Mit dem Wohnmobil nach Landshut zur Burg Trausnitz

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Von meiner vorherigen Station Würzburg in Unterfranken ging die Reise weiter nach Niederbayern ins schöne Städtchen Landshut. Durch Landhut fließt die Isar und in deren Mitte liegt das Mitterwöhr, eine lang gestreckte Insel auf welcher sich am oberen Ende der kleine Campingplatz Landshut Mitterwöhr befindet. Ein schöner und gut gelegener Ausgangspunkt, um Landshut zu erkunden.

Nach dem Check-in bin ich mit dem Fahrrad an der Isar entlang zum unteren Ende vom Mitterwöhr in das Restaurant Rauchensteiner auf einen kleinen Mittagssnack gefahren. Gut gestärkt ging es dann in die wunderschöne historische Altstadt, mit ihren Giebelhäusern, Schmuckfassaden und engen Gassen. Hier gibt es viele kleine Geschäfte, die zum Bummeln und Shoppen einladen.

Das historische Landshut

In der Altstadt steht auch die Stiftsbasilika St. Martin und mit dem weltweit höchsten Backsteinturm (130 m) ist sie das Wahrzeichen der Stadt Landshut. Der Bau wurde im Jahr 1500 vollendet und in ihr fand auch die Trauung zur Landshuter Hochzeit statt. Die Höhe des Innenraums der spätgotischen Hallenkirche beträgt stolze 29 Meter.

Mit einer passend gekleideten Stadtführerin (buchbar über die Touristeninformation) ging es dann auch weiter in den Rathausprunksaal. Der Saal wurde 1878 vom Grazer Architekten, Georg Hauberisser, welcher auch die Innenausstattung des Rathauses in München geplant hat, im Stil des Historismus neugotisch umgestaltet. Prunkvoll passt hier auf jeden Fall!

Die Landshuter Hochzeit

Hochzeiten dienten im Mittelalter auch dem Machterhalt, oder gar der Machtvergrößerung. Man könnte also sagen, es wurde oftmals „aus rein strategischen Gründen“ geheiratet und das musste natürlich passend groß aufgezogen werden. Was aber am 14. und 15. November 1475 in Landshut bei der Heirat von Hedwig und Georg passierte, das stellte alles andere in den Schatten.

Im Jahr 1474 wurde die Heirat vom Landshuter Herzogssohn Georg mit der polnischen Königstochter Hedwig in Radom ausgehandelt. Im September des Jahres 1475 machte sich die damals 18-jährige Hedwig mit großem Geleit von Krakau auf und erreichte nach einer zweimonatigen Reise Landshut. Damalige Fahrten mit der Kutsche über einen so langen Zeitraum, waren bei den „Straßen“ kein wirkliches Vergnügen und heute müssten wir danach erst mal zum Physiotherapeuten, Chiropraktiker oder gleich in die Reha.

In Landshut angekommen empfingen Fürsten und Bischöfe die Braut und der Kurfürst von Brandenburg sprach von einer Schickung Gottes „zum Nutzen von Christenheit und Reich“. In der noch nicht ganz fertiggestellten Pfarrkirche St. Martin vollzog der Erzbischof von Salzburg dann die Trauung. Die mehrtägigen und sehr aufwändigen Feierlichkeiten wurden von Chronisten sehr detailliert festgehalten. Es wird etwa berichtet, dass 10.000 Gäste bei diesem Ereignis anwesend waren, tranken, tanzten und sich beim Ritterturnier vergnügten. Eine Menge, wenn man bedenkt, dass Landshut damals gerade einmal um die 9000 Einwohner hatte.

Hier ein Auszug, was auf der Hochzeitsfeier so alles verspeist wurde: 323 Ochsen, 285 Brühschweine, 1133 ungarische Schafe, 625 neugeborene Schafe und 1537 Lämmer, 490 Kälber und 684 Sponsauen, 11500 Gänse, 40.000 Hühner, 194.345 Eier, 220 Zentner Schmalz, mehrere Tonnen Stockfische, Heringe, Fluss- und Seefische, 5 Zentner Mandeln und ebenso viel Reis, 140 Pfund Rosinen, 730 Pfund Feigen. An Getränken unter anderem: 320 Maß Muskateller, 1080 Maß Veroneser, 18.390 Maß Hefewein, 330 Maß Met, 5616 Eimer und 24 Maß Speisewein.

Wenn man die Kosten auf die heutige Zeit umrechnen würde, lägen diese etwa zwischen 20 und 25 Millionen Euro. Somit wurde es eines der prunkvollsten, teuersten und aufwändigsten Feste im europäischen Mittelalter.

Alle 4. Jahre lassen weit über 2000 Mitwirkende in originalgetreuen Kostümen dieses besondere Fest des späten Mittelalters wieder aufleben. In Landshut herrscht dann über mehrere Wochen absolute Mittelalter-Hochzeits-Stimmung und das letzte Mal wurde die Hochzeit vom 30. Juni bis zum 24. Juli 2017 nachgespielt. Coronabedingt fiel die letzte Aufführung 2021 leider aus, aber vom 30.06. bis 23.07.2023 ist es dann wieder so weit. Tickets und weitere Informationen findet ihr beim Verein „Die Förderer„. Einen passenden Eintrag in meinem Kalender ist jetzt auf jeden Fall vorhanden, so ein Spektakel will ich mir nicht entgehen lassen.

Die Burg Trausnitz

Auf einer Höhe von über 500 m ü. NN thront die Burg Trausnitz und sie ist von der Stadt aus auch nicht zu übersehen, was aber bei einem solchen Bauwerk natürlich beabsichtigt ist. Ein Teil der heutigen Burganlage wurde bereits um das Jahr 1150 und somit noch vor der Stadtgründung von Landshut erbaut. Die heutige Burg stammt in ihren ältesten Teilen aus dem Jahr 1204, als Herzog Ludwig der Kelheimer die Stadt Landshut gründete. Als Kaiser Friedrich II. im Jahr 1235 Gast in Landshut gewesen ist, war die Burg weitgehend fertiggestellt und wurde zu einem Zentrum der Reichspolitik und der staufischen Kultur. Die Burg wird übrigens erst seit dem 16. Jahrhundert „Trausnitz“ genannt. Die etwa 400 Jahre dazwischen trug sie den gleichen Namen wie die Stadt selbst.

Zur Burg kommt man am schönsten und entspanntesten zu Fuß durch den Hofgarten. Auf ein Fahrrad kann man wegen der Steigung getrost verzichten, wie ich im Schweiße meines Angesichts feststellen musste. Die Burg ist in einem sehr guten Zustand und lässt sich ganzjährig besichtigen.

Die Kunst- und Wunderkammer

Das ganze Jahr über ist die Kunst- und Wunderkammer, ein Zweigmuseum des bayerischen Nationalmuseums zugänglich. Noch bis Ende Juli 2022 findet dort die Sonderausstellung zur Landshuter Hochzeit 1475 „Am Hof der Reichen Herzöge“ statt. In der Ausstellung werden Szenen des mittelalterlichen Lebens um die Zeit von 1475 dargestellt. Lebensgroße Figuren, die in historische Kostüme gekleidet sind, erzählen etwa in der Burgkapelle St. Georg einem die Episoden zur berühmten Fürstenhochzeit.

Ebenfalls im Museum sieht man die Narrentreppe mit Illusionsmalerei der Renaissance und das sogenannte Absteigequartier König Ludwigs II. Die riesigen Bildteppiche sind schon deshalb beeindruckend, weil die Herstellung eines Quadratmeters 3 bis 4 Monate schwere Handarbeit bedeutet hat.

Die Wunderkammern

Herzöge, Fürsten und Könige haben damals ”Schätze”aus allen Ländern dieser Welt gesammelt wie nichts Gutes. Umso seltener, exklusiver oder kostbarer, umso besser. Als Laie würde ich das mal als absolute Angeberei bezeichnen, aber sie dienten als Zeichen der Macht und auch als diplomatische Geschenke. Je wertvoller, desto besser beim „angeben“. Die Ausstellung ist in vier Räume unterteilt, da wäre die Artificialia für künstlich und von Menschenhand geschaffene Dinge. Dann die Naturalia mit wunderlichen Sachen aus der Natur. Die Exotica mit kostbarem aus fremden Ländern und zu guter Letzt die Scientifica mit skurrilen Objekten, rund um Astronomie, Physik, Navigation und Kartografie.

Von der Burg Trausnitz hat man zu jeder Tageszeit einen hervorragenden Blick auf die historische Altstadt von Landshut und auf die Stiftsbasilika St. Martin.

Wer Geschichte so hautnah wie möglich erleben möchte, der sollte sich eine Aufführung der Commedia Kumpanei anschauen. Dabei handelt es sich um eine Handvoll hoch motivierter und Geschichtsbegeisterter Menschen, die das Konzept „Erlebbare Geschichte“ in der Burg Trausnitz in Form von Erlebnisführungen umsetzen. Dabei kommen neben gespielten Szenen in Kostümen der jeweiligen Zeit auch Einlagen mit Tanz, Musik oder Gesang zur Darbietung. Alles natürlich so authentisch wie möglich und es hat mir wirklich sehr gut gefallen.

Nach so viel Geschichte war ich aber hungrig und zum Essen ging es in die Burgschänke, welche sich praktischerweise direkt auf der Burg Trausnitz befindet. Bei dem eher klassischen Namen des Restaurants war ich von Speisekarte positiv überrascht. Die Karotten-Ingwer-Kokos Suppe, das Burgbrot Anti Pasti und der Graved Lachs mit Ziegenfrischkäse, waren wirklich ein Träumchen.

Gesättigt, positiv erschöpft vom langen und spannenden Tag, schwang ich mich wieder aufs Rad, rollte den Berg hinab auf das Mitterwöhr zum Campingplatz und fiel ins Bett. Landshut wir sehen uns spätestens im Juli 2023 zur Landshuter Hochzeit wieder und bis dahin ist der neue städtische Wohnmobilstellplatz auch fertiggestellt.

Transparenz: Ich wurde durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern zum Besuch der Region eingeladen. Meine Meinung wird hierdurch aber nicht beeinflusst. Ich berichte hier über meine persönlichen Erlebnisse und Eindrücke und nehme grundsätzlich nur Einladungen an, wenn mich eine Region interessiert und die Berichte euch einen Mehrwert bieten.

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