die Bewegung während der Fahrt aber nicht ganz vollzumachen, ist ein super Hinweis.
Was den Schlauch angeht, so sollte man auf einen Trinkwasserechten Schlauch achten und der sollte aus mehreren Stücken bestehen, die man im Falle verbinden kann. Aus den „kurzen“ Stücken bekommt man das Restwasser schon gut raus geschüttelt. Wenn Du das Wasser aber lieber zum Camper tragen möchtest, dann versuch es mal mir einem Weithals-Wasserkanister. Die nehmen nicht viel mehr Platz als die Gießkanne an Stauraum weg, fassen aber knapp 20 Liter. Beste Grüße Marc
Unser Reisedrache ist immer mit 180l Frischwasser gefüllt bei Abfahrt und je nach Qualität der Zapfe fülle ich wieder voll wo es geht.
Also mein Prinzip ist eher gutes Wasser aussuchen und davon Tank voll.
Mit gut meine ich eher den Geschmack und das es sauber denn im Süden wird oft sehr viel gechlort und das mag ich nicht so und auf Campings ist oft auch sehr viel Sand drin – daher auch ein Vorfilter – der geht mit Kanne aber halt nicht.
Wenn wir bei 30C und nach einem schweißtreibenden Tag duschen wollen sind uns 20l einfach ein bischen wenig.
Grauwasser wird bei jeder Gelegenheit entleert damit es nicht anfängt zu müffeln.
Beste Gruesse Bernd
Hi Bernd,
was die Wasserqualität angeht, so hast Du recht, auch wenn das meistens nur bis zur Entnahmestelle, also bis zum Hahn gilt. Wenn dort der Schlauch inkl. Restwasser im Dreck liegt, ober jemand damit seine Kassette ausgespült hat, kann ich persönlich gerne darauf verzichten. Dank den Schnellkupplungen am (eigenen) Schlauch ist der ja schnell im Einsatz. Das kann/darf/soll am Ende aber natürlich jeder für sich entscheiden.
Verrückt machen soll aber auch nicht sein! Ich bin etwa früher jahrelang in Köln mit der Straßenbahn befahren. Die war eigentlich immer brechend voll und das zu jeder Jahreszeit. Durchlüftet wurde nicht und angefasst hat man auch alles, ohne sich danach die Hände zu desinfizieren. Wenn man damals (außer als Asiate oder Michael Jackson Double) Maske getragen hätte, dann wäre einem die Aufmerksamkeit garantiert gewesen. Hat sich alles irgendwie verändert….. Beste Grüße Marc
Fremdschlauch kommt bei mir auch nicht in den Tank – nur der eigene – und wie du richtig geschrieben hast einzelne Stücke gekoppelt so daß er leer laufen kann.
Beste Gruesse Bernd
Grad 3 wochen Sardegna „erlebt“, ein paradies fuer evt. wildkamper. Wir lieben unser Trockenwc: 6 liter urintank kann ich “ uberall“ entleeren und festbehalter mit kokosfasern „riecht“ nach wald. Selbst mein frau mit allergie vor fremdwc ist megaglucklich. War teuere investierung aber dass beste im kamper. 250 liter( 200lr plus 50lr kuchen) wasser tanken wir immer oben auf der Simplonpass…und mit bio/abbrechbare seife douche/ kuche…Wasser auffullen auf stellplatzen wo erst der wassertest werd gemacht qua gesmack: 50 liter kuchentank.Haben naturlich auch mal trinkwasser beim Lidl gekauft: gleich dort plasticflaschen entsorgt.