Der Caravaning-Tourismus entwickelt eine immer größere Bedeutung für Deutschland. Urlauber mit Reisemobil, Caravan oder Zelt bescherten der heimischen Wirtschaft im vergangenen Jahr knapp 15 Milliarden Euro Umsatz. Das sind 18 Prozent mehr als vor drei Jahren. Haupttreiber ist der Reisemobiltourismus. Der Caravaning Industrie Verband und der Deutsche Tourismusverband fordern, die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern, um das Potenzial von Caravaning-Tourismus voll auszuschöpfen. Insbesondere Reisemobilstellplätze fehlen. In diversen Foren oder Facebook-Gruppen kann man von enttäuschten Nutzern lesen, dass die meisten Stellplätze überfüllt sind und es wird auch nicht besser, im Gegenteil.
Caravaning wird seit Jahren quer durch die Gesellschaft immer populärer. Das zeigt die steigende Nachfrage nach neuen, gebrauchten und gemieteten Reisemobilen und Caravans. Zudem erhält die Urlaubsform gerade zusätzlichen Zulauf, da das individuelle Reisen im autarken Fahrzeug mit eigenen Wohn-, Schlaf-, Koch- und Sanitärmöglichkeiten in diesen Zeiten besonders sicher ist. Davon profitiert vor allem die Tourismusbranche in Deutschland, denn viele deutsche Camper verreisen im eigenen Land. Das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr e. V. an der Universität München (dwif) hat in einer neuen Studie die Effekte für die Wirtschaft durch Caravaning-Urlauber ermittelt. Ergebnis: 14,8 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2019 – ein deutlicher Anstieg um 17,6 Prozent seit 2016. Das sind schon beeindruckende Zahlen und 2020 kam durch Corona eine neue Welle an neuen Reisemobilen hinzu.
1,6 Mio. Freizeitfahrzeuge in Deutschland – Tendenz steigend
Knapp 1,3 Millionen Freizeitfahrzeuge (700.000 Caravans und 590.000 Reisemobile) sind inzwischen offiziell in Deutschland zugelassen – Tendenz stark steigend. Circa 110.000 zusätzliche Fahrzeuge sind als Pkw zugelassen, werden aber durch Um- und Ausbauten jedoch auch für touristische Zwecke genutzt. Rund 230.000 weitere Fahrzeuge waren auf Campingplätzen im Dauereinsatz. Das macht in Summe über 1,6 Millionen Fahrzeuge.

Kommunen und Gemeinden erkennen die Chancen noch nicht
Es kann nicht nur neue Stellplätze durch private Anbieter geben und einen Stellplatz zu eröffnen, ist ein nicht zu unterschätzendes Projekt. Neben einem geeigneten Grundstück sind hohe Investitionskosten notwendig und damit ein nicht zu unterschätzendes wirtschaftliches Risiko. Am zermürbendsten sind hierbei aber die ganzen Behördengänge und zu erfüllenden Auflagen und hier muss es mehr Unterstützung für private Anbieter seitens der Städte, Kommunen und Gemeinden geben, wenn die schon selbst nichts machen wollen.
In manchen Köpfen der Entscheider in den Rathäusern herrscht immer noch das Vorurteil, dass Reisemobilisten kaum Geld am Urlaubsziel lassen würden, weil sie ihren Hausrat ja quasi mitnehmen. Das ist aber falsch, was u.a. eine Untersuchung vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr (dwif) belegt.
Die Untersuchung des dwif ergab, dass jeder Caravaner und Reisemobilist pro Urlaubstag rund 50 Euro ausgibt. Hinzu kommen Besucher wie Verwandte und Freunde. Die Ausgaben dieser Personen in den Zielgebieten zusammengenommen ergeben 5,4 Milliarden Euro. Ein Plus von 8,6 Prozent gegenüber 2016. Wesentliche Treiber sind Reisemobilisten. Ihr Konsum im Zielgebiet außerhalb von Campingplätzen stieg um 27,1 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro. Touristische Camper auf Campingplätzen sind für 2,6 Milliarden Euro verantwortlich (plus 6,8 Prozent), Dauer-Camper hingegen nur für 1,1 Milliarden Euro. Zudem sind ihre Umsätze deutlich rückläufig (minus 8,1 Prozent). Die Ausgaben verteilen sich neben den Übernachtungskosten vor allem auf den Einzelhandel, die Gastronomie und alle Formen von Freizeit- und Kulturangeboten. Einen wichtigen Faktor stellen auch die Investitionen der Camper in Equipment in Höhe von 4,7 Milliarden Euro dar und die Fahrtkosten, die sich auf 4,6 Milliarden Euro summierten. Davon profitiert auch der deutsche Fiskus: Der Steuereffekt stieg um 19,1 Prozent auf knapp 3 Milliarden Euro.
Es gibt einfach zu wenig Stellplätze
Auch wir fahren an den Wochenenden gerne auf einen Stellplatz im Umkreis von ca. 100 Kilometer. Oft genug gehen wir dort auch tagsüber einkaufen, nehmen an Freizeit- und Kulturangeboten teil und gehen auch abends mal auswärts essen. Wir lungern nicht nur auf dem kostenlosen Stellplatz herum und geben sonst dort kein Geld aus. Das ist falsch liebe Entscheider in den Städten, Kommunen und Gemeinden.
Gibt es aber am gewünschten Zielort oder in der unmittelbaren Umgebung keinen Stellplatz, so gibt es auch weniger oder gar keine Reisemobilisten, welche gerne Geld in eure Kassen spülen würden. Nehmen wir hier nur mal meine aktuelle Heimatstadt Oldenburg. Ein wirklich schönes Städtchen mit keinem, nicht einem, sondern keinem richtigen Wohnmobilstellplatz, denn einen trostlosen Parkplatz ohne jegliche Servicemöglichkeiten, kann man nicht als Wohnmobilstellplatz bezeichnen. Ich verlange ja keine sanitären Einrichtungen, aber ein nett gemachter Platz mit Stromanschluss (die meisten „brauchen“ den ja) und ein paar Mülltonnen, kann man (alles auch gerne gegen Gebühr) doch schon verlangen.
In meiner Gemeinde Hude (nahe Oldenburg) gibt es einen offiziellen Stellplatz. In der Realität ist das ein großer und unschöner Parkplatz mit einem in der Regel durch Pkws belegten Bereich für Wohnmobile. Daneben ist direkt das neue, aber durch die Filteranlage laute Hallenbad und die Bahnschienen sind auch nicht weit. Das geht wirklich viel schöner und die Ansprüche der meisten Camper, mit denen ich gesprochen habe, sind nicht groß. Keiner will sich aber auf einem Parkplatz in seine Campingstühle vor den Camper setzen und unter gaffenden Blicken der anderen (nicht Camper) etwa einen Wein genießen. So gewinnt ihr keinen Blumentopf und schon erst recht keine zahlungswilligen Camper in eurem Ort.
Noch krasser sieht es in meiner Heimatstadt des Herzens Köln aus. Hier gibt es in einer Millionenstadt nur einen einzigen Stellplatz von einem privaten Anbieter. Der Platz fasst 60 Mobile, was für Köln ein Witz und für die Stadt Köln ein Armutszeugnis ist. In vielen anderen Städten sieht es natürlich auch nicht anders aus. Also liebe Städte, Kommunen und Gemeinden, baut mehr oder überhaupt erst mal einen Stellplatz und dann kommen auch die Reisemobilisten, von denen es sehr viele (Tendenz weiterhin steigend) gibt und die bringen auch gerne Geld in eure leeren Kassen.
Viele kleine Gemeinden haben halt leider gar kein profitables touristisches Angebot und wollen deswegen auch keine Kosten für Camper-Parkplätze, Stromkästen und deren Müllentsorgung investieren… Und wenn es mal wo einen Stellplatz gibt, dann wird dieser leider oft nicht betreut und mutiert so zum Treffpunkt von lärmenden Jugendlichen oder gar zwielichtigen Gestalten – leider alles schon erleben müssen. Was aber immer mehr zum Problem wird: Viele Camper sorgen selbst für Ihren schlechten Ruf weil sie ihren Müll (und ihr Grauwasser) nicht richtig entsorgen. Es gibt also leider mehrere Faktoren die Camper auch immer mehr in die Autarkie treiben und somit auch wieder den Ruf des geringeren Tourismus-Umsatzes bestätigen – irgendwie schon fast ein Teufelskreis…
Hallo Günther, ja da gebe ich dir vollkommen Recht !! Selbst wenn Einrichtungen vorhanden sind, hinterlassen manche Camper Ihren Dreck nicht an der richtigen Ort und Stelle und der nächste beschwert sich über den Zustand des Platzes. Ja es ist wie bei vielen Dingen ein Teufelskreis. Wenn eine Gemeinde keinen Platz selber betreiben kann oder will, dann sollte sie zumindest private Betreiber dabei unterstützen und es ihnen mit der Bürokratie und einer teilweise negativen Einstellung zu einem solchen Vorhaben besser unterstützen.
Ich habe leider auch die Bilder aus Bayern und anderen Gegeneden gesehen, wie mache (sicher wenige )aber reichen ja aus, die Natur vermüllt und den Ruf aller anderen Camper im wahrsten Sinne des Wortes verschmutzt haben. Natürlich habe ich keinen Masterplan in der Hand, aber es muss eine Lösung her, weil es werden definitiv nicht weniger, sondern deutlich mehr Camper in den nächsten Monaten/Jahren geben.