Mit Lithium haben wir jetzt endlich immer genug Saft

Die Lesedauer für diesen Artikel beträgt ca. 5 Minuten

Beitrag von Christian Dengler: Über die letzten Jahre und Urlaube musste ich mich immer wieder über das Thema Strom ärgern. Insgesamt dreimal war die Starterbatterie leer. Ausgangspunkt war am Anfang offenbar der Gaswarner, den die „Profis“ von der Werkstatt an die Starterbatterie geklemmt hatten. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich dem Teil endlich auf die Schliche kam. Die Gaswarner haben die Eigenheit, dass sie bei winterlichen die Luft zur Analyse erwärmen. Das ist dann ein ausgesprochener Wadenlutscher auf der Batterie. Dazu kam dann auch das Autoradio als weitere Ursache für eine leere Batterie. Das hat uns auf Sardinien mal einen halben Tag gekostet und die Erkenntnis gebracht, dass wir etwas verändern müssen.

Das Autoradio habe ich schon letztes Jahr umgeklemmt, sodass es wahlweise auf Starter- oder Aufbaubatterie läuft. Ebenfalls im letzten Jahr kam dann ein flexibles Solarpanel mit 100WP dazu. Die Energieprobleme sollten damit passé sein. Aber die 92Ah der Aufbaubatterie sind für uns einfach nicht genug. Man kann dummerweise nur die Hälfte der Kapazität nutzen, wenn man die Batterie nicht gleich zerstören möchte. Wir haben eine Kapselmaschine, die kurzfristig mal 120A haben möchte (Spannungswandler mit Verlusten) und wollen trotzdem auch mal zwei oder drei Tage autark stehen.

So ist der Entschluss gereift, eine „teure“ Lithiumbatterie zu kaufenBei gleicher Nennkapazität hat man doppelt so viel tatsächliche Kapazität und gleichzeitig noch deutlich an Gewicht gespart. Gerade bei einem Alkovenmodell mit 3,5t zulässigem Gesamtgewicht ist das Thema Gewicht immer brisant und teuer, wie Marc es erst letztes erklärt hat. So kann man sich die Investition zumindest etwas „schönreden“.

Nach ausführlicher Eigeninformation und langen Überlegungen haben wir uns für einen 160Ah LiFeYPO4 (Lipo) von Lisunenergy entschieden. Wir werden dieses Jahr insgesamt mehr als zwölf Wochen in Elternzeit unterwegs sein. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Die Einbauposition unter dem Fahrersitz ist ideal, weil dort alle Kabel sind und obendrein der Platz ja eh schon vorhanden ist. Nach einigen Recherchen habe ich herausgefunden, dass sogar der 160Ah Lipo von Lisunenergy unter den Sitz passen soll. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist im Vergleich zu anderen LiFeYPO4 Batterien richtig gut. Im Vergleich zu billigen GEL oder anderen Bleibatterien muss man schon von einer jahrzehntelangen Nutzung ausgehen oder sonstigen Nutzen daraus ziehen zu können um sich die teuren Teile gänzlich schönreden zu können.

Wir hatten ja nur eine Banner AGM 59501 Batterie mit 92Ah verbaut und was die Gewichtsersparnis angeht, so beträgt sie gegenüber der Lipo beim direkten Austausch zwar nur 4 kg, aber so darf man ja nicht rechnen. Um die gleiche Kapazität zu erhalten bzw. nutzen zu können, hätten mindestens 3 von den AGM Batterien verbauen müssen. Dann würde die Gewichtsersparnis über 60 kg betragen.

Wir wollen auch einfach die volle Freiheit haben und mal zwei oder drei Tage ohne externen Strom auskommen können und bei nur einer Nacht auf einem Stellplatz auch nicht das Stromkabel auspacken zu müssen. In vielen Fällen kostet der Strom auch extra und da kann die hohe Investition vielleicht zu einem kleinen Teil kompensiert werden.

Letztes Wochenende war es dann so weit. Der Einbau am Sonntag hat zwar einige Stunden gedauert, aber auch mächtig viel Spaß gemacht!

Zuerst musste die alte Batterie ausgebaut werden und die Befestigungsmöglichkeiten gefunden werden. Die normalen Batterien in Autobatterienform haben vorstehende Fußsockel für eine Blechbefestigung. Die Winston Zellen, welche die Basis für Lisunenergy bilden, haben so etwas nicht und können auf verschiedenen Wegen gesichert werden. Zum einen gibt es selbstgebaute Kästen für die Zellen, zum anderen können diese aber mit einem Spannband gesichert werden. Das ist leichter und auch günstiger. Auch die Aufbauhöhe verändert sich so nicht.

Wir haben den Lipo auf dem originalen Bodenblech unter dem Sitz befestigt. Verschraubte Gewindestangen und eine Aluminiumleiste von oben fixieren die neue Batterie bombenfest. Die Steuerung haben wir an die Sitzkonsole geschraubt.

Da die Lipos andere Ladekennlinien benötigen haben wir auch das 230V Netzteil gegen ein besseres Produkt ausgetauscht. Wir haben jetzt ein Victron Blue Smart IP22* mit drei Ausgängen und 30A. Damit kann mit einem eigenen Ausgang auch das Stromsymbol im Knaus Panel gesteuert werden. Man sieht so, dass man Außenstrom hat (oder die Sicherung geflogen ist…). Das hatte das original verbaute Produkt von CBE und mein integrierter Lader im Spannungswandler nicht.

Den Solarwandler Victron SmartSolar MPPT 100/30* konnte ich ganz einfach auf eine Ladekennlinie umstellen. Zusätzlich hinzu kam noch ein Batteriecomputer von Victron, den BMV-712 Smart*. Dieser ermittelt über einen Shunt die Zu- und Abgänge der Batterie. Auch die Starterbatterie kann dort angeschlossen werden.

Der BMV-712 Smart* hat Bluetooth, sodass man mit der Victron App alle relevanten Details einsehen kann. Über meinen Fernzugriff mit Teamviewer über ein Android Telefon kann ich das auch aus der Ferne.

Verbauen muss ich das Teil noch. Dazu muss ich noch einige Meter Kabel quer durchs Wohnmobil verlegen. Auch den Batteriecomputer muss ich noch kalibrieren. Das hatte ich am Sonntag vergessen. Den Lipo habe ich schon mal gut getestet. Selbst nach vier Espresso hintereinander lag ich noch bei 98% Kapazität im Batteriecomputer. Die alte Batterie lag da schon bei unter 12V. Ein Erfahrungsbericht folgt…

7 Kommentare
  1. Alex
    Alex sagte:

    Danke für die Infos soweit. Ein Link zum Hersteller oder Händler der Batterie wäre noch echt super.
    Könnt Ihr den nachreichen?

  2. Christian
    Christian sagte:

    Hallo Alex,
    vielen Dank für Deinen Kommentar.
    Der Hersteller ist Lisunenergy http://lisunenergy.de
    Die Basis bilden Winston Zellen, die baugleich offenbar auch in Victron Lipos stecken.
    Ein guter Kontakt zum Einbau ist Peter, ein mobiler Einbauservice: https://womotechnikservice.com
    Ich habe es aus Zeitmangel mit einem Freund gemeinsam erledigt. Geht auch, wenn man weiß was man macht.
    Liebe Grüße
    Christian

  3. Willi
    Willi sagte:

    Wie ist es euch mit dieser Art des Einbaus bisher ergangen? Zeigte dich die offene Einbauweise bereits irgendwie problematisch? Würdest du es heute wieder genauso machen?

    Überlege auch gerade das gleiche Winstonsetup unter dem Beifahrersitz zu verbauen.

    LG
    Willi

  4. Christian
    Christian sagte:

    Hi Willi,
    ich würde es wieder absolut genauso machen. Die Winston Zellen sind super. Der Bausatz von Lisunenergie ist ideal geeignet für die Verwendung in Wohnmobilen.
    In 2018 waren wir im Mai/Juni sechs Wochen auf Sizilien und in Kalabrien unterwegs. Das Stromkabel hätten wir daheim lassen können. Wir haben es nicht ein einziges Mal benötigt. 200W Solarpower und die Lichtmaschine alle zwei Tage bei den kurzen Strecken haben gereicht, trotz Spannungswandler und Espressomaschine!
    Im Juli/August 2018 waren wir dann noch mal sechs Wochen unterwegs, dieses Mal in Schweden. Auch dort haben wir unser Stromkabel nicht benötigt.
    Fazit: Alleine für die Unabhängigkeit würde ich es wieder tun. Wer lange an einem Platz steht (so war unser letzter Sardinienurlaub 2019) für den kommt der volle Nutzen nicht so zur Geltung.
    Vielleicht kann man inzwischen aber auch etwas günstigere Zellen ohne Y kaufen. Wer nicht bei Minusgraden aufladen will kommt damit vermutlich auch gut klar.
    Liebe Grüße
    Christian

  5. Willi
    Willi sagte:

    Danke für die Rückmeldung. Freut mich zu hören. Da auch wir eher zu den freihstehend „Hoppern“ gehören, plane ich den 50a Ladewandler von Votronic einzubauen und auf Solar gänzlich zu verzichten. Tendiere alternativ zur 180ah Robur da dort die Zelle bereits in einem Metallcase untergebracht sind, es 20ah mehr als das besagte Winstonset hat und zudem noch knapp 500€ billiger. Bei Minusgraden laden … das kann ich noch nicht ganz beurteilen, doch ist bei einer Lifepo4 (ohne Yttrium) das Entladen im einfachen Minusbereich möglich, sodass ich mir denke dass ich im Notfall einfach die Heizung etwas hochfahren lasse damit es um den Beifahrersitz herum etwas wärmer wird. Mal schauen… :-)

    LG
    Willi

  6. Olli
    Olli sagte:

    Hi Christian,
    ich bin auf deine sehr informative Seite gestoßen da ich nach Tips zu LiFePo-Akkus suche.
    Schon viele Tage grüble ich darüber welchen Unterschied die DropIn-Lösungen von Liontron (=Bosswerk =Greenakku =?) oder von Super B z.B. Model Epsilon oder aber die Lisunenergy-Bausatz-Lösung mit Winston-Zellen machen. Welche ist zuverlässig, welche ist ihr Geld wert? Der Unterschied liegt immerhin bei 965,- (liontron) über 1400,- (lisunenergy als Bausatz) bis ca. 1700,-€ für die Super B … jeweils mit ca. 100Ah
    Investition und Zuverlässigkeit wären meine Kriterien … wobei beides einfach zueinander passen sollte.
    Hast Du dazu evtl. einen Tip??
    vielen Dank und viele Grüße
    Olli

  7. Michae M.
    Michae M. sagte:

    Servus Alex,

    bin schon langer „Verfolger“ von Marc‘s Blog.
    Somit kam ich auf Deinen Artikel, der sehr interessant ist.
    Nun mal ne Frage, weil ich am gucken bin für unseren Malibu Van.
    Gibt es bei den einzeln Herstellern „echte“ Unterschiede? Mal abgesehen von den unschönen Zahlen, die ganz unten stehen.
    Ich bin jetzt bei ner 95Ah bei Büttner oder Super B hängen geblieben. Was natürlich schon ne derbe Nummer ist.

    Einen schönen Abend
    Gruß Michael

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