Wir haben bei unserem Camper auf einen Fahrradträger verzichtet und suchten nach geeigneten Fortbewegungsmitteln für in die Heckgarage. Mal abgesehen von der aktuell fehlenden Zulassung für den Straßenverkehr, finde ich E-Scooter sehr interessant und wollte herausfinden, ob diese eine Alternative zu einem Fahrrad darstellen könnten.
Hierzu habe ich exemplarisch zwei Modelle, nämlich den IO HAWK Sparrow* und den Xiaomi Mijia M365* einem Praxistest unterzogen. Beide E-Scooter lassen sich einfach zusammenklappen, nehmen also recht wenig Platz weg und wiegen um die 12 Kilo. Laut Hersteller haben sie eine Reichweite von bis 30 Kilometer. Die ersten Angaben passen so weit, nur die angegebene Reichweite hat nichts mit der Realität zu tun und genau hier liegt das Problem.
Natürlich kommen E-Scooter und auch kleine Falträder grundsätzlich weniger infrage, wenn ihr lange und anspruchsvolle Touren vorhabt und das vorwiegend im Bergischen. Für einen kleinen Ausflug in die Stadt oder vergleichbare Touren sollte es aber reichten, dachte ich mir zumindest.
Fahrspaß ist auf jeden Fall vorhanden
Prinzipiell machen die E-Scooter schon einen großen Spaß. Einfach den E-Scooter einschalten, sich mit einem Bein draufstellen, mit dem anderen Bein abstoßen, dabei Gas geben und schon rollt mal davon. Per App kann man einige Einstellungen vornehmen und allerlei Daten auslesen. Die Beschleunigung ist bei beiden Modellen ähnlich flott und wie zuvor erwähnt, es macht grundsätzlich Spaß, mit den Teilen unterwegs zu sein, wenn da nur nicht die begrenzte Reichweite und die eingeschränkte Alltagstauglichkeit wären.
Testbedingungen
Logisch ist natürlich, dass umso schneller man fährt, um so mehr Energie verbraucht man und das kostet Reichweite. Mit einem Fahrrad sind ca. 16 bis 20 km/h gut zu schaffen und wenn es denn überhaupt eine Straßenzulassung für die sogenannten Elektrokleinstfahrzeuge geben wird, dann ist die Höchstgeschwindigkeit laut dem aktuellen Entwurf auf 20 km/h begrenzt.
Somit bin ich beide E-Scooter mit einer maximalen Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h gefahren und dies bei einem Körpergewicht von 85 Kilo. Die Außentemperatur betrug im Durchschnitt 5 Grad, welche sich nämlich auch auf den Akku auswirken kann. Gefahren wurde mal auf Asphalt und mal auf leichten Schotterwegen, was auf letzteren mit den kleinen 8-Zoll Reifen, aber doch überraschenderweise gut klappte. Es wurde auch eine, wie ich finde, normalen Anzahl von Stopps und damit verbundenen Anfahrten eingelegt, weil die Anfahrten kosten wiederum natürlich einiges an Energie. Hier mal ein paar Bilder vom IO HAWK Sparrow*.
Reichweite ist die Achillesferse der E-Scooter
Das ganze habe ich viermal pro Roller auf unterschiedlichen Strecken durchgespielt und im Durchschnitt war nach 15 Kilometer der Akku leer. Die Ladezeit beträgt dann im Durchschnitt 5 Stunden, hier ist dann also einiges an Geduld angesagt und Wechselakkus wären hier auf jeden Fall wünschenswert.
Jetzt kann man sagen, nun 15 Kilometer Reichweite sollten schon passen und wenn nicht, dann geht es halt per Muskelkraft weiter. Nein geht es nicht, weil der E-Scooter nicht so „einfach“ treten lässt, wie man es von einem normalen Scooter gewohnt ist. Die störrigen 12 Kilo kann man dann nur noch neben sich herschieben, an eine „Tretfahrt“ ist also wirklich nicht zu denken.
Weitere Kleinigkeiten
Dass einem auf „längeren“ Fahren am Stück, dann doch ein Sattel fehlt und man auch kein Gepäckträger hat, sind hier weitere kleine Nachteile gegenüber dem Fahrrads. Auch ist das Festschließen an einem Fahrradständer etwas umständlicher, aber das war mir im Vorfeld schon bewusst. Das aber bei leerem Akku „nichts mehr geht“ dies hatte ich so nicht erwartet.
Die Alternative ist ein Faltrad
Handelsübliche Fahrräder in die Heckgarage zu stopfen, ist selbst bei größeren Fahrzeugen eine Qual. Lenker oder Pedale, etwas verhakt sich auf jeden Fall. Auch von der Rahmen bzw. Reifengröße her wird es hier mit dem Platz problematisch. Daher bieten sich hierfür am besten sogenannte Falträder an. Laut Wikipedia ist ein Faltrad, auch bekannt als Klapprad, ein Fahrrad, welches über konstruktive Vorrichtungen wie Scharniere, Kupplungen und/oder Schnellspanner verfügt, die es erlauben, das Rad schnell und einfach auf ein so geringes Packmaß zusammenzufalten oder zu zerlegen. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Jetzt gibt es Räder von verschiedensten Herstellern und in nahezu allen Preisklassen und weil wir keine Fahrradexperten sind, haben wir uns beraten lassen. Bei unserem letzten Besuch in Köln haben wir einen kleinen Abstecher nach Sankt Augustin gemacht. Hier hat der Onlineriese Fahrrad XXL* eine seiner Filialen und so konnten wir uns nicht nur eine große Auswahl anschauen, sondern auch ein paar Runden drehen. Der kompetente und freundliche Verkäufer Marcus Koch zeigte uns die verschiedenen Hersteller und erklärte uns deren Vor- und Nachteile.
Die Entscheidung fiel am Ende auf das Model Passat Easy Road mit 20 Zoll Reifen*. Das Rad hat eine 7 Gang Shimano Kettenschaltung, tolle Fahreigenschaften, eine hochwertige Verarbeitung und ein Eigengewicht von etwa 14 kg. Es lässt sich schnell und einfach zusammenfalten und natürlich auch aufbauen. Was den Fahrkomfort angeht, so hätte ich nicht gedacht, dass man mit einem 20 Zoll Faltrad so gut fahren kann.
Wir nahmen 2 davon direkt mit und Zuhause haben wir geschaut, ob es auch etwas für die Kids wäre. Also Zwerg Nase Nr. 1 kommt ihren 145 cm locker an alles ran und somit haben wir direkt online noch eins davon nachbestellt. Zwerg Nase Nr. 2 muss noch etwas wachsen und wird in der Zwischenzeit ihr altes Rad mitnehmen müssen. Hier lässt sich aber recht einfach der Lenker umdrehen und es bekommt noch ein paar einklappbare Fahrrad-Pedalen*. Alle vier Räder passen ohne zu großes Tamtam in die Heckgarage. Dennoch werden wir, wie in der Vergangenheit auch, gut im Vorfeld überlegen, ob wir Fahrräder vor Ort überhaupt benötigen.
Ein Großteil unserer Urlaube sind Wanderurlaube und hier sind Fahrräder das Letzte, was ich etwa mit nach Norwegen nehmen würde. Bei einem Ausflug am Wochenende an die Nordsee oder nach Holland macht die Mitnahme natürlich Sinn.
Fazit
E-Scooter finde ich weiterhin sehr interessant und für einige Anwendungsfälle sind sie sicherlich eine gute Wahl. Das Deutschland bei der Straßenzulassung noch hinterherhinkt ist bei der ganzen Debatte um alternative Antriebe schon traurig, aber das ist ein anderes Thema. Die Reichweite von maximal 15 Kilometer ist am Ende einfach zu wenig. Mal abgesehen vom Strombedarf bei gleich 4 E-Scootern hat das Fahrrad hier einfach zu viele Vorteile.
Es ging uns auch nicht um den Elektroantrieb an sich, denn E-Bikes kamen (von den Kosten mal abgesehen) auch nicht infrage. Nur auf einem „normalen“ Roller ohne Elektroantrieb kommt man einfach nicht so weit, wie auf einem kleinen Fahrrad und aus meiner Sicht hat ein E-Scooter aktuell noch zu viele Nachteile. Somit sind für uns Falträder aktuell die beste Wahl, um mit dem Camper auch vor Ort mobil zu sein.
Hallo Marc,
danke für den Test. Jetzt hast Du mir den E-Scooter aber „madig“ gemacht. Ziemlich schwer (12 kg) und dann auch nur 15 Kilometer Reichweite. Aber wenn sich dass Ding dann nicht einmal leichtfüßig bewegen lässt, wenn der Akku leer ist, dass geht ja nun überhaupt nicht.
Ein Fahrrad ohne Elektro ist aber nun auch keine Lösung (für mich). Bei XXL Fahrrad gibt es ja viele Fahrräder. Leider meist ohne Angabe des Gewichts. Und dass ist ja nun für uns Camper ein wichtiges Kriterium. Ich bin weiterhin auf der Suche nach einem E-Bike bis 15 kg inkl. Akku, welches mich und Hund und Fototasche trägt (sind dann 110 kg zusammen…).
Hi Bodo, sorry das ich dir die Augen geöffnet habe :-) Die Räder wiegen alle so um die 13-15 Kilo. Das einzige was unter 10 Kilo lag, ist das Dahon JIFO UNO.
Kommentar des Verkäufers „Keine Ahnung was sich mein Chef dabei gedacht hat, diesen Mist zu kaufen“ das ist nicht mal ein Spielzeug. Hat es recht, das teil ist totaler Schrott.
E-Bike bis 15 kg wird sportlich…. Viel erfolg und lass es mich wissen, wenn du eins gefunden hast. Beste Grüße Marc
Hallo Marc,
sehr interessantes Thema. Aktuell habe ich auch zwei Falträder in der Heckgarage, liebäugle allerdings auch mit einem E-Scooter. Denke man muss eine Preisklasse höher gehen um hier halbwegs vernünftige Reichweiten zu erreichen. Bei mir steht im Moment der Kumpan 1950 ganz oben auf der Liste, denn gibt es jetzt schon mit Straßenzulassung, ist aber zugegeben sehr sehr teuer was mich noch zögern lässt. Wir warten jetzt noch ab, bis das langersehnte Gesetz verabschiedet wird und wie sich der Markt dann noch entwickelt.
VG
Micha
Hi Micha, es wird sich auch die Technologie noch weiterentwickeln. Die Reichweite wird wie bei den e-Autos sicher noch steigen. Es bleibt weiter spannend. Beste Grüße Marc
Moinsen,
das klingt ja alles sehr flau. Ich habe mich auf der letzten caravan bei „moovi.de“ umgeschaut. Alles sehr stylisch, aber auch nicht echt ne alternative zu denen, die Du getestet hast. Aber kannst ja trotzdem mal gucken.
Es geht halt nix über das gute alte „TMS“!! (auf deutsch: tritt man selber!)
Und das von Dahon taugt nix inne Suppe? Die sind eigentlich auch nicht so günstig.
Wie verstaut Ihr die Räder? Weil wenn Kettenschaltung, muss man doch auf den hinteren Bereich achten. Das es nicht verbiegt oder bricht.
Gruß Michael
Moin Michael, aktuell kommen die Räder nebeneinander in eine Reihe. Also den Lenker um die Pedalen eingeklappt. Wenn ich den Rahmen noch umklappen würde, hätte ich ein „Paket“ und die müsste/könnte ich dann stapeln. So in einer Reihe finde ich es bis jetzt am handlichsten, aber hier fehlt noch die Praxiserfahrung. Beste Grüße Marc
Moin,
habe mir jetzt nach ausführlicher Beratung einen Lehe K1 geholt und bin absolut begeistert.
Lässt sich relativ kompakt zusammenklappen, wiegt 18 kg und hat eine getestete Reichweite von mind. 25km was für uns absolut ausreichend ist.
Grüße
Micha
Stolzer Preis für den Flitzer. Aber sieht schon cool aus. Viel Spaß damit. Beste Grüße Marc
Hallo Marc,
jetzt geht es bald mit den Kindern über Ostern auf Tour. Also musste eine Lösung her. Das Thema Scooter hat die Bundesregierung ja scheinbar so richtig schon verka… (verdorben). Was da als Gesetzt kommt, darauf kann ich verzichten. Also nun für mich ein E-Bike. Seit heute habe ich ein Blaupunkt Carla 180. Preis knapp 1000 Euro und Gewicht nur 15,2 kg! Selbst heute gewogen mit allen Anbauteilen und AKKU! Lediglich das Netzteil geht extra. Ist aber eine kleine Ausführung mit 250 Watt und mein Wechselrichter Sinus mit 1000 Watt hat schon artig den Akku geladen.
Schon seit einer Woche habe ich auch das Blaupunkt Carl 280. Dies wiegt nach meiner Messung 19,2 kg und hat dafür größere Reifen, eine Gangschaltung und bessere Bremsen. Ich werde nach Ostern mal berichten, wo in der Praxis die Unterschiede zwischen den beiden Modellen sind. Das Klapprad Carla 180 ist zumindest für uns Wohnmobilfahrer der Klasse bis 3500 kg endlich eine auch preislich interessante Lösung. Reichweite soll bei beiden Modellen bis zu 70 Kilometer sein.
Hi Bodo, das Carla 180 klingt interessant. Ich freue mich auch einen Erfahrungsbericht. Viele Grüße Marc
Heute habe ich mit meinen beiden Blaupunkt Klapprädern (Falträder) jeweils eine kleine Tour (jeweils rund 15 Kilometer) auf etwa gleicher Strecke unternommen. Meine erste Einschätzung.
Carla 180: die vier Kilo weniger machen sich schon beim herausheben aus der Heckgarage meines Eura Mobil 650 VB positiv bemerkbar. Auch ist es deutlich kleiner als das Carl 280. Die Hinterradbremse beim Carl 180 ist gerade noch ausreichend um meine fast 100 Kilo (inkl. Fotorucksack) zu bremsen. Bei einem E-Bike sollte die Bremse besser sein. Mit den kleinen Reifen habe ich bislang weniger Probleme. Was ich jedoch noch vor unserer Fahrt nach Cuxhaven ändern werde: der Sattel. Das/die Carla 180 fährt sich sehr hart. Ich habe 4,5 Bar vorn/hinten in den Reifen. Obwohl keine Gangschaltung vorhanden ist, stimmt die Abstimmung in sich gut. Steigungen werden gut genommen (das Carl 280 kann es natürlich etwas besser, wenn 1. oder 2. Gang eingelegt ist). Auch die Geschwindigkeit von etwa 21 km/h wird gut gehalten. Aktuell tendiere aktuell eher zum Modell Carla 180. Zumindest für Wohnmobile bis 3500 kg scheint es eine gelungene Mischung aus Leistung und Gewicht und Preis zu sein. Ich werde das Fahrrad überwiegend in den Städten benutzen. Und weniger auf steinigen Waldwegen. Akku lade ich aktuell erstmals auf.
Ich werde weiter berichten. Beste Grüße