Nordkap 2018 – Autofriedhof im Moor Kyrkö Mosse

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In dem Moor mit dem Namen Kyrkö Mosse nahe des Örtchens Ryd in der Gemeinde Tingsryd, befindet sich ein großer Autofriedhof mitten in einem Wald. In dem Moor hat Åke Danielsson (1914–2000) anfänglich nur Torf abgebaut und sich dann im Laufe der Zeit der Verwertung von alten Autos gewidmet. Die ausgeschlachteten Wracks ließ Åke einfach im Wald stehen und auf seinem Gelände wohnte er auch in einem kleinen Haus, bis er 1992 endgültig in ein Altersheim ziehen musste, wo er im Jahre 2000 dann verstorben ist.

Eigentlich sollten die Autowracks alle bis zum 30. November 1998 eingesammelt und zu einer regulären Autoverschrottungsanlage abtransportiert werden. Ansonsten hätte der damals 84-jährige Åke ein Bussgeld von 10.000 Kronen zahlen sollen. Aber es gab auch einen großen Protest und die schwedischen Behörden erkannten den kulturhistorischen Wert der Altautos an und stellten sie bis 2050 unter Schutz. Bis dahin sollten aber die Autos auf natürlichem Wege zerfallen sein.

Der Autofriedhof und die Geschichte von Åke på Myren

Åke Danielsson ist bekannter unter dem Namen Åke på Myren. Åke erblickte das Tageslicht am 8. Mai 1914 in Tröjemåla. Nach der Schule arbeitete er für 25 Kronen im Monat als Knecht auf einem Hof. Das bedeutete sieben Tage von morgens 5 Uhr bis abends 7 Uhr harte Arbeit und das Woche für Woche.

Erst in den dreißiger Jahren konnte Åke nach Småland zurückkehren und erwarb dort ein Stück Sumpfland und einen Spaten, um Torfstecher zu werden. Der Torf wurde damals gestochen und getrocknet, um dann als viel gefragtes Düngemittel verkauft zu werden. Aber das Torfstechen war keine wirklich leichte Angelegenheit und die Konkurrenz war groß und so baute Åke seinen eigenen Torfernter aus alten Autoteilen. Außer der Torffabrik baute er sich selbst auch ein kleines, mit Torf isoliertem Haus, nur 12qm gross, aber mit Küche, Schlafzimmer und Wohnzimmer. Das Haus sowie die Überreste der Torffabrik kann man heute noch sehen.

Gegen Mitte des 20ten Jahrhunderts wurden alte oder defekte Autos einfach in den Wäldern abgestellt. In dieser Zeit begann Åkes Autoschrottsammlung bekannt zu werden. Das Geschäft mit dem Schrott wuchs und die Torfstecherei schrumpfte. Im Laufe der Zeit wurde Åke mehr und mehr zum Autoexperten und zum Geheimtipp, wenn es um verschiedene Modelle und Ersatzteile ging. Und ohne es zu wissen, entwickelte er sich zum Pionier des Recyclings, mit Bewusstsein für Umweltgifte wie Altöl und Batterieflüssigkeit. Doch Åke wurde langsam alt und arbeitete weniger. 1974 kaufte er sein letztes Autowrack, seither verkaufte er ausschließlich Ersatzteile.

Doch nicht allen gefiel sein Geschäft, und so beschloss die Gemeinde, dass alle Autowracks aus dem Moor entfernt werden sollten. Die Wracks sollten einem autorisierten Recyclingunternehmen überführt werden. Ein Bußgeld wurde angedroht, sollte der Schrott nicht rechtzeitig entfernt sein. Doch Åke war zu diesem Zeitpunkt krank und in einem Pflegeheim untergebracht.

Viele empörten sich über den harten Beschluss und engagierten sich für Åke und seinen Autoschrott. Einer der damaligen Museeumleiter in Växjö, Karl-Johan Krantz schlug schließlich vor, das gesamte Gebiet unter Schutz zu stellen und als Kulturreservat zu bewahren. Der Fall wanderte durch die Instanzen bis zur Regierungskanzlei, doch auf jeder Ebene wurde der kommunale Beschluss der Räumung bestärkt. Nach weiteren Schlagzeilen und Protesten beschloss die Kommune schließlich, ein erneutes Großtreffen zu veranstalten.

Sie lud alle Vertreter der verschiedenen Interessengruppen zu einem Treffen im Moor ein. Nach einem gemeinsamen Rundgang über das Gelände rückte die Kommune schließlich von ihrer Position ab. Die Autowracks durften bleiben und niemand hatte Sanierungskosten zu tragen.

Und das beschreibt wohl die Stimmung, zwischen den rostigen Karossen, recht gut. Es herrscht ein merkwürdiger Kontrast zwischen den rostigen Autowracks und dem frischen Grün ringsum. Farne sprießen zwischen rostigen Blech empor und die Sonne wirft ein warmes Licht über diesen verwunschenen Ort. Es herrscht das Jedermannsrecht (Allemansrätt)! Die Besichtigung des Friedhofs ist kostenfrei. Genieße die Ruhe, lass alles so, wie du es vorfindest und achte die Natur!

Weiter geht es im nächsten Teil der Reise
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