Mit dem Wohnmobil nach Würzburg zur Festung Marienberg
Nach einem spannenden Tag in Coburg im Bezirk Oberfranken, ging meine Reise weiter nach Würzburg in Unterfranken. Als Basis diente mir der Stellplatz an der Friedensbrücke, mit direktem Blick auf den Main, sofern man einen der 30 begehrten Plätze ergattern konnte. Ansonsten steht man mit dem Camper dann einfach auf dem großen Parkplatz. Es ist nicht gerade der schönste oder leiseste Platz, aber dafür hat er halt eine sehr zentrale Lage. Die Festung Marienberg, die Alte Mainbrücke, die historische Altstadt und die Residenz (UNESCO-Weltkulturerbe), sind alle bequem per Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen.
Hinauf zur Festung Marienberg gelangt man über den in direkten Nähe des Stellplatzes beginnenden Weg „Tellsteige„. Dieser führt einen u.a. durch den Park der ehemaligen Landesgartenschau und lässt sich sehr angenehm laufen. Etwa 45 Minuten sollte man für den ausgeschilderten Weg einplanen und alternativ nimmt man den Bus der Linie 9. Ich habe mich für den Weg entschieden und so gelangte ich entspannt auf die um 1200 entstandene Festung Marienberg, welche im Spätmittelalter und in der Renaissance ausgebaut und erweitert wurde. Sie thront etwa 100 Meter oberhalb des Mains über der Stadt Würzburg auf dem Marienberg.
Die Festung Marienberg
Schon um 1000 v. Christus gab es an der Stelle der heutigen Festung eine keltische Fliehburg. Im Inneren der Burg befindet sich die Marienkirche von 706 n. Chr. und der Bergfried aus dem Jahre 1201. Um 1600 kam dann die Echterbastei und das Brunnenhaus im Renaissancestil hinzu. Im Jahr 1631 wurde die Festung von den Schweden eingenommen und im Barockstil ausgebaut und der Fürstengarten angelegt.
Der Bergfried hat eine Wandstärke von 2,5 m und eine Höhe von etwa 40 Metern. Mit der Marienkirche gehört er zu den ältesten noch erhaltenen Teilen der mittelalterlichen Burg. Bis ins 19. Jahrhundert hieß der Bau „Mittlerer Turm“ oder „Wartturm„. Der untere Teil wurde als Verlies genutzt und man gelange dort nur durch das sogenannte „Angstloch“ hinein, oder wenn man durfte auch wieder hinaus. Beim Angstloch handelt es sich um eine kleine Öffnung an der Decke und somit kann man sich vorstellen, wie verängstigt die Menschen gewesen sein müssen, als sie durch das kleine Loch in das dunkle Vorlies herabgelassen wurden. Einer Geschichte nach, ist Graf Günther von Schwarzburg im Angstloch steckengeblieben und es hat wohl einige Stunden gedauert, bis er umständlich aus dem Loch befreit werden konnte.
Das Museum zu Franken in der Festung Marienberg
Das Museum für Franken sitzt im barocken Zeughaus der Festung und die Ausstellungen können mit einem kostenlosen Multimedia-Guide für Android und iOS und natürlich einer Führung entdeckt werden. Noch bis zum 30. April 2023 findet dort die große Familienausstellung „Zeitreise Mittelalter“ statt. Auf mehr als 900 m² Ausstellungsfläche gibt es nicht nur über 140 spannende Exponate aus dem Mittelalter zu bestaunen, sondern auch zahlreiche Mitmachstationen, welche die Lebenswelt des Hoch- und Spätmittelalters für Groß und Klein erlebbar machen. Die Zeitreise beginnt auf dem Land, wo einfache Häuser und vor allem harte Arbeit und die Jahreszeiten, das Leben der einfachen Leute bestimmen. Was gab es damals zu essen, wie stand es um Krankheiten wie Lepra und welche Gefahr ging von Ratten aus?
Auf dem Marktplatz wird das bunte Handelstreiben erklärt und was Kinder damals zum Spielen und die Menschen zum Anziehen hatten. Der Bau und das Leben auf einer Burg, wird ebenfalls sehr verständlich erläutert, etwa wie man ein Gewicht über verschiedene Winden (ohne Motor) am einfachsten nach oben bekommt. Sehr vieles ist zum Anfassen und Ausprobieren, oder wird mit kurzen Videos multimedial erklärt. Wirklich toll gemacht!
Rüstungen und Schwerter dürfen auf einer Burg natürlich ebenso wenig fehlen, wie das eigene Familienwappen, welches man einer der Stationen selber entwerfen kann. In Zusammenarbeit mit dem Instrumentenbauer Andreas Spindler kann man auch historische Instrumente kennenlernen, denn Musik war auch im Mittelalter schon sehr wichtig. Auch das Thema Kirche, Glaube und Sünde wird einem hier näher gebracht, denn man wollte ja damals auf keinen Fall in die Hölle kommen.
Ich finde die Ausstellung Zeitreise Mittelalter super gelungen und auch ich konnte hier noch vieles lernen. Von der Festung aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Alte Mainbrücke und die fast 60 Kirchen der Stadt Würzburg.
Die Stadt Würzburg
Neben der Festung Marienberg, gibt es in Würzburg natürlich noch andere Sehenswürdigkeiten zu bestaunen und so bin ich den steilen, aber kürzeren Weg an der Rückseite hinabgegangen und nach etwa 10 Minuten ist man bereits am Ufer des Mains. Hier steht die etwa 185 Meter lange „Alte Mainbrücke„. In ihrer ursprünglichen Form aus dem Jahre 1120, soll sie sogar die erste Steinbrücke Deutschlands gewesen sein. Die 4,5 Meter hohen Heiligenfiguren stammen etwa aus dem Jahre 1730. Die Würzburger treffen sich bei fast jedem Wetter auf der Brücke zum sogenannten Brückenschoppen.
Seit etwa 10 Jahren ist der Brückenschoppen, eine Art Wein-to-go Angebot bereits zu einer Tradition geworden und sozusagen aus der Not heraus entstanden. Die „nur einen Weintrinker“ belegten die wenigen Plätze des Restaurants Alte Mainmühle welches direkt an der Brücke liegt. Es entstand somit die Idee, den Wein auch auf der Mainbrücke auszuschenken und die Plätze zum Essen (hervorragende Küche) wieder freizubekommen. Diese Aktion kam bei Einheimischen und Touristen fantastisch an und so trifft man sich seither bereits ab dem Vormittag zur Verköstigung eines Frankenweins in Schoppengläsern (0,25 l) und das mit herrlichem Blick auf die Festung Marienberg.
In Würzburg sind die weiteren Highlights, wie der Dom St. Kilian, die, Marienkapelle, die „Würzburger Residenz„, ein imposanter Palastbau aus der Barockzeit und jetzt UNESCO-Weltkulturerbe bequem zu Fuß erreichbar. Dass man heute so viele wiedererrichtete Bauwerke besichtigen kann, ist keine Selbstverständlichkeit. Der 16. März 1945 ist nicht nur für die Würzburger ein Tag des Schreckens. Etwa 90 % der historischen Innenstadt, darunter die wichtigsten Architekturdenkmäler wie die Residenz oder der Dom, wurden bei einem Bombenangriff zerstört oder stark beschädigt. Es wurde danach kurz überlegt, die zerstörte Stadt als Mahnmal des Krieges nicht wieder aufzubauen. Zum Glück haben sich die Würzburger aber dagegen entschieden.
Weitere Sehenswürdigkeiten wären noch die Wallfahrtskirche „Käppele“ auf dem Nikolausberg, der „Alte Kranen“ am Ufer des Mains und die Röntgen-Gedächtnisstätte mit einem Originallabor von Wilhelm Conrad Röntgen, welcher 1895 die Röntgenstrahlen entdeckte. Am Abend bin ich dann zu einer kleinen Weinprobe ins Bürgerspital zum Heiligen Geist gegangen und danach durch die Innenstadt, am Dom St. Kilian und der schön beleuchteten Marienkapelle vorbei, über die Alte Mainbrücke zurück zum Camper geschlendert.
Transparenz: Ich wurde durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern zum Besuch der Region eingeladen. Meine Meinung wird hierdurch aber nicht beeinflusst. Ich berichte hier über meine persönlichen Erlebnisse und Eindrücke und nehme grundsätzlich nur Einladungen an, wenn mich eine Region interessiert und die Berichte euch einen Mehrwert bieten.
Servus Marc,
Ich wohne nur eine Stunde von Würzburg, ebenfalls in Main-Franken, am Spessart, entfernt. Wir sind öfters mal schnell für eine oder zwei Nächte in Würzburg – das lohnt sich. Dein Bericht ist gut recherchiert. Allerdings, tatsächlich so alles gesehen bzw. erlebt? Zu dem Stellplatz unter der Mainbrücke (Friedensbrücke), ganz subjektiv, der hat Null flair. Da hilft kein Blick, wenn man überhaupt einen Platz zum Main hin ergattert, auf eben diesen. Die Wohnmobile stehen eng an eng. Es ist laut, von den Straßen, oben von der Brücke, auf der auch noch Nachts die Straßenbahnen poltern. So romantisch fränkisch Würzburg ist, so wenig ist es dieser Stellplatz. Es lohnt bei den umliegenden Winzern, bzw. zwei/drei Ortschaften vor Würzburg sich umzusehen um zu nächtigen.
Moin Andreas, ja klar habe ich das selbst so erlebt, sonst würde ich einen Artikel so nicht schreiben! Ich war letzten Dienstag dort und habe in der hinteren Reihe gestanden, weil vorne alle Plätze belegt waren. Selbst wenn dort ein Platz frei gewesen wäre, hätte ich mich dort nicht hingestellt. Die Plätze sind einfach sehr eng und definitiv zu kurz und so würde ich selbst bei unserem nur knapp unter 7 Meter „langen“ Wohnmobil dort kaum hinpassen, weil die Planer wohl nie Wohnmobil gefahren sind. Hinten hängt nämlich wie bei vielen noch ein Fahrradträger und Schwupps bin ich bei etwa 8 Metern und hänge hinten über und dann kann es evtl. zu einem Unfall kommen. Dazu kommt auch die Lautstärke der gesamten Umgebung. Also ich würde dort nur mit Kopfhörern draußen sitzen und auf den Main gucken, oder durch die Frontscheibe.
ABER viele, um nicht zu sagen, fast alle Städte haben solche Probleme. Soll der Stellplatz zentral sein? Wenn ja, dann ist er meistens laut, oder es gibt keinen, weil Bauland einfach zu teuer ist und man Wohnmobile leider (oder Gott sei Dank) nicht stapeln kann. Auf kleiner Fläche bekommt man aber deutlich mehr Menschen in einem Hotel unter. Hier ziehen wir Reisemobilisten (verständlicherweise) den kürzeren. Schau dir mal Hamburg oder Berlin an, dort ist es um ein Vielfaches schlimmer, bezogen auf die Größe und Wirtschaftskraft der Stadt. Ich habe das Thema bei Ansprechpartner der Touristik in Würzburg auch angesprochen und es besteht Hoffnung, dass aus der vorhandenen Fläche etwas gemacht werden kann.
Seien wir aber ehrlich, wenn die Stadt sagen wir mal 300.000 Euro in die Hand nimmt und auf demselben Platz (Lautstärke wird trotzdem bleiben) Umbaumaßnahmen vornimmt und einen „schönen“ Platz erreichten würde, dann müsste sie die Gebühr deutlich anheben. Sonst wird es viel zu lange dauern, die Kosten wieder reinzubekommen. Dann schreien die Camper (mich sicherlich eingeschlossen) WAS 25,00 Euro die Nacht? Gehts noch? Ein Dilemma!
Wenn ich in eine große Stadt möchte, habe ich eigentlich „nur“ zwei Möglichkeiten. Zentral = Oftmals laut, unschön, aber dafür sehr nah am Zentrum. Am Rand = Schön und mit Grünfläche, ruhiger, aber dafür muss ich mit Bus, Bahn oder Rad hin und zurück fahren.
In Städten muss ich daher leider häufig den Kompromiss eingehen, oder die von dir beschriebenen netten Winzer anfahren, wenn ich meine Ruhe haben möchte. Ich bin selber gerade auf dem Stellplatz bei Müllers Weingut in Nordheim. Hier stehe ich ruhig neben den Reben und die Vögel zwitschern, aber die nächste Stadt ist halt weiter entfernt, als die Alte Mainbrücke vom unschönen Platz in Würzburg ;-) Viele Grüße Marc
Hallo Marc,
das ist eine ausführliche Antwort. Entschuldige wenn ich dich evtl. provoziert haben sollte. Das war nicht in meinem Sinne.
Ja, du hast natürlich Recht: Central in der City stehen, mit dem Idyll eines Stellplatz auf dem Land – das schließt sich kategorisch aus.
Übrigens: einer Umfrage nach, sollen in Main-Franken die glücklichsten Menschen Deutschlands leben.
Noch ein Grund mehr, das romantische Main-Franken zu bereisen
Gruß, Andreas
Hallo Andreas, alles gut und sollte meine Antwort etwas zu forsch sein, dann tut es mir leid, auch ich möchte dich nicht provozieren. Was die von dir angesprochene Umfrage angeht, so kann ich mir das sehr gut vorstellen. Die Ober- und Unterfranken waren alle super nett und wirkten tiefenentspannt. Viele Grüße Marc