Wer auch unterwegs nicht auf den Fernseher verzichten möchte, der greift neben dem passenden TV-Gerät in der Regel zu einer nicht gerade günstigen Sat-Anlage. Ein Kabelanschluss würde auch wenig Sinn ergeben und DVB-T hat sich nicht wirklich durchsetzen können, was auch mit dem fehlenden Empfang im Ausland zu tun hat. Jetzt wollen aber auch viele Camper unterwegs nicht auf den Internetzugriff verzichten und da stellt sich natürlich die Frage, kann man das nicht einfach miteinander kombinieren und über mobiles Internet TV schauen? Dazu benötigt man für den immer beliebter werdenden Zugriff auf Netflix, Amazon Prime Video, YouTube usw. doch ohnehin einen Internetzugriff. Spoiler: Ja es geht und wir haben das jetzt einige Monate ausprobiert und sind mehr als zufrieden.
Vorwort: Empfang ist in beiden Fällen das Zauberwort
Sind Bäume oder Ähnliches im Weg, habe ich keinen Sat-Empfang und je nach Reiseland und Sat-Anlage ist selbst bei freier Sicht kein Empfang mehr möglich. Beim Internet ist das natürlich auch so, denn hält man sich in einem Funkloch auf oder hat nur Edge, was bezogen auf mobile Daten einem Funkloch gleichkommt, hat man auch keinen Empfang. Somit besteht in beiden Fällen eine gewisse Abhängigkeit.
Eines steht auf jeden Fall fest, die Mobilfunkversorgung wird in allen Netzen immer besser (wurde auch Zeit!) und ist in vielen anderen Ländern schon seit Jahren auf einem besseren Niveau als in Deutschland. Die deutschen Mobilfunktarife werden gleichzeitig auch immer günstiger bzw. man bekommt deutlich mehr Daten fürs gleiche Geld.
Welche Geräte werden für den Internetzugriff benötigt?
Um mobil ins Internet zu kommen, benötigt man mindestens ein Smartphone und das kann evtl. auch schon ausreichen. Smartphones können nämlich zu 99 % einen sogenannten „persönlichen Hotspot“ eröffnen. Bedeutet in der Praxis, die mobile Datenverbindung (3G, 4G, oder 5G) wird per WLAN für andere Geräte im Camper zugänglich gemacht. Diese können dann per WLAN darauf zugreifen, so wie auf jeden anderen „normalen“ WLAN-Router auch und kommen darüber ins Internet. Alternativ schließt man das Smartphone per HDMI-Kabel direkt an den TV an und spiegelt den Bildschirminhalt, aber dazu später mehr.
Was den Zugriff auf den persönlichen Hotspot vom Smartphone angeht, so muss man nur bedenken, dass man in der Zeit evtl. nicht mit dem Smartphone telefonieren kann, weil dabei die mobile Datenverbindung getrennt wird. Alternativ verwendet man einen mobilen WLAN-Router*. Die kleinen Dinger kosten nicht die Welt, benötigen aber eine eigene SIM-Karte, was auch eine Partner bzw. Zusatzkarte des bestehenden Vertrages sein kann, aber dazu später mehr. Bei bestimmten und meistens etwas teureren Geräten lässt sich der Empfang auch noch mit einer Außenantenne verstärken.
Natürlich gibt es auch noch Geräte wie etwa die Oyster Connect von TenHaaft, die für einen noch besseren Empfang sorgen sollen. Solche Geräte kosten aber nicht nur in der Anschaffung deutlich mehr, sondern müssen auch noch fest am bzw. auf dem Camper verbaut werden, was in der Regel weitere Kosten verursacht.
Ob nun Smartphone, mobiler Router und dies mit oder ohne Zusatzantenne, oder gar spezielle Außenantennen besser geeignet sind, das hängt von vielen Faktoren ab. Angefangen von Eurem Fahrzeug, denn ein Kastenwagen schirmt mehr ab als ein Wohnmobilaufbau aus GFK. Bereist ihr eher in sehr ländlichen Gebieten oder sucht ihr die Nähe einer Stadt? Fahrt ihr auf Plätze, wo sich viele Camper einen Sendemast teilen (Flaschenhals) oder steht ihr zentral, aber doch alleine. Auch die Empfangsqualität eines Smartphones kann sehr unterschiedlich sein. iPhone, Samsung und Co. unterscheiden sich voneinander. Auch kann der Ablageort bedeutend sein und so habt ihr an einem der Fenster aus Kunststoff einen besseren Empfang als an anderen Orten im Camper. Das solltet ihr also einfach mal ausprobieren, denn aufrüsten könnt ihr ja immer noch. Nutzt dazu doch einfach auf den nächsten Touren die Seite oder App von Speedtest.net und alles über 1 Mbit/s im Download ist oftmals schon ausreichend.
Wir haben mit dem Nighthawk M1 von Netgear (Testbericht) und einer passenden Zusatzantenne zwar einen ausgezeichneten mobilen WLAN-Router, aber ich wollte es mit den einfachsten Mitteln für Euch testen. Daher haben wir in den letzten Monaten ausschließlich ein Smartphone (iPhone 12 bzw. später iPhone 13) für den Zugriff auf das mobile Internet und als Hotspot für mehrere Geräte verwendet und es hat damit hervorragend funktioniert.
Wie viel Datenvolumen wird fürs Streaming benötigt?
Vorweg muss man sich im Kopf von 4K und selbst von HD verabschieden. Warum? Weil das oftmals gar nicht notwendig ist. Wenn man sich die meisten Fernseher in Campern ansieht, dann reden wir von Bildschirmdiagonalen zwischen 20 Zoll (ca. 51 cm) bis 30 Zoll (ca. 76 cm). Alleine aus Platzgründen findet man größere Geräte nur recht selten in einem Camper. Ein guter Durchschnitt liegt hierbei um die 24 Zoll (ca. 61 cm). Daher wäre ein 4K Inhalt auch vollkommen unnötig. Selbst den Unterschied zwischen HD gegenüber SD wird man auf einem so „kleinen“ Bildschirm kaum merken. Was sagen denn nun die Anbieter über das benötigte Datenvolumen pro Stunde beim Streaming?
Bei Netflix, Amazon Prime Video, ARD Mediathek oder YouTube liegt der Verbrauch in den unteren und ausreichenden Qualitätsstufen zwischen 300 und 500 MB pro Stunde. Dazu bieten die meisten Anbieter auch eine Automatikfunktion an. Diese passt den Datenverbrauch auf Basis der aktuellen Internetverbindungsgeschwindigkeit automatisch an, um die höchstmögliche Qualität zu bieten. Die Anbieter bzw. deren Apps sind in der Lage, mit relativ wenig Daten ein dafür wiederum perfektes Bild zu erzeugen.
Wie viel mobile Daten bekommt man heute für sein Geld?
An dieser Stelle jetzt Anbieter und Tarife im Detail zu empfehlen, macht wenig Sinn. Diese Angaben wären in wenigen Wochen, spätestens Monaten bereits wieder veraltet. Dafür passiert auf dem hart umkämpften Mobilfunkmarkt einfach zu viel. Der Blick in einen Tarifvergleich zeigt, dass es stand heute (01.2022) bereits Unlimited Tarife (Telefon, SMS, Daten) für knapp 15,00 pro Monat gibt. Soll bedeuten, die Menge an Daten ist hierbei nicht begrenzt, sondern nur noch die Geschwindigkeit. Lediglich im EU-Ausland gibt es Begrenzungen zwischen 20 und 50 GB, je nach Anbieter. Die günstigen Tarife, mit einer Geschwindigkeit von 2 Mbit/s, was nicht nur zum Surfen im Netz, Facebook, WhatsApp und weitere der bekannten Dienste reicht, ermöglichen auch problemlos ein ruckelfreies Streaming auf dem Fernseher.
Wer mehr Speed (Mbit/s) 10, 25, 50 benötigt, der legt einfach mehr Euros in die Schale. Selbst reine Datentarife im Netz der Telekom, mit 300 Mbit/s und 25 GB Volumen, gibt es für unter 15,00 Euro im Monat und das natürlich inkl. EU-Roaming. Auch bieten z.B. Vodafone und Telekom passende Optionen an, bei denen der gesamte Traffic fürs Videostreaming (in Deutschland) nicht auf das Datenvolumen angerechnet wird. Eine Video-Streaming-Flatrate sozusagen. Bei der Telekom nennt man das StreamOn und bei Vodafone den Video-Pass. Dazu gibt es oftmals auch gegen einen kleinen Aufpreis eine zusätzliche SIM-Karte, welche dann das Datenvolumen der Hauptkarte mitbenutzen kann. Das wäre besonders für einen mobilen WLAN-Router interessant.
Es ist also alles nicht mehr so teuer, wie es früher einmal war. Selbst wenn einem jetzt durch einen Anbieter oder Tarifwechsel höhere Kosten im Monat entstehen sollten, muss man diese einmal gegen die Investitionskosten einer SAT-Anlage auf dem Camper gegenrechnen. Kosten um die 2500 € für eine SAT-Anlage inkl. Montage sind hier eher der Standard. Wenn wir gegenüber als Beispiel zusätzliche 20,00 im Monat für Mobilfunk rechnen, würde das nach 10 Jahren immer noch weniger gekostet haben, als eine SAT-Anlage und die Preise fallen ja immer weiter.
Wie bekommt man jetzt die Inhalte aus dem Netz auf den TV im Camper?
Das kann oftmals der TV im Camper bereits selbst, denn neuere Geräte (sogenannte Smart-TVs) haben heute nicht nur WLAN, sondern auch Apps von Netflix, Amazon, Disney, Waipu.tv, ARD, ZDF usw. von Hause an mit an Bord. Oder man schließt alternativ an den TV ein kleines Streaminggerät über den HDMI-Anschluss an. Die günstigste mir bekannte Variante wäre der FireTV-Stick* von Amazon und der kommuniziert wiederum auch per WLAN.
Es gibt auch die einfache Möglichkeit, ein Smartphone und Tablet direkt per HDMI-Kabel* an den Fernseher anzuschießen. Der Inhalt des Geräts wird dann inkl. Ton auf dem TV wiedergegeben. Das haben wir bereits oft mit unserem iPad gemacht. Dieses nutzt den persönlichen Hotspot meines iPhones und so können wir die Inhalte bequem auf dem TV schauen. Die meisten Anbieter wie etwa Netflix ermöglichen auch, Inhalte (Filme, Serien, Dokus usw.) im Vorfeld herunterzuladen. Das wäre dann für den Fall interessant, sollte der Mobilfunkempfang einmal zu schlecht sein, oder das Datenvolumen tatsächlich zur Neige gehen.
Was kann man denn über das Internet so alles schauen?
Nun hier sind einem eigentlich keine Grenzen gesetzt. Spätestens beim sogenannten Screen Mirroring, also der praktischen Möglichkeit, Inhalte von einem Smartphone und Tablet auf einen Fernseher zu projizieren bzw. zu spiegeln. Das gilt nämlich auch für den Browser und somit kann man hier eigentlich alles auf den Fernseher werfen. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind fast alle in ADR Mediathek oder in der ZDF-App zu finden und das auch als Livestream inkl. Pause und Timeshift-Funktion zum zeitversetzten Anschauen. Hierfür entstehen einem keine weiteren Kosten.
Wer gerne die privaten Sender wie RTL, Pro7, Kabel usw. schauen möchte, der kann wiederum zu passenden Apps greifen. Die beiden größten sind Waipu.tv und Zattoo. Diese bieten Zugriff auf bis zu 170 Sender. Waipu.tv geht bei 5,99 im Monat los, aber es gibt immer wieder auch sogenannte Bundle-Angebote mit Netflix. Aber hier gibt es noch viele weitere Anbieter, welche ihr so auch unterwegs im Camper schauen könnt.
Unser Fazit
Internet haben wir eh „immer“ dabei und daher liegt es nahe, die Internetverbindung auch zum Konsumieren von diversen Inhalten im Camper zu nutzen. Empfang war bis auf super wenige Ausnahmen immer ausreichend vorhanden und somit lief das ruckelfrei vonstatten. Eine SAT-Anlage haben wir bis jetzt nicht vermisst und auch Zuhause auf dem großen Fernseher, schauen wir Live-TV über Waipu-tv, oder über die Anbieter wie ARD und Co direkt. Dadurch habe ich mir die Kosten für die ansonsten notwendige HD+ Karte gespart. Auf dem 70 Zoll (1,78 m) Fernseher macht es im Gegensatz zum kleineren TV im Camper nämlich schon einen Unterschied, ob man in SD oder in HD bzw. 4K schaut. Auch gefällt uns die Timeshift-Funktion ausgezeichnet, denn pünktlich um 20:15 schaffen wir es oftmals einfach nicht. Das muss man aber auch nicht mehr, denn man kann ja bequem zurückspulen und es sind manchmal auch nur ein paar Minuten, oder man drückt einfach mal zwischendurch auf Pause.
Ich hoffe hiermit dem ein oder anderen eine Alternative zur klassischen und eher teuren SAT-Anlage aufzeigen zu können. Wie schaut Ihr denn Fernsehen im Camper und welche Inhalte? Live-TV oder doch eher Inhalte aus dem Netz wie Netflix, YouTube und Co.? Hinterlasst doch mal einen passenden Kommentar, ich würde mich freuen.
Hallo Marc,
Ich habe es nie verstanden wie man 3T eur oder mehr für eine Sat Anlage ausgeben kann.
Vielleicht hat man bei einer großen automatischen Antenne im Grenzbereich dann Empfang wo die kleinen automatischen Antennen den Dienst verweigern.
Wir haben schon seit über 15 Jahren unsere manuelle Antenne BAS60 von Kathrein auf dem Dach. ( ja war schon digital damals ) Eine Erneuerung kostet auch unter 200 eur bei selbst Montage.
Bei Empfang über Internet ist, wie Du schon schreibst, der Tarif entscheidend. Und da qualmt mir jetzt schon der Kopf wenn ich mir den Tarifschungel ansehe,,, StreamOn, Video-Pass, dual SIM, drosselung , und dann noch das kleingedruckte. Hatte ich doch letztens tatsächlich eine SIM Karte in der Hand die nur in Deutschland funktionierte ( Telefonie und Daten) im Ausland kamen noch nicht mal Gespräche an (war auch nicht freizuschalten) !
Wir haben am Fernseher aber noch Google Chromcast wo wir dann streamen können.
Und es gibt ja nicht einen Anbieter der „alles“ hat bzw. man braucht ja auch nicht alles, dem einen reicht vielleicht schon nur netflix etc.
Bei Waipu.TV musst man aufpassen da es nur im heimischen WLAN funktioniert, nicht in anderen WLAN Netzen, das kostet aktuell 3 eur/ Monat mehr, oder man muss was trixen,,, Ist vielleicht bei anderen Anbieten ähnlich ?
Hallo zusammen, wir gucken glücklicherweise weder zuhause noch im Urlaub Fernsehen und wir schmunzeln immer wenn wir die Camper sehen, die nach dem Abstellen als allererstes ihre SAT-Anlage ausfahren… Aber was anderes: mit den Datentarifen im Ausland ist immer eine Wissenschaft für sich und ich habe noch keinen Prepaid-Anbieter gefunden, der ausreichend Datenvolumen im EU-Ausland anbietet. Das Volumen ist immer begrenzt und ist wesentlich geringer als für Deutschland. Ich suche immer nach Prepaidtarifen ohne monatlichen Kosten, das macht das Ganze noch komplizierter…
Viele Grüße
Hallo Roland, über die großen Vergleichsportale wie etwa Check24 bekommt man recht einfach einen Überblick. Bei Waipu hast Du mit der Mobil Option für meistens die privaten Sender natürlich Recht. Hier gibt es eine Übersichtseite, bei der man prüfen kann für welche Sender die Option benötigt werden. Man kann auch sein sogenanntes Heimnetzwerk ändern, also auf den mobilen Hotspot. Die Änderung ist aber nur alle 30 Tage möglich. Für einen langen Urlaub oder für Dauercamper natürlich auch eine Option. Bei Zattoo gibt es eine solche Einschränkung übriges nicht. Viele Grüße Marc
Hallo Martina, Prepaid wäre hierfür auch möglich, aber ich kann jetzt leider nicht beurteilen, was für dich „ausreichend“ ist. Etwa mit einem Datentarif von o2. 50,00 für 30 GB inkl. vollem EU Roaming. Haben wir 2020 bereits genutzt (Testbericht) und hat damals wunderbar geklappt.
Bei o2 kostet somit ein GB 1,66 €. Noch etwa günstiger geht es mit Alditalk im Jahrespaket L mit 1,49 € pro GB auch ohne Einschränkungen laut Webseite nutzbar. Viele Grüße Marc
Moin zusammen,
… und wer Urlaub auf Fehmarn macht, dem sei gleich einmal gesagt, dass man hier (außer bei Telekom) so gut wie kein Internet hat, zumindest nicht direkt an der Küste. Denn hier stehen die meisten Sendemasten (ganze ZWEI für die gesamte Insel) zu weit weg! :-)
Das zum Thema Ausland oder besser gesagt „Löcher in Deutschland“. Wer dann also TV über Internet sehen will, der greift doch lieber auf die gute alte Satanlage zurück. Wer doch noch in den Genuss eines Internet-Empfangs auf der Insel kommt, der muss sich ggf. die Beschwerden des Nachbarn anhören, denn der Datentransfer wird dadurch zwangsläufig für ALLE eingeschränkt.
Die Beschwerden von EInheimischen während der Saison über schlechtes Netz sind unüberhörbar.
Aber unsere (alte) Regierung wollte ja die dunklen (Funk)- Flecken in der Republik beseitigen. Ist nur die Frage, in welchem Jahrhundert.
Ich gehe lieber in die Natur und unternehme was, das Handy bimmelt zu Hause schon genug :-)
Bei Free in Frankreich kann man am Automaten eine SIM kaufen, mit der man 150 GB Daten frei hat mit 25 GB Roaming in Europa. Hierzu mal im Internet suchen. Also, wer sowieso mal in Frankreich Urlaub macht…
Ach ja, telefonieren ist natürlich auch frei…
ach ja und dann gibt es noch viele kostenlose legale und fraglich illegale Streamer von TV-Programmen
https://tarnkappe.info/tv-sender-offensichtlich-rechtswidrige-portale-im-november-2020/