Vom netten Plätzchen bei Bjørkeim in der Nähe von Oslo, sind wir in Richtung Nordosten aufgebrochen. Ein Großteil der Strecke ging leider genau wieder in die Richtung, aus der am Tag vorher erst wir gekommen waren. Wenn man aber nach Bergen möchte und dann nicht an der Küste nach oben fahren will, dann geht es nicht anders.
Ziel war ein Platz etwa 20 Minuten hinter Beitostølen, welchen wir 2019 bei unserer Wanderung über den Gjende schon besucht hatten. Hier steht man wunderbar in der Nähe des Wassers, auch wenn das aktuell eher aus Eis und Schnee bestand. Auf den letzten ca. 20 Kilometern über eine reine Eisfläche, was der Norweger wohl noch Straße nennt, hatte das Wort „Dunkelheit“ eine ganz neue Bedeutung bekommen. Hier oben sieht man die eigene Hand vor den Augen nicht und ich weiß auch, warum so mancher Skandinavier eine Reihe von Zusatzscheinwerfern an seinem Fahrzeug montiert.
>>> Hier geht es zum ersten Teil unseres Roadtrips. <<<
Die Stationen unserer Reise
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Mehr InformationenWinterwonderland bei Beitostølen
Der eigentliche Parkplatz an der Straße war hier sogar geräumt, aber um die Uhrzeit (17:30) vollkommen leer und vor allem stockdunkel. Wir parkten den Camper, genossen den für uns unglaublichen Sternenhimmel, grillten ein paar Hamburger und ließen den Abend in absoluter Stille bei -10° ausklingen. Am nächsten Tag war herrliches Wetter und wir brachen nach dem Frühstück zu einem ausgiebigen Spaziergang auf.
Die Kids konnten ein wenig Schlittenfahren und nach ca. 2 Stunden haben wir unsere Fahrt über die Hochebene gestartet. Auch jetzt befand sich auf der Straße eine dicke Eisschicht, auf der wir aber dennoch „nur“ mit unseren Winterreifen gut vorangekommen sind.
Nach Otta
Unser Tagesziel war ein Stellplatz in der Nähe von Otta. Bei der Durchfahrt von Otta haben wir noch unser Grauwasser an einer Servicestation abgelassen und im Supermarkt eingekauft. Auf dem kleinen Stellplatz waren wir (wie bis jetzt eigentlich fast immer) alleine. Trotz einer Außentemperatur von -18 Grad haben wir den Grill angeschmissen und es gab leckere Steaks vom „regionalen“ Bauernhof in dem Falle aus der Nähe von Oldenburg.
Ich hatte unser neues Feuernetz und passendes Brennmaterial mitgenommen und so konnte ich mir ein wenig die Finger wärmen, während ich die Steaks zubereitete. So ein Feuernetz ist nicht nur im Winter, wenn der Boden nass und eiskalt ist, eine praktische Sache.
Campingplatz Røste Hyttetun & Camping
In der Nacht hat es ganz ordentlich geschneit, aber wir kamen dennoch gut vom Platz runter und setzten unsere Reise in Richtung schwedische Grenze fort. Genauer gesagt auf den Campingplatz Røste Hyttetun & Camping, nahe dem Örtchen Os in Østerdalen. Auf dem Weg waren die meisten Straßen auch nur eine reine Eisschicht, auf der es sich aber dennoch gut fahren ließ. Die einzigen zwei LPG-Tankstellen auf der Route waren aber nicht (mehr) in Betrieb. Dafür konnten wir in Tynset die beheizte Ver- und Entsorgungsstation am Campingplatz nutzen und unseren Wassertank füllen.
Es empfiehlt sich immer Gas nachzutanken, auch wenn noch nicht viel verbraucht wurde. Für uns jetzt mit einem 80 Liter Gastank und einer ausgezeichneten Dämmung der Wohnkabine kein so großes Problem, aber man sollte das wirklich beherzigen. Kein Gas, keine Heizung…… nun das könnt ihr euch bei um die -20 Grad selbst ausmalen. Auf dem Campingplatz angekommen, wurden wir sehr herzlich von den Betreibern empfangen und durften uns einen Platz aussuchen.
Am nächsten Tag haben wir von den netten Betreibern ein paar private Langlaufski für die Kids ausgeliehen bekommen und sind dann bis zur Høsenfjellhytta auf 872 Metern gewandert. Also genauer gesagt die Kinder auf den Ski und wir als eine Art Skilift daneben.
Knapp 2 Stunden haben wir für den 3 Kilometer langen Weg bis zur Hütte gebraucht und waren vom Schieben und Ziehen einigermaßen aus der Puste. Der Weg runter war dann um einiges entspannter und die Wanderung durch den Schnee hat uns allen ausgezeichnet gefallen. Kurz vor Einbruch waren wir wieder am Camper und wärmten uns mit Punsch und Glühwein erst mal wieder auf.
Nach einer kleinen Ruhepause haben wir zu Abend gegessen und uns eine Silvestershow im TV angeschaut. Kurz vor Mitternacht haben wir unser Feuernetz vor dem Camper aufgesucht und uns das Feuerwerk aus dem nächsten Ort angeschaut und auf das Jahr 2022 angestoßen.
Einreise nach Schweden zum Funäsdalen
Am nächsten Tag sind wir gegen Mittag in Richtung Schweden aufgebrochen. Auf dem Weg haben wir noch ein paar Liter LPG an einer Station in Røros nachgetankt und sind danach weiter über die grüne bzw. weiße Grenze nach Schweden gefahren. In den letzten Tagen hat Schweden seine Einreisebestimmungen leicht angezogen und jeder muss (theoretisch) einen negativen Test bei Grenzübertritt vorweisen. Da noch Antigentests erlaubt sind und wir uns unsicher waren, wann sich das ändert, haben wir die Anreise nach Schweden etwas vorgezogen.
Kontrolliert wurden wir bei der Überfahrt aber nicht, es war auch keine Menschenseele an der Grenze zu sehen. In Funäsdalen haben wir einen ruhigen Platz am Funäsdalssjön bezogen. Der See ist vollständig eingefroren und wird nicht nur für alle möglichen Freizeitaktivitäten genutzt, sondern wir haben auch diverse PKWs über den See fahren bzw. driften sehen.
In den Nationalpark Fulufjället
Vom Platz am Funäsdalssjön ging unsere Reise am nächsten Tag weiter in den schönen Nationalpark Fulufjället. Auf dem Weg sind wir auch ein Mal leicht vom Wege abgekommen. Schon ein komisches Gefühl, wenn der Wagen in Richtung Graben gleitet und du kaum etwas dagegen machen kannst. Also Gas wegnehmen und bedacht in die Bremse treten. Dann mit einem gefühlvollen Gegenlenken den Camper wieder in die Spur bringen und wieder Gas geben. Dank Heck bzw. Allradantrieb ist uns aber nichts weiter passiert.
Andere Autos haben wir auf unserer Tour aber schon hier und dort mal im Graben stecken gesehen. Der Schnee dient hier aber sehr gut als Puffer und so scheint hier nichts weiter zu passieren. Die Karre wird dann aus dem Dreck (Schnee) geholt und weiter geht’s. Wir haben unsere Hilfe zwar immer angeboten, aber mit skandinavischer Gelassenheit, wurde dankend abgelehnt. In Idre haben wir uns unter anderem eine große Portion der so leckeren Eismeergarnelen besorgt und sind dann auf einen Parkplatz im Nationalpark gefahren.
Eigentlich wollten wir auf einen ausgewiesenen Stellplatz fahren, aber der war geschlossen und unter einer noch höheren Schneeschicht bedeckt und der Untergrund insgesamt sehr uneben. Somit sind wir ein paar Kilometer zurückgefahren und haben auf einem anderen Platz die letzten Sonnenstrahlen genossen.
Als die Sonne untergegangen war, hat Sonja eine Marinade gezaubert und die Garnelen eingelegt. Als sie schon durchgezogen waren, habe ich das Feuernetz angefeuert und die Pfanne auf den Grill gestellt. Ein herrliches Abendmahl, das auf keinem Skandinavienurlaub fehlen darf. Als die Bäuche gefüllt waren, machten wir es uns auf dem Bett gemütlich und ließen den Abend mit dem Film „Der große Trip“ entspannt ausklingen.
Zum Wasserfall Njupeskär
Am nächsten Morgen sind wir zum Parkplatz vom Nationalpark Fulufjället gefahren, haben den Camper abgestellt und sind zum Njupeskär gewandert, dem mit 125 Meter Höhe größten Wasserfalls in Schweden. Es war unser dritter Besuch hier, aber unser erster im Winter und so konnten wir den Njupeskär vollständig eingefroren und somit nicht mehr tobend und brausend betrachten.
Der Rundweg beträgt etwa 5 Kilometer und wieder am Camper angekommen sind wir von den hier herrschenden -10° in Richtung Mora gefahren. Das Thermometer stieg langsam aber sicher immer weiter, bis wieder Plusgrade erreicht waren und dann setzte etwas ein, was wir die letzten Wochen wirklich nicht vermisst hatten. Wasser von oben und allgemein als Regen bekannt.
Zu den Holzpfärdchen nach Nusnäs
Auf dem Weg nach Mora kommt man auch an Nusnäs vorbei, wo die Holzpferdchen Dalahäst (Dalapferd) ihren Ursprung haben.
Das Dalapferd entstand vor vielen hundert Jahren aus Zeitvertreib, als Waldarbeiter ihren Kindern ein Spielzeug nach der harten Arbeit und er langen Abwesenheit mit nach Hause bringen wollten. So schnitzten Sie die Pferdchen abends am Lagerfeuer und brachten sie ihren Kindern als Geschenk mit. Das Pferd war damals der wichtigste Besitz und ein treuer Arbeitsbegleiter der gesamten Familie. Es zog Holzladungen, arbeitete auf Feldern und brachte die Familie zum Markt, zur Kirche und zu den umliegenden Dörfern. Das älteste erhaltene geschnitzte Pferd stammt übrigens aus dem 16. Jahrhundert. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts begannen Möbelschreiner die Pferdchen herzustellen und arme Familien verdienten sich auf diesem Wege ein Zubrot. Die Brüder Nils und Jannes Olsson nahmen das Handwerk 1928 in der Werkstatt in Nusnäs auf. 1939 wurde ein 2,8 Meter großes Dalapferd in der Weltausstellung in New York ausgestellt und dadurch erst weltberühmt.
Weiter zu Santaworld im Tomteland
Nach dem Besuch in der Fabrik, wo die Pferdchen immer noch zum größten Teil aus Handarbeit hergestellt wurden, fuhren wir weiter zur Santaworld, genauer gesagt zum Freizeitpark Tomteland. In dem Freizeitpark tummeln sich Fabelwesen, Elfen, Trollen und eine Hexe. In Santa Klaus‘ Schule wird das Wissen um die magischen Kräfte mit den Kindern geteilt. Man kann die Häuser der Waldbewohner betreten und sich von der liebevollen Architektur begeistern lassen. Wir sind gespannt.
Was wunderschöne und fantastische Bilder Marc! Eure Reise ist ein Wunschtraum von mir.
Wenn 2 LPG Tankstellen auf der geplanten Route unvorhersehbar geschlossen sind, kann es mit nur 1 o. 2 Tankgasflaschen schon sehr, sehr eng werden. Ihr mit 80 L Tank habt da gute Reserve. Zur Sicherheit würde ich eine Dritte Flasche mitnehmen und der unbändige Wunsch nach Redundanz durch eine kleine Diesel-Luftheizung auf einer solchen Route mich ruhiger schlafen lassen.
Viel Freude und tolle Erlebnisse weiterhin!
LG
Joachim
Hallo Joachim, danke und sehr gerne :-)
Was den Gasberverbrauch angeht, so ist vol allem die Dämmung entscheidend. Unsere Kabine ist nun vom Fahrerhaus getrennt und das macht sich sehr positiv bemerkbar. Vorne ist uns bleibt es am Ende ja ein „normaler“ Transporter und dort kommt die Kälte durch jede Ritze, egal wie viel mal heizt. Daher Außenmatten, Innenmatten und einen Trennvorhang verwenden und das kann schon sehr helfen.
Eine zusätzliche (etwa Diesel) Heizung lohnt sich bei uns eher weniger. Die müsste die selbe Leistung und Ausströme haben, wie unsere jetzige Alde, sonst ist uns auch nicht geholfen. Wir sind (noch nicht) in so abgelegenen Ländern unterwegs, als das wir nicht auf das sehr gute Service und Partnernetz von Truma zurückgreifen könnten. Viele liebe Grüße aus Schweden, in der Nähe von Stockholm. Marc
Hallo Marc,
toller Bericht und Bilder. Macht richtig Lust auf unseren Schwedenurlaub, den wir im Februar/März machen wollen.
Wir heizen auch mit LPG und die Tankstellen sind in Schweden nicht so vorhanden.
Kannst Du sagen wieviel Gas Ihr verbraucht habt?
Euch noch eine schöne Zeit.
Gruß, Stephan
Hallo Stephan, bis jetzt waren es etwa 40 Liter (ca. 20 kg) Gas die wir verbraucht haben. Wie aber schon ein paar mal an anderer Stelle erwähnt, hängt der Verbrauch stark von der Isolierung/Dämmung des Fahrzeugs ab. Die Tage berichte ein Leser von einem Verbrauch von knapp einer Flasche (11kg) in nur einer Nacht bei -20 Grad. Der hatte aber einen Vollintegrierten und die große Scheibe und den Bereich zum Fiat vorne nicht abgedeckt/gedämmt.
Daher ist das mit dem Verbrauch immer so eine Sache und lässt sich pauschal nur sehr ungenau beantworten finde ich zumindest. Viele Grüße aus der Nähe von Stockholm. Marc
Eure Bilder sind schon ein wenig „Postkartenmotiv“ ;-) (positiv gemeint). Schöne kurzweilige Berichte zum Lesen. Ich glaube, ich muss mich auch (noch)mal auf den Weg Richtung Norden machen. In der Ecke Hagfors / Uvanå war ich schon…einfach schön dort. Weiterhin eine gute und unfallfreie Reise. Sind noch Garnelen über?
Schöne Grüße aus Wüsting
Hallo Robin, Postkartenmotive sehe ich auf jeden Fall als Kompliment an! Die Garnelen sind natürlich alle im Bauch verschwunden :-) wir werden aber noch ein paar mit nach Wüsting nehmen, auch wenn die hier oben einfach besser schmecken. Viele Grüße aus Stockholm. Marc