Dänemark, Schweden und Norwegen gehören zu den beliebtesten Reiseländern Skandinaviens, daher gehe ich im folgenden Artikel nicht auf Finnland und Island ein. Wer mit seinem Wohnmobil eines dieser Länder von Deutschland aus bereisen möchte, sollte je nach Start und Zielort genügend Zeit für die An- und Abreise einplanen. Im folgenden Artikel möchte ich euch verschiedene Möglichkeiten aufzählen, wie Ihr am entspanntesten, schnellsten oder günstigsten in den schönen Norden Europas kommt.
Da Wohnort und Reiseziel natürlich sehr individuell sind, dient meine Routenübersicht mit Kostenberechnung nur als eine Orientierung. Auch macht es dem einen nichts aus, längere Zeit hinter dem Steuer zu sitzen, während ein anderer lieber öfters Pausen einlegen bzw. gewisse Passagen mit der Fähre bestreiten möchte. Der insgesamt zur Verfügung stehende Zeitraum einer Reise ist genauso unterschiedlich wie das Budget. Pickt euch daher eine Route zu eurem Reiseziel heraus und ihr könnt dabei natürlich Brücken und Fähren miteinander kombinieren. Auch kann für die Hinreise über anderes Land, als bei der Rückreise erfolgen. Das Schöne am Reisen mit dem Camper ist aber ja die große Flexibilität.
Bei der eigentlichen Fahrt mit dem Wohnmobil sollte man auf jeden Fall berücksichtigen, dass es sich hierbei nicht um einen Pkw handelt und sich die Modelle hier auch stark unterscheiden. Ein Kastenwagen mit 3,2 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht kann schneller unterwegs sein, als ein Wohnmobil mit über 3,5 Tonnen, bei dem auf der Autobahn bei 100 km/h und auf der Landstraße bei 80 km/h ohnehin Feierabend ist. Zusätzlich steigt der Spritverbrauch ab einer gewissen Geschwindigkeit sehr deutlich an und der Bremsweg erhöht sich ebenfalls sehr stark. Somit sind die Zeitangaben etwa von Google Maps nicht so vergleichbar und hinzukommt auch, dass selbst die An- und Abreise ja Teil des Urlaubs seien sollte, was uns das leider auch nicht immer gelingt.
Hierfür steht einem u.a. die gebührenpflichtige Storebæltbrücke (Funen > Zealand), oder auch Fähren zur Verfügung. Um etwa von Oldenburg nach Kopenhagen zu gelangen, ergibt es wenig Sinn, über Flensburg nach Jutland und dann weiter nach Funen und über die Storebæltbrücke nach Zealand zu fahren. Hierfür bietet sich aber die Fahrverbindung Puttgarden nach Rødby an. In nur 45 Minuten und das wiederum im 40-Minutentakt, setzt man von Deutschland nach Dänemark über. Von Rødby ist man in etwa 2 Stunden bereits in Kopenhagen. Dort steht einem für die Weiterreise nach Schweden oder Norwegen die Öresundbrücke zur Verfügung.
Die knapp 8 Kilometer lange Öresundbrücke ist mautpflichtig und bezahlen kann man an der Mautstelle oder online. Wer die Brücke mit dem Wohnmobil aber für Hin- und Rückreise verwendet, für den lohnt sich bereits das Jahresabo BroPas. Das Abo kostet zwar 45 € im Jahr, es reduziert aber die Kosten für ein Wohnmobil (6-10 m) oder PKW mit Anhänger (max. 15 m) von 220,00 € auf 96,00 € inkl. dem BroPas Abo bezahlt man also 141,00 € und spart somit direkt 79,00 €.
In Dänemark stehen einem aber auch diverse Fährhäfen, wie etwa Hirthals, Frederikshavn, Grenå und natürlich Kopenhagen für die Weiterreise nach Schweden und Norwegen zur Verfügung.
Bei Schweden denken sicherlich Kinder zuerst an Pippi Langstrumpf und Erwachsene an Elche, die wunderschöne Schärenküste oder einen der geschätzt 100.000 Seen, die etwa 9 % der Gesamtfläche des Landes ausmachen. Die etwas über 10 Millionen Einwohner leben in wie Ihre Nachbarn (Dänemark und Norwegen) in einer parlamentarische Monarchie und haben bei nur 23 Einwohner pro km² viel Platz. In Deutschland tummeln sich zum Vergleich 232 Einwohner auf einem km².
Um mit dem Wohnmobil nach Schweden zu reisen, gibt es viele Möglichkeiten. Eine sehr beliebte und günstige Route ist mit einer der etwas in die Jahre gekommenen Fähren vom Anbieter TT-Line zu fahren. Die Schiffe tragen dabei lustige Namen wie etwa Nils Holgersson, Peter Pan oder auch Tom Sawyer. Mit um 200,00 € für Hin- und Rückfahrt ist man bei 2 Erwachsenen und einem Wohnmobil von Travemünde oder Rostock aus in Richtung Trelleborg bereits mit dabei. Dafür landet man nach 6 bis 8 Stunden aber auch erst am südlichen Zipfel des Landes und muss evtl. noch ein paar Kilometer fahren.
Wer weiter nach oben möchte, kann aber auch eine der anderen Fähren nehmen. Die längste Fährfahrt wäre dann mit Stenaline von Kiel nach Göteborg. Die Reise dauert dann aber mit der Fähre auch über 14,5 Stunden und kostet hin und zurück knapp 1000,00 €. Bei so langen Fahrten herrscht auch Kabinenpflicht, was bei mehr als 2 Personen berücksichtigt werden muss. Es gibt aber auch noch die Route durch Dänemark über die Öresundbrücke, welche am flexibelsten und schnellsten ist, wenn man hierbei bedenkt, dass es keine großen Ruhezeiten, außer die 45 Minuten Fahrtzeit mit der Fähre von Puttgarden nach Rødby gibt.
2 Erwachsene wollen mit einem 7 Meter Wohnmobil von Hamburg nach Göteborg fahren und dafür nehmen wir mal drei unterschiedliche Routen, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Wir gehen mal von einem Verbrauch von 15 Liter auf 100 Kilometer aus und einem Dieselpreis von 1,60 € pro Liter. Die Kilometerangaben stammen hierbei aus Google Maps, aber zur Vereinfachung nehme ich 80 km/h als Durchschnittsgeschwindigkeit, was schon sehr großzügig gerechnet ist und hier auch eher zur Veranschaulichung dienen soll. Bei den Fähren wurden auch noch keine Rabatte berücksichtigt. Bei den Fährgesellschaften verhält es sich ähnlich wie bei bekannten Reiseveranstaltern. Je früher man seine Fähre bucht, desto besser sind die Rabatte, die sich Frühbucher-Rabatt, Fjord Club, Early Bird, Early Booker oder auch Rückfahr-Knaller nennen.
Von Hamburg nach Travemünde sind es hin und zurück ca. 200 Kilometer und man ist dafür insgesamt ca. 2,5 Stunden bei ca. 48,00 € Spritkosten unterwegs. Dann geht es mit der Fähre der TT-Line inkl. Rückfahrt für 220,00 € weiter nach Trelleborg und diese braucht hin und zurück 16 Stunden. Die Weiterfahrt nach Göteborg sind hin und zurück ca. 600 Kilometer, benötigt insgesamt ca. 7,5 Stunden und kostet 144,00 € an Spritkosten. Macht also insgesamt eine Reisezeit von ca. 25 Stunden und einen Kostenpunkt von ca. 412,00 €.
Von Hamburg nach Kiel sind es hin und zurück ca. 200 Kilometer und man ist dafür insgesamt ca. 2,5 Stunden bei ca. 48,00 € Spritkosten unterwegs. Dann geht es mit der Fähre der Stenaline inkl. Rückfahrt für 944,00 € direkt nach Göteborg. Diese braucht (mit Kabinenpflicht) hin und zurück aber auch 29 Stunden. Macht also insgesamt eine Reisezeit von ca. 31,5 Stunden und einen Kostenpunkt von ca. 992,00 €.
Von Hamburg nach Puttgarden auf Fehmarn sind es hin und zurück ca. 360 Kilometer und man ist dafür insgesamt ca. 4,5 Stunden bei ca. 96,00 € Spritkosten unterwegs. Dann geht es mit der Fähre der Scanalines inkl. Rückfahrt für 246,00 € nach Rødby und diese braucht hin und zurück nur 90 Minuten. Die Weiterfahrt von ca. 900 Kilometer nach Göteborg geht über die Öresundbrücke, welche mit dem BroPass (siehe Dänemark) 141,00 € an Maut kostet und man benötigt für hin und zurück ca. 11 Stunden. Macht also insgesamt eine Reisezeit von ca. 17 Stunden und einen Kostenpunkt von ca. 603,00 €.
Somit ist die längere Reise per Fähre direkt nach Göteborg mehr als doppelt so teuer wie die nach Trelleborg, dafür aber sicherlich deutlich entspannter an. Hier muss also jeder entscheiden, was einem persönlich lieber ist. Der Nachteil an diesen beiden Wegen kann die Verfügbarkeit an freien Plätzen auf den Fähren primär in den Schulferien sein. Eine weitere Alternative geht über die Fährverbindung Puttgarden <> Rødby und dann beide Male über die Öresundbrücke. Das ist flexibelsten, aber man sitzt hier auch bis auf die sehr kurze Fährfahrt fast nur hinter dem Steuer. Man hat als Camper ja aber sein Haus immer dabei und sollte man nicht mehr weiterfahren wollen, kann man ja jederzeit anhalten und dort verweilen. Diese Route ist einer unserer Favoriten, wenn es in Richtung Norden geht.
Landschaftlich ist Norwegen am beeindruckendsten. Berge, Gletscher und tief eingeschnittenen Küstenfjorde machen es einzigartig. Wenn die Schweden bei 23 Einwohner pro km² schon viel Platz haben, dann könnten die knapp 5,4 Millionen Norweger mit 14 Einwohner pro km² nur darüber lachen. Hierbei muss man aber bedenken, dass die bewohnbare Fläche aufgrund der vielen Berge, Gletscher und Fjorde eher etwas geringer ist. Dennoch ist in vielen Teilen von Norwegen auch mal länger kaum ein Mensch zu sehen.
Nach Norwegen führen noch deutlich mehr Wege, denn man könnte auch die oben beschriebenen Routen, mit dem Ziel Göteborg für eine Weiterfahrt nach Norwegen nutzen. Wer aber direkt nach Norwegen reisen möchte, muss einiges an Zeit und Geld mitbringen. Hierbei müsste man evtl. noch überlegen, ob die Reise eher in den Südwesten, also eher Höhe Bergen oder weiter nach oben bis zu den atemberaubenden Lofoten gehen soll.
Anreise zu den Lofoten
Wer eher wenig Zeit hat und als Reiseziel die Lofoten auserkoren hat, dem würde ich empfehlen einen großen Teil durch Schweden, etwa über die gut ausgebaute E45 zu fahren. Dann biegt man etwa so Höhe Gällivare in Lappland auf die E10 ab und überquert bei Riksgränsen die Grenze nach Norwegen. Alternativ fährt man nur auf der E10 und davon noch die größte Strecke am Meer entlang, was für Zwischenstopps natürlich auch schön sein kann und Stockholm würde sich als Abstecher ebenfalls anbieten.
Durch Norwegen „nur“ nach oben „brettern“ würde ich auf jeden Fall nicht machen. Zum einen ist Norwegen landschaftlich so schön, dass man nicht „mal eben“ durch dieses Land fahren kann, ohne alle paar Kilometer anhalten zu wollen, um die beeindruckende Landschaft zu bestaunen. Dem Süd und mittleren Westen sollte man dann lieber separat seine Aufmerksamkeit auf einer anderen Reise schenken. Des Weiteren lieben Norweger auch Kreisverkehre, und weitere Maßnahmen um die Geschwindigkeit immer wieder drosseln zu müssen. Zwar ist die maximale Höchstgeschwindigkeit in Norwegen, mit 90 km/h jetzt auch nicht weit von den 110-120 km/h der schwedischen Autobahnen entfernt, aber in Schweden kann man oftmals sehr gut auch lange Strecken entspannt per Tempomat absolvieren. In Norwegen kommt alle paar Kilometer ein Kreisverkehr, oder ein Fjord der per Fähre überquert werden muss. Zusätzlich spart man Unmengen an Maut und Fährkosten. Bei den Routenvorschlägen konzentriere ich mich daher auf die norwegische Hauptstadt Olso.
2 Erwachsene wollen mit einem 7 Meter Wohnmobil von Hamburg nach Oslo fahren und dafür nehmen wir mal vier unterschiedliche Routen, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Wir gehen wieder von einem Verbrauch von 15 Liter auf 100 Kilometer aus und einem Dieselpreis von 1,60 € pro Liter. Die Kilometerangaben stammen hierbei aus Google Maps, aber zur Vereinfachung nehme ich 80 km/h als Durchschnittsgeschwindigkeit, was schon sehr großzügig gerechnet ist und hier auch eher zur Veranschaulichung dienen soll. Bei den Fähren wurden auch noch keine Rabatte berücksichtigt.
Von Hamburg nach Kiel sind es hin und zurück ca. 200 Kilometer und man ist dafür insgesamt ca. 2,5 Stunden bei ca. 48,00 € Spritkosten unterwegs. Dann geht es mit der Fähre der Colorline inkl. Rückfahrt für 1624,00 € direkt nach Oslo und diese braucht (mit Kabinenpflicht) hin und zurück 40 Stunden. Macht also insgesamt eine Reisezeit von ca. 42,5 Stunden und einen Kostenpunkt von ca. 1672,00 €.
Von Hamburg nach Frederikshavn sind es hin und zurück ca. 1000 Kilometer und man ist dafür insgesamt ca. 11 Stunden bei ca. 240,00 € Spritkosten unterwegs. Dann geht es mit der Fähre der DFDS inkl. Rückfahrt für 749,00 € direkt nach Oslo und diese braucht mit Kabinenpflicht hin und zurück 19 Stunden. Macht also insgesamt eine Reisezeit von ca. 30 Stunden und einen Kostenpunkt von ca. 989,00 €.
Von Hamburg nach Hirtshals sind es hin und zurück ca. 1300 Kilometer und man ist dafür insgesamt ca. 16 Stunden bei ca. 312,00 € Spritkosten unterwegs. Dann geht es mit der Fähre der Fjordline inkl. Rückfahrt für 467,00 € nach Langesund und diese braucht hin und zurück 9 Stunden. Die Weiterfahrt nach Oslo hin und zurück sind ca. 340 Kilometer, benötigt insgesamt ca. 4 Stunden und kostet 96,00 € an Spritkosten. Macht also insgesamt eine Reisezeit von ca. 29 Stunden und einen Kostenpunkt von ca. 875,00 €.
Von Hamburg nach Frederikshavn sind es hin und zurück ca. 1000 Kilometer und man ist dafür insgesamt ca. 12,5 Stunden bei ca. 240,00 € Spritkosten unterwegs. Dann geht es mit der Fähre der Stenaline inkl. Rückfahrt für 220,00 € nach Göteborg und diese braucht hin und zurück 7 Stunden. Die Weiterfahrt nach Oslo hin und zurück sind ca. 600 Kilometer, benötigt insgesamt ca. 7,5 Stunden und kostet 144,00 € an Spritkosten. Macht also insgesamt eine Reisezeit von ca. 25 Stunden und einen Kostenpunkt von ca. 604,00 €.
Übersicht der Fährverbindungen
Die folgende Aufstellung zeigt Stand Januar 2022 alle relevanten Fährverbindungen nach Skandinavien inkl. der Öresundbrücke. Die Preise dienen als Orientierung und wurden ohne mögliche Rabatte ermittelt. Ähnlich wie Reiseveranstaltern erhält man auch von den Fährgesellschaften bei einer frühzeitigen Buchung oftmals einen Rabatt und kann die Kosten so noch reduzieren. Nach oben ist natürlich wie immer auch noch Luft und so kann man sich so anstatt für eine einfache Innenkabine mit Stockbetten, auch für eine Suite mit Jacuzzi und zusätzlich für ein Sechs-Gänge-Menü entscheiden. Auch der gewünschte Reisezeitraum kann sich natürlich bezüglich Angebot und Nachfrage auf den Preis auswirken.
Folgende Kriterien habe ich für die Kostenermittlung gewählt:
- Hin- und Rückfahrt (01.07.2022 – 15.07.2022)
- 2 Erwachsene
- Immer die günstigste Verbindung
- Wohnmobil 7 Meter Länge über 2,6 Meter hoch
- Keine Kabine (wenn möglich), ansonsten die günstigste Lösung etwa einen Ruhesessel.
Fazit
Wie so oft im Leben gibt es nicht nur den einen Weg und nicht jeder Camper hat auch dasselbe Reiseverhalten. Anstatt einer Reise „nur“ nach Norwegen, kann diese auch auf dem Rückweg durch Schweden gehen und so kommen Kombinationen der Routen infrage. Der verfügbare Zeitrahmen spielt ebenso eine Rolle wie das verfügbare Budget. Anhand der oben beschriebenen Routen könnt ihr euch aber die „passendste“ rauspicken. Wenn ihr noch Rückfragen habt, dann lasst es mich wissen und schreibt mir auch mal, wie ihr so an eurer Reiseziel gelangt.
Hallo Marc
Herzlichen Dank für diesen tollen Bericht und die Berechnung der verschiedensten Routen.
Dieser Artikel ist sehr hilfreich für die Planung meiner Skandinavien Reise.
War noch nie dort und von überall erhält man Tips wie man am Besten in diese Länder reist.
Habe jedoch noch nie einen solchen super Vergleich der unterschiedlichsten Varianten mit den ungefähren Kosten dazu wie den deinigen gelesen.
Liebe Camper Grüsse aus der Schweiz
Bündner Lori und Moni
Hallo Ihr beiden, das freut mich sehr zu hören. Im nächsten Artikel geht es um das Thema Maut und Rabattmöglichkeiten für die knapp 100 Fähren in Norwegen. Könnte dann auch für euch interessant sein. Beste Grüße in die Schweiz. Marc