Von Landshut in Niederbayern aus bin ich an die Deutsch-Österreichische Grenze in den Landkreis Altötting nach Burghausen gefahren. Hier liegt mit der Burg zu Burghausen nicht „irgendeine“ Burg, sondern mit 1051 Metern die weltweit längste Burg. Am Ortsrand dient ein kleiner, aber feiner Stellplatz als Basislager. Dieser wird übrigens noch vergrößert und bekommt einen neuen Ticketautomaten, welcher auch Kartenzahlungen unterstützen wird. Von dort aus ging es dann aber erst noch einmal kurz rüber ins Nachbarland Österreich. Von hier aus hat man einfach den besten Blick auf die Burganlage, auch wenn sie aufgrund ihrer Länge selbst mit einem Weitwinkelobjektiv einfach nicht ganz aufs Bild passen will.
Burghausen
Dann ging es hinunter in die kleine Altstadt von Burghausen, wo unter anderem das Rathaus aus dem 15. Jahrhundert steht. Typisch für das Inn-Salzach-Gebiet sind übrigens die farbenfrohen Bürgerhäuser mit ihren über die Dachhöhe gezogenen Giebelmauern und reichlich verzierten Fassaden. Es gibt diverse Restaurants und Cafés, wo man bei schönem Wetter auch entspannt draußen sitzen kann.
Burghausen ist übrigens nicht nur bekannt für die weltlängste Burg, sondern auch für Jazz-Musik. Neben dem jährlichen Highlight der internationalen Jazzwoche Burghausen locken auch der Jazz am Bichl oder der Jazzherbst regelmäßig viele Jazzliebhaber in die Stadt.
Gegenüber vom Rathaus liegt das Hotel Post, wo ich noch eine leckere Portion Käsespätzle gegessen habe, bevor es dann mit einer passend gekleideten Stadtführerin (buchbar über die Touristeninformation) hinauf zur Burg ging.
Die weltweit längste Burg
Vor der eigentlichen Hauptburg liegen fünf Vorhöfe und bis auf wenige Ausnahmen ist sie aus Tuffquadersteinen gefertigt. Ein großer Teil der Bauten stammt aus ihrer Zeit als Residenz und Landesfestung der niederbayerischen Linie der Wittelsbacher aus den Jahren um 1480 bis 1503.
Bis zur eigentlichen Hauptbug ist man aufgrund der gigantischen Länge schon ein Weilchen unterwegs. Etwa 50 Wohnungen gibt es auf dem Gelände und wer genug Wartezeit mitbringt, kann sich bei der Stadt auf eine Liste für einen freien Platz setzen lassen. Auf jeden Fall eine exklusive Adresse, mit einer fantastischen Aussicht.
Wenn man die fünf Vorhöfe durchquert, kommt man unter anderem am ehemaligen Zuchthaus, dem Hexenturm, dem Zeughaus oder dem Büchsenmacherturm vorbei. Hier oben hat man auch einen super Blick auf die römisch-katholische Pfarrkirche St. Jakob. Sie ist mit ihrem 79 m hohen Turm die größte Kirche in Burghausen.
Am Anfang der riesigen Burganlage, befindet sich das Haus der Fotografie und in der Hauptburg, ist neben Bergfried, dem Palas und der Schatzkammer, auch das Stadtmuseum, sowie das staatliche Burgmuseum ansässig.
Der Wöhrsee
Die Lage der Burg war perfekt, denn zur einen Seite und nach vorn hin geht es steil bergab zur Stadt und zur Salzach. Zur anderen Seite hin liegt der Wöhrsee, welcher früher als Teil der Verteidigungsanlage diente und somit war die Burg nahezu uneinnehmbar. Heute ist der Wöhrsee bei Einheimischen und Touristen ein beliebter Badesee, mit unter anderem Naturerlebnispfad, Sprungturm, Liegewiese und einem Boots- und Stand-up-Paddel-Verleih.
Die Wasserqualität vom Wöhrsee ist übrigens hervorragend. Das liegt daran, dass ein Bach, welcher von verschiedenen Hangquellen gespeist wird, kontinuierlich frisches Wasser in den See leitet. Somit erneuert sich das gesamte Wasser im See ganz natürlich alle 3 Wochen wie von Zauberhand.
Das Stadtmuseum
Ich habe das Stadtmuseum besichtigt und hier wird Geschichte auf insgesamt 900 qm mit vielen Mitmach- und Audiostationen verständlich vermittelt. Im Erdgeschoss kann man die höfische Kultur erleben, das 1. Obergeschoss ist der Kunststadt Burghausen gewidmet und im 2. Obergeschoss erfährt man alles über die Stadtgeschichte. So geht es hier etwa um den Bau einer Burg und was dazu alles benötigt wurde. Die Stationen sind entweder zum Anfassen oder multimedial unterstützt. Für Kinder gibt es von der Burghauser Touristik den Rätsel-Spaziergang „Die verlorene Liste“ und vom Stadtmuseum das Museumsrätsel. Wenn man die Fragen jeweils richtig beantwortet hat, gibt es am Ausgang natürlich ein passendes Geschenk als Belohnung und Andenken.
In anderen Räumen geht es dann um die Verpflegung im Mittelalter und so lernt man nicht nur, was damals alles auf den Tisch kam, oder was halt auch nicht, sondern es gibt auch mittelalterliche Rezepte zum Nachkochen. Es lassen sich auch besondere Gewürze über die Nase erraten und über ein Display erfährt man weitere Informationen zu dem Inhalt einer der vielen Gewürzdosen.
Die mittelalterlichen Kostüme sind nicht nur bei Kindern ein Highlight, denn diese kann man anziehen und sich dann vor passender Kulisse fotografieren lassen. Einen Raum weiter kann man, mit einer 3D Brille auf der Nase, seine Künste bei einem Ritterturnier unter Beweis stellen. Auch zum Anfassen und Ausprobieren ist unter anderem die mittelalterliche Spielesammlung.
In den anderen Ausstellungsräumen sind auch noch Gemälde und Skulpturen von Künstlern u.a. aus Burghausen zu sehen. So erhält man einen spannenden Einblick in die Kunstszene Burghausens vom Mittelalter über die Barockzeit bis in die Gegenwart.
Beeindruckend ist auch das Baumodell der Wallfahrtskirche Marienberg. Der Gerichtsmaurermeister Franz Alois Mayr, erhielt den Auftrag zum Neubau der baufälligen Wallfahrtskirche. Er fertigte für den Abt Emanuel II. ein vollständig ausgestattetes Modell zur Veranschaulichung an. Das außen und innen farbig gefasste Modell zeigt äußerst detailliert die geplante Innenausstattung. Hochaltar und Kanzel sind dreidimensional gestaltet, die übrige Ausstattung ist aufgemalt. Über einen Spiegel konnte man dann sogar die geplante Deckenmalerei im Detail begutachten. Mit dem Modell konnte sich der Abt ein Gesamtbild von Architektur und Ausstattung machen. Es handelt sich um das einzige erhaltene süddeutsche Baumodell des 18. Jahrhunderts.
Plättenfahrt auf der Salzach
Eine Plättenfahrt auf der Salzach zeigt Burghausen und natürlich auch die Burg aus einer ganz anderen Perspektive. Auf den Plätten, den früheren Salzkähnen, wurde im Mittelalter das „weiße Gold“ aus den Salinen von Hallein bei Salzburg nach Burghausen transportiert. Als Zollstation und wichtiger Verkehrspunkt an der Salzachstraße, ist Burghausen damals übrigens sehr reich geworden. Die modernen Nachbauten mittelalterlicher Salzkähne bieten Platz für bis zu 53 Personen und bringen Passagiere von Mai bis Oktober von Tittmoning bzw. Raitenhaslach in rund 90 bzw. 35 Minuten nach Burghausen und vor dem Rathaus fährt einen der Shuttlebus zur gewünschten Einstiegsstelle.
Man gleitet dann ganz sanft durch das Salzachtal und kommt dabei auch an Wallfahrtskirche „Maria Königin des Rosenkranzes“ vorbei, von welcher das Baumodell im Museum zu sehen ist. Bei der Einfahrt nach Burghausen ist die Hauptburg nicht zu übersehen und sie thront wie eine Schutzfeste über der Altstadt. Die Plättenfahrten kann man als öffentliche oder als Gruppenfahrt über die Touristeninformation in Burghausen buchen.
Für das Abendessen habe ich mich ins Strizzi mit einer außergewöhnlichen Speisekarte begeben und dabei meine ich nicht nur Karte in die Form einer Schallplatte, sondern die angebotenen Gerichte. Schöne Location, nette Bedienung und leckeres Essen, was will man nach so einem Tag mehr. Von der Altstadt aus ging es mit dem Fahrrad in entspannten 20 Minuten wieder zurück zum Stellplatz.
Burghausen hat viel zu bieten, und zwar nicht nur die weltlängste Burg, sondern bei schönem Wetter kann man entspannt im Wöhrsee schwimmen gehen, oder gemütlich über die Salzach schippern. Wer Jazz Musik und gute Küche mag, der ist in Burghausen ebenfalls richtig.
Transparenz: Ich wurde durch die Landesstelle für die nicht staatlichen Museen in Bayern zum Besuch der Region eingeladen. Meine Meinung wird hierdurch aber nicht beeinflusst. Ich berichte hier über meine persönlichen Erlebnisse und Eindrücke und nehme grundsätzlich nur Einladungen an, wenn mich eine Region interessiert und die Berichte euch einen Mehrwert bieten.